Blutgasse

Mein Kampf

Lesung und Gespräch mit George Tabori im Jahr 2002.
Lesung und Gespräch mit George Tabori im Jahr 2002. © Deutschlandradio / Jonas Maron
Von George Tabori · 22.05.2016
Taboris Hitler lebt im Obdachlosenasyl in der Wiener Blutgasse, im Keller unter einer Schlachterei. Dort trifft er auf den alten Juden Schlomo Herzl und dessen etwas verrückten Freund Lobkowitz, der Koscher-Koch war und sich für den Gott der Juden hält.
Der gutmütige Herzl spielt dieses Spiel mit. Herzls Traum: Er wird ein Buch über sein Leben schreiben. Der Titel: "Mein Kampf". Doch vorerst verkauft er ambulant die Bibel und das Kamasutra und kümmert sich um Hitler, der Maler werden will.
George Tabori hat fast seine ganze Familie in Auschwitz verloren. Mit tiefschwarzem Humor hat der geniale Regisseur und Theaterautor immer wieder Stücke entwickelt, die in den Kern des Grauens der Shoah dringen. Und gerade weil sie so gnadenlos fröhlich sind, rücken sie einem so unerbittlich auf den Leib.

Übersetzung: Ursula Grützmacher-Tabori
Bearbeitung und Regie: Jörg Jannings
Komposition: Klaus Buhlert
Mit: George Tabori, Günter Einbrodt, Leslie Malton, Detlef Jacobsen, Sonja Sutter, Heinz Zuber
Ton: Hans Martin
Produktion: RIAS Berlin / BR / ORF / SR 1988

Länge: 89’40

George Tabori (1914-2007), in Ungarn geborener Jude, vielfach ausgezeichneter Dramatiker, Übersetzer, Journalist, Drehbuchautor, Theaterintendant, Schauspieler und Spielmacher - die Bezeichnung Regisseur lehnte er als zu autoritär ab. Als Emigrant in den USA kam er zum Film und zum Theater. Ab den 1970ern lebte und inszenierte Tabori in Deutschland und in Wien. Die zahlreichen Hörspiele entstanden meist vor der Theateruraufführung.