Biografie mit Selbstironie

27.07.2009
Roger Moore spielte mit seinen sieben "James-Bond-Filmen" über eine Milliarde Dollar ein. Und bisher drehte kein anderer Darsteller mehr Bond-Filme als der Mann mit der wohl beeindruckendsten Augenbraue der Filmwelt. Darüber und noch über vieles mehr berichtet der Star in seiner Autobiografie, die im letzten Jahr in England veröffentlicht wurde und die jetzt in der deutschen Übersetzung vorliegt.
James Bond - Leben und sterben lassen:
"Mein Name ist Bond, James Bond! / Ich weiß, wer sie sind, was sie sind und was sie hier wollen. Sie haben einen Fehler gemacht. Sie werden es nicht schaffen. / Ein sehr vorschnelles Urteil, wenn man bedenkt, dass wir uns noch nie begegnet sind. / Die Karten wissen alles über sie."

Bereits bei seinem ersten Auftritt als James Bond, 1972 in "Leben und sterben lassen", wissen die Zuschauer alles über den Geheimagenten 007: Er ist der perfekte englische Gentleman, der auch in der brenzligsten Lage seine Selbstironie behält. Er kann Rennwagen fahren, Hubschrauber fliegen und U-Boote navigieren. Und wo immer er hinkommt, liegen ihm die Frauen zu Füßen. Dass das Leben von Roger Moore ein wenig anders aussieht, verwundert da kaum: Eigentlich will der 1927 in London geborene Roger Moore Zeichner werden, wie er in seinem Buch betont. Er geht zwar gern ins Kino, aber träumt keineswegs davon ein Filmstar zu werden.

Roger Moore: "”Nein, das hat sich eher zufällig so ergeben, dass ich Schauspieler wurde. Freunde fragten mich, ob ich als Nebendarsteller in einem Film auftreten wollte. Durch irgendwelche Besonderheiten wurde ich dann herausgepickt und man fragte mich, ob ich Schauspieler werden wollte. Wenn das der Fall wäre, dann sollte ich einen kleinen Test machen, um dann an die RADA, die britische Schauspielschule zugelassen zu werden. Aber letztlich war das einer der glücklichsten Momente meines Lebens.""

Dass ihn der homosexuelle Regisseur Brain Desmond Hurst dabei nicht ohne Hintergedanken fördert, berichtet Moore in einer der zahlreichen Anekdoten. Doch Moore konnte sich bei Annäherungen über den Notausgang oder einen Sprung hinters Sofa retten. Das zu lesen ist amüsant.

1953 geht Moore in die USA, wo er in unzähligen Nebenrollen spielt. Hier fällt besonders auf, wie der Autor Anekdoten komprimiert und voller Pointen schildern kann. Zum Beispiel wie Elisabeth Taylor ihn vor der Kamera einfach stehen lässt, da er schlicht zu unbedeutend ist oder Lana Turner ihm das Küssen im Scheinwerferlicht beibringt. Doch es nützt nichts. 1956 wird der Schauspieler bei MGM rausgeschmissen. Moore schreibt über diese Niederlagen ebenso offen und ohne Verletzungen wie über seine damalige Naivität.

Der Durchbruch gelingt ihm Anfang der Sechzigerjahre in England mit der Serie "Simon Templar". Als Superheld legt Moore in 120 Folgen Schurken aller Couleur das Handwerk. Die Serie macht aus ihm einen Star, der es versteht, sein blendendes Äußeres mit britischem Humor zu verbinden.

Danach folgt "The Persuaders", ein weiterer Fernseh-Coup. Gemeinsam mit Tony Curtis dreht Moore die Serie, die in Deutschland unter dem Titel "Die Zwei" zum Gassenhauer mutiert. Wobei er schildert, wie er, genau wie vor der Kamera, Tony Curtis oft bändigen muss, der seine Joints sogar auf der Downing Street raucht. Dann endlich steht Roger Moore im Dienste seiner Majestät.

James Bond: "Nun ich wurde ja für diese Rolle gewählt, wegen meines Aussehens als Roger Moore. Ich habe diese Rolle immer mit Ironie und Humor genommen, denn ich war immer überzeugt, dass James Bond eigentlich kein überzeugender Spion sein könnte. Denn jeder würde ihn ja gleich erkennen, sobald er eine Bar betritt und sagt:" Ich nehmen den Gin geschüttelt und nicht gerührt." Also ein richtiger Spion, das war immer meine Überzeugung, müsste eher so wie der Schakal von Frederik Forsyth aussehen."

Sympathisch macht Moore, dass er sein Äußeres nüchtern einzuschätzen weiß. Aus der Schublade des gut aussehenden Mannes kommt er nie raus. Und mit leichter Wehmut schreibt er davon, dass er immer nur die Guten spielen muss. Sieben Mal bekämpft Moore als James Bond alle Bösewichter dieser Welt. Wobei er immer Beruhigungsmittel schluckt, bevor er Actionszenen dreht. Und sich in Bettszenen oft doubeln lässt, da er sich für zu alt hält, mit Frauen ins Bett zu steigen, die seine Töchter sein könnten.

"Ihr Sachen sind schon ausgepackt, Sir. / Vielen Dank! / Haben Sie einen Wunsch? Kann ich sonst noch – irgendwas für Sie tun? / Später vielleicht."

1985 endet Roger Moores James-Bond-Ära. Eine wichtigere Rolle wird für ihn sein Engagement für das Kinderhilfswerk Unicef, für das er seit 1991 Spendengelder sammelt. Mit der gleichen Selbstironie, mit der er James Bond spielte, schreibt Roger Moore auch seine Biografie. Es ist keine Abrechnung mit dem Filmgeschäft, und es ist auch nicht besonders analytisch geschrieben: Keine Automatismen, die Moore in Frage stellen würde, keine Vorschläge, wie künstlerischer Anspruch und Unterhaltung sich annähern könnten, oder was die Menschen an James Bond fasziniert, der letztlich nur eine Reißbrettfigur ist. Aber seinen Fans wird es bestimmt gefallen.

Besprochen von Bernd Sobolla

Roger Moore: Mein Name ist Bond … James Bond,
I. P. Verlag, 380 Seiten, 19,90 Euro