Biotop für Wisente und Solarmodule

Von Axel Flemming · 28.06.2011
Die bevorstehende Neufassung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) erschwert zukünftig den Ausbau regenerativer Stromerzeugung, warnen Kritiker. Viele Naturschutzorganisationen wehren sich gegen den Plan, dass auf ehemaligem Militärgelände, das nun als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, der Bau von Solarmodulen nicht mehr vergütet werden soll. Etwa in der Döberitzer Heide vor den Toren Berlins.
Ein kleiner Damm führt auf eine Holzbrücke im Schaugehege zu. Darunter laufen Wisente. Die mächtigen Tiere mit ihren Fellbüscheln sehen aus wie die Punks unter den Rindviechern. "Die kommen immer, weil sie hoffen, es gibt etwas zu essen", sagt Lothar Lankow. Er ist Geschäftsführer der Döberitzer Heide, einer gemeinnützigen GmbH, die zur Sielmann-Stiftung gehört.

"In der Regel sind sie noch aktiver, wenn wir einen schwarzen Eimer mithaben. Hier haben wir 19 Wisente, 13 Rothirsche und 13 Przewalski-Pferde."

"Sielmanns Naturlandschaften" wollen im Bundesland Brandenburg vorführen, wie beispielhaft das nationale Naturerbe gesichert werden kann, ohne den Menschen auszusperren. Die Stiftung hat in Ostdeutschland schon vor Jahren wertvolle Flächen angekauft.

Das dient zwei Zielen, sagt Vorstand Walter Stelte:

"Auf der einen Seite gilt es, Naturschutz auf großer Fläche zu betreiben, und das zweite wichtige Ziel ist die Umweltbildung: Menschen und vor allem Kinder an die Natur heranzuführen. Denn das war ja auch die Erkenntnis von Heinz Sielmann, die er in seiner über 40-jährigen Schaffensperiode bekommen hat, dass man nur dann erfolgreich Naturschutz betreiben kann, wenn man die Akzeptanz der Menschen hat."

Den ehemaligen Truppenübungsplatz Döberitz sehen sie als Musterbeispiel für die Chancen, die sich mit Hilfe einer Solarpark-Investition auf einer Konversionsfläche für den Naturschutz ergeben können. Von den Preußenkönigen 1896 bis zum Abzug der Roten Armee der Sowjetunion 1991 nutzte das Militär die 3500 Hektar westlich von Berlin intensiv als Truppenübungsplatz. Noch liegt hier viel Munition. Diese militärische Hinterlassenschaft gefährdet auch das Grundwasser.

Lothar Lankow: "Wir werden natürlich nicht diese Wildniskernzone tiefenmäßig entmunitionieren, das können wir nicht bezahlen. Selbst bei Förderung entstehen dabei Kosten von 80 Cent bis 1,80 Euro pro Quadratmeter. Es werden dort Munitionsfachleute durchgeschickt, die mit einer sogenannten Flachsonde arbeiten. Weil man unter Laub und Gras nicht gucken kann, gehen die das Gelände ab und alles, was oberflächlich liegt, wird weggenommen."

Die Installation von Fotovoltaik-Freiflächenanlagen für einen festgelegten Zeitraum könnte das Geld bringen, um das Gebiet zu beräumen, zu sanieren und zu pflegen. Die Wisente, ist sich Lankow sicher, würde das nicht stören.

Gespräch mit Michael Spielmann von der Heinz Sielmann Stiftung als MP3-Audio

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