Blaise Pascal - "Briefe"

Die Korrespondenz des Erfinders

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Zeitgenössische Darstellung des französischen Philosophen, Mathematikers und Physikers Blaise Pascal. © picture alliance / dpa / B0100_Ullstein
Von Carolin Fischer · 08.06.2015
Der Mathematiker Blaise Pascal gilt als einer der ersten Wissenschaftskritiker. So vertrat er die These, dass der Verstand unter anderem nur unter der Voraussetzung der Logik des Herzens funktionsfähig sein könne. Jetzt liegt eine Auswahl seiner Briefe in deutscher Übersetzung vor.
Blaise Pascal war ein Genie, ein Familienmensch, sehr krank und zumindest in der zweiten Hälfte seines kurzen Lebens sehr fromm. Alle Elemente dieser ungewöhnlichen Kombination kommen in der Auswahl seiner Korrespondenz zum Ausdruck, die jetzt in der deutschen Übersetzung von Ulrich Kunzmann vorliegt.
Mit 19 eine Rechenmaschine entwickelt
1623 im Zentrum Frankreichs, in Clermont-Ferrand geboren, verliert der Knabe früh die Mutter, und später zieht der Vater mit ihm und den beiden Schwestern nach Paris, um den begabten Kindern eine optimale Erziehung zu ermöglichen. Von Kindheit an kränklich, wird Blaise zu Hause unterrichtet, wobei sein Genie mit nur 16 Jahren durch eine Schrift zum Kegelschnitt publik wird. Mit 19 beginnt er dann, eine Rechenmaschine zu entwickeln, um den Vater in seinem Amt als Steuereinnehmer zu entlasten. Dieser Familiengeist und der ungeheure Arbeitsaufwand kommen im ersten Brief an die Älteste, Gilberte, zum Ausdruck, in dem der Vater die Mühen des Metiers beklagt.
Klagen finden wir auch wiederholt ob der Unzuverlässigkeit des Postverkehrs, der vielen verloren gegangenen Schreiben oder der Dauer, bis endlich Nachricht eintrifft. Dies mag relativ banal erscheinen, vergegenwärtigt indes die ganz anderen Zeitabläufe vergangener Jahrhunderte. Wenn Pascal sich bei seiner älteren Schwester entschuldigt, ihr aus gesundheitlichen Gründen vier Monate lang nicht geantwortet zu haben, so erscheint das im Zeitalter von Handy und E-Mail nahezu unvorstellbar, gibt uns aber einen Eindruck von der angegriffenen Gesundheit des Autors.
Ein Meisterwerk der Briefkunst
Dabei war seine Zeit auf Erden knapp bemessen, denn er verstarb bereits im Alter von 39 Jahren und war oftmals zu geschwächt zum Arbeiten. Um so erstaunlicher sein Lebenswerk, darunter die Rechenmaschine, deren Herstellung allerdings so aufwändig war, dass nur circa fünfzig Exemplare produziert wurden. Eines ließ der Erfinder Kristina von Schweden überreichen. Das Begleitschreiben ist ein wahres Meisterwerk der Briefkunst, in dem Pascal das Fürstenlob auf subtilste Weise variiert und sich in aller Bescheidenheit zum Lehrer der Königin aufschwingt.
Der letzte Abschnitt der Sammlung reflektiert einige der anderen bahnbrechenden Erfindungen des Genies - wir erinnern uns alle aus dem Mathematik-Unterricht an das Pascalsche Dreieck. So tauscht er sich mit Huygens, dem Erfinder der Pendeluhr und Entdecker der Lichtwellen, über die Radkurve aus, und der Brief an Fermat erinnert an die gemeinsame Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Blaise Pascal: "Briefe I. Die privaten Briefe"
Übersetzt von Ulrich Kunzmann
Matthes&Seitz, Berlin 2015
201 Seiten, 19,90 Euro
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