Brasiliens Präsidentin

Roussef gibt sich trotz Regierungskrise kämpferisch

Dilma Rousseff jubelt.
Nachdem Brasiliens Präsidentin 2014 noch für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wurde, droht ihrer Regierung jetzt das Aus. © picture alliance/dpa/Fernando Bizerra Jr.
Thomas Fischermann im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting  · 30.03.2016
Trotz der Regierungskrise habe die brasilianische Staatspräsidentin Dilma Roussef noch einigen Rückhalt in der Bevölkerung, sagt der Zeit-Korrespondent Thomas Fischermann. Nun ist sie auf der Suche nach neuen Partnern.
"Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so kämpferisch ist und bei dem es so unwahrscheinlich ist, dass er oder sie aufgibt", sagte der Südamerika-Korrespondent der Wochenzeitung "Die Zeit", Thomas Fischermann, im Deutschlandradio Kultur über die brasilianische Präsidentin Dilma Roussef. "Nun hat sie jetzt wirklich kaum noch Optionen." Roussefs Koalitionspartner, die rechtsliberale Partei der demokratischen Bewegung (PMDB), hatte angekündigt, die gemeinsame Regierung zu verlassen. "Ohne diesen Partner kann ich mir kaum vorstellen, wie Roussef im Amt bleiben will", sagte Fischermann. Die PMDB hänge ihr Fähnchen immer in den Wind und trete aus einer Regierung aus, wenn sie wisse, das werde nichts mehr. "Sie wird garantiert Bestandteil der nächsten Regierung wieder sein." Einige Minister dieser Partei wollten allerdings im Amt bleiben und die Präsidentin weiter unterstützen.

Unterstützung von den Armen

"Der Rückhalt ist größer als das auf den ersten Blick so scheint", sagte Fischermann über die Stimmung in der Bevölkerung. Es habe zwar große Demonstrationen der Widersacher von Roussef gesehen, aber sie gehörten eher zur "besseren Hälfte" der brasilianischen Gesellschaft. Er sei kürzlich in Rocinha, der größten Favella von Rio de Janeiro, gewesen, sagte der Zeit-Korrespondent. "Dort haben die Leute gesagt, sie wären verrückt, jetzt gegen Roussef zu demonstrieren, nach allem, was sie für die Leute getan hat." Er glaube, dass die ärmere Hälfte der Bevölkerung noch sehr geschlossen hinter der Präsidentin stehe.

Skepsis gegenüber der Opposition

Fischer zeigte sich angesichts eines möglichen Machtwechsels in Brasilien skeptisch. "Jetzt im Augenblick ist die Alternative der Opposition sehr, sehr schwach", sagte er. Die als mögliche Nachfolger gehandelten Personen seien sehr eigenartige Politiker, die Korruptionsverfahren am Hals hätten und noch nie durch politische Visionen aufgefallen wären.

Trotzdem Feierlaune zu Olympia

Die Olympischen Spiele im Sommer in Brasilien sehe er durch die Regierungskrise nicht gefährdet: "Nein, das wird super – gerade in Krisen können die Brasilianer feiern ohne Ende. Das wird die Sache eher noch bestärken."
Mehr zum Thema