Brigitte Mang

"Ich kann Gärten lesen"

Brigitte Mang, neue Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz
Brigitte Mang, neue Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz © dpa / picture alliance / Hendrik Schmidt
Brigitte Mang im Gespräch mit Katrin Heise · 24.02.2017
Gärten sind seit jeher ihre Leidenschaft. Nun ist Brigitte Mang seit wenigen Wochen Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz und verantwortlich für sieben in die Auenlandschaft der Elbe eingebettete Schloss- und Gartenanlagen. "Sie sind ein Geschenk der Geschichte."
Die Tochter eines renommierten Wiener Architektenpaares wurde schon früh zum künstlerisch-gestalterischen Schauen ermutigt und hat ihr Leben historischen Gärten verschrieben. Dabei hat sie sich über die Jahre eine ganz besondere Fähigkeit zugelegt:
"Also, ich kann lesen in den Gärten. Wenn ich in einen Garten komme, wozu ich zum Beispiel noch nicht viel gelesen hab oder noch nicht viel Hintergrundwissen habe, kann ich relativ rasch drin sehen und lesen, woher kommt er, wie hat er sich entwickelt. Das lernt man über die Jahrzehnte. Da hab ich auch sehr, sehr viel von Kollegen der Generation vor mir gelernt. Sehr vielen Kollegen, die auch in der ehemaligen DDR gearbeitet haben. Das lernt man. Und dann ist es natürlich immer von größtem Interesse, wer ist die Herrscherin, wer ist der Herrscher gewesen, die/der das angelegt hat. Warum hat sie/er das angelegt? Mit welchem gesellschaftlichen, politischen, sozialen Hintergrund? Mit welchem religiösen Hintergrund. Das kommt natürlich dazu, das dürfen wir aus heutiger säkularer Sicht gar nicht vergessen."
Als Direktorin der Österreichischen Bundesgärten war Brigitte Mang für die ehemals habsburgischen Barockgärten zuständig. Jetzt will die 57-Jährige möglichst vielen, auch jungen Menschen, das geistige und künstlerische Erbe des ersten aufklärerischen Fürsten Europas; Friedrich Franz von Anhalt-Dessau; aufschließen:

"Wir benötigen Apps für die nächste Generation"

"Ich denke für die jüngere Generation werden Pakete wichtig sein. Radfahren. Kunst und Kultur. Wandern. Spazierengehen. Kunst und Kulinarik. Wochenenden mit Freundinnen und Freunden. Dieses reine 'ein Schloss anschauen', 'einen Garten anschauen' wird nicht anlocken. Da muss schon vom Erlebnis und von der Reise her eben der Sport, die Kulinarik, die Wellness und mehr im wahrsten Sinne des Wortes dabei sein. ( ... ) Und ich denk auch für die jüngere Generation, dass die Aufgabe aller Kulturinstitutionen sein wird mit neuen Medien verstärkt zu arbeiten. Auf neuen Wegen zu kommunizieren. Wir werden uns nicht beschränken können auf die analogen Wege. Die brauchen wir natürlich. Wir brauchen einen Pflanzenführer, der wirklich in Buchform da ist. Wir brauchen die Architekturführer, die Bücher über die Schlösser. Aber wir benötigen genauso Apps und jedes neue Medium für die nächste, übernächste Generation."
Der Erfinder und Begründer des Gartenreichs, Fürst Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, glaubte fest daran, dass Gutes bewirken könne, wer wahre Schönheit erlebe. Darüber, wie der Fürst die nun in der Nähe der Schloss- und Gartenanlagen gebauten Windräder gefunden hätte, lässt sich nur spekulieren:
"Ich denk, wichtig ist, diese aufklärerische Haltung die Fürst Franz hatte, dass wir die mitnehmen. Aber in Zeiten wie diesen eben jetzt über das Gartenreich hinaus auch auf allen politischen und menschlichen Ebenen. Da kommt mir als ganz, ganz wesentlich vor, dieses Gedankengut der Aufklärung wirklich in uns zu haben, innehalten, und sagen zu können oder fragen zu können, was war die Intension der Aufklärung und des Fürsten Franz und was nehmen wir jetzt übers Gartenreich hinaus auch als Menschen mit und in unserer politischen gesellschaftlichen Haltung."
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