Blitzermarathon

Autofahrer, wehrt Euch!

Geschwindigkeitskontrolle - Lasermessgerät
Blitzermarathon - die bundesweite Jagd auf Geschwindigkeitssünder © picture alliance / dpa / Inga Kjer
18.09.2014
Ampeln, Vorfahrtsregeln, Tempolimits - als Autofahrer wird man hierzulande permanent gemaßregelt. Und dann auch noch der Blitzermarathon. Damit muss Schluss sein! Autofahrerrechte gehören ins Grundgesetz, fordert Vladimir Balzer in seiner Glosse.
13.000 deutsche Polizisten tun etwas Unvorstellbares. Sie achten auf die Einhaltung der Gesetze. Was ist da schief gelaufen? Und warum kennt diese Gesetze keiner?
Nochmal zur Erinnerung: In geschlossenen Ortschaften sind 50 km/h pro Stunde erlaubt. Maximal. Man darf auch 40 fahren.
Außerhalb dieser Ortschaften - je nach Straße - 80, 100, 120. Auf vielen Autobahnen wiederum darf man sich ganz frei fühlen. Nörgler sagen: Dort gelten die Gesetze des Wilden Westens. Da darf man so schnell fahren wie man will. Dort stören heute auch keine Blitzer-Polizisten.
Für alle anderen gibt es auch in den seriösen Medien Tipps, wie man durch den stressigen Blitzer-Tag kommt. Bei Spiegel Online etwa gibt es heute Hinweise für entspanntes Fahren. Ganz im Ernst! Yoga hinterm Lenkrad. Die Teetassenatmung zum Beispiel. Wie das Wärmen an einer Teetasse: "Atmen Sie jetzt durch die Nase ein und lang durch den Mund aus, in die Hände hinein."
Ich habe es ausprobiert. Es hilft! Auch wenn diese Haltung nur für die Verkehrslage "Stau" zu empfehlen ist.
Andere Medien höhnen, so wie die FAZ, Abteilung "Technik und Motor": "Wir danken allen Ordnungskräften für ihren Einsatz!"
Es ist nämlich so: nur so schnell fahren wie die Gesetze erlauben - das ist wirklich ein Problem für Autofahrer. Geschwindigkeitsbegrenzungen halten nämlich unnötig auf. Überhaupt! Als Autofahrer wird man ja per se schon als Verbrecher behandelt! Man fährt los - und schon macht man was falsch. Überall wird man gemaßregelt von Ampeln, Vorfahrtsregeln, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Parkgebühren, Fußgängern und natürlich Radfahrern!
Ich habe an dieser Stelle einen Vorschlag, der vielleicht zur verkehrspolitischen Befriedung Deutschlands beiträgt. Ich schlage hiermit vor, Autofahrerrechte ins Grundgesetz zu schreiben.
Das ist doch der Ort für Dinge, die uns Deutschen wichtig sind. Da würde doch das Autofahren wunderbar reinpassen. Ich hätte schon eine Formulierung. "Die Würde des Autofahrers ist unantastbar. Näheres regelt die StVo." Ja, das klingt gut. Eine Ergänzung fehlt vielleicht noch: "Der Autofahrer hat ein Grundrecht aufs Zu-Schnell-Fahren. Näheres muss nicht weiter geregelt werden."
Diese Grundgesetzänderung muss natürlich noch an der Öko-Lobby vorbei, aber das kriegen wir schon hin - denn das mit dem Autofahren ist wie mit maroden Banken: Es ist systemrelevant. Und daher schützenswert. Und so ist ein Blitzer-Tag wie heute demnächst verfassungswidrig. Auf die Klagen in Karlsruhe freue ich mich schon.