Britische Besetzung vor 175 Jahren

Hongkongs Bedeutung im Ersten Opiumkrieg

Hongkong im Jahr 1870. Der sogenannte Opiumkrieg zwischen England und China hatte 1841 zur Besetzung Hongkongs geführt. Nach 156 Jahren wurde die britische Kronkolonie zum 1. Juli 1997 an China zurückgegeben.
Hongkong im Jahr 1870. Der sogenannte Opiumkrieg zwischen England und China hatte 1841 zur Besetzung Hongkongs geführt. © picture-alliance / dpa / Hongkong Museum of History
Von Otto Langels · 26.01.2016
Vor 175 Jahren war Hongkong noch eine unbedeutende kleine Fischergemeinde. Mit der britischen Besetzung im ersten Opiumkrieg sollte sich das ändern. Um den lukrativen Drogenhandel mit China aufrechtzuerhalten, hatte Großbritannien seine Armee losgeschickt.
Anfang des 19. Jahrhunderts exportierten englische Händler in großen Mengen Opium nach China. Das Kaiserreich versuchte den schwunghaften Drogenhandel zu unterbinden und löste damit 1839 einen militärischen Konflikt aus. Großbritannien entsandte eine gut ausgerüstete Flotte nach Ostasien.
"Wir gingen am Montag, den 26., um 15 Minuten nach acht an Land. Wir kamen in dem guten Glauben, die ersten Besitzer der Insel zu sein und tranken unter drei Hochrufen auf die Gesundheit Ihrer Majestät."
Das berichtete Captain Edward Belcher über die Besetzung der Insel Hongkong durch britische Soldaten am 26. Januar 1841.
Der Oberbefehlshaber Admiral Charles Elliot hatte den Befehl, im Fernen Osten eine Insel in Besitz zu nehmen, und entschied sich für Hongkong. Offiziere hissten auf dem später Possession Mount genannten Hügel den Union Jack.
"Eine karge Insel mit kaum einem Haus darauf," schimpfte Außenminister Lord Palmerston, als er erfuhr, dass sich Elliott ausgerechnet einen "nackten Felsen" für seinen Eroberungszug ausgesucht hatte. Palmerston entließ den Flottenadmiral.
Opium als Tauschmittel
Anlass für die Besetzung Hongkongs war der Erste Opiumkrieg zwischen Großbritannien und dem Kaiserreich China gewesen. Seit dem 17. Jahrhundert hatten britische Händler in immer größeren Mengen Waren aus China ausgeführt. Um die Produkte nicht mit teurem Silber bezahlen zu müssen, boten sie Opium als Tauschmittel an.
Die Sinologin Mechthild Leutner von der Freien Universität Berlin:
"Heute würden wir von Drogenhändlern sprechen, die massiv mit Unterstützung der britischen Regierung ihre Interessen durchsetzten. Und Opium war Ersatz für das vormalige Silber, mit dem die wirklich kostbaren chinesischen Produkte wie Seide, Baumwolle natürlich, Porzellan und Tee vor allen Dingen auch nachgefragt wurden."
Die Droge gelangte aus Britisch-Indien über Kanton nach ganz China. Hatten englische Händler um 1780 nur einige hundert Kisten Opium pro Jahr ins Land gebracht, so waren es fünfzig Jahre später bereits 40 000.
"Zu Beginn ist dein Geist erfrischt, bald wird dein Kopf klarer und deine Augen werden schärfer."
So pries ein junger Chinese den angenehmen Duft und süßen Geschmack des Opiums.
"Deine Stimmung hellt auf, deine Augenlider schließen sich. Du nickst auf deinem Kissen ein, losgelöst von allen Gedanken, als wärst du in einer Traumwelt. Geist und Seele sind beruhigt. Das ist wirklich das Paradies."
Süchtige belasteten Wirtschaft
Doch die ökonomischen, gesundheitlichen und sozialen Folgen des zunehmenden Opiumkonsums waren verheerend.
"Es waren immer mehr Süchtige, die natürlich auch die Wirtschaftssituation belasteten, also nicht mehr produktiv arbeiten konnten. Die Aushöhlung der Gesundheit, das war ein Faktor, aber ich denke, längerfristig war der ökonomische Faktor, die Schwächung der Wirtschaftskraft des chinesischen Kaiserreiches, ganz entscheidend. Es gibt einzelne Zahlen, dass in manchen Städten zehn, zwanzig, dreißig Prozent der Bewohner vom Opium abhängig gewesen sind."
Der chinesische Kaiser versuchte den florierenden Drogenhandel zu unterbinden. Er verbot Ausländern das lukrative Geschäft mit dem Rauschmittel und ließ 1839 in Kanton mehr als 20.000 Kisten Opium beschlagnahmen und verbrennen. Die britischen Kaufleute reagierten verärgert und baten ihre Regierung um Unterstützung. London entsandte eine modern ausgerüstete Kriegsflotte mit 16 Schiffen, 540 Kanonen und 4.000 Mann Besatzung nach China und entfesselte den Ersten Opiumkrieg.
"Die militärische Überlegenheit hat natürlich dazu geführt, dass die britischen Truppen voll durchmarschieren konnten und dass sie relativ schnell die Armee des mandschurischen Kaisers besiegt haben."
Hongkong wird gigantisches Wirtschaftszentrum
Mit dem Vertrag von Nanking ging der erste Opiumkrieg im August 1842 zu Ende. Die Chinesen verpflichteten sich zur Öffnung ihrer Häfen für ausländische Händler, zu Reparationszahlungen und zur Abtretung Hongkongs.
"Hongkong wurde natürlich ein Hauptumschlagplatz für Opium - es war als Hafen ideal - und es war natürlich nochmal ein Zwischenstopp zwischen Indien, wo die Hauptproduktion von Opium stattfand, und China."
Großbritannien stieg zur führenden Imperialmacht in Ostasien auf. Das öde Fischer- und Piratennest Hongkong sollte sich zu einem gigantischen, von Wolkenkratzern gesäumten Zentrum der fernöstlichen Wirtschaft entwickeln.
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