Bildkritik von Claus Leggewie

"Eine Horrorsituation"

Die Polizei evakuiert nach einer Schießerei am 22.7.2016 das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München.
Die Polizei evakuiert nach einer Schießerei das Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München. © AFP
Claus Leggewie im Gespräch mit Andrea Gerk · 03.08.2016
Wie bebildern wir Angst und Ohnmacht? Mit dem Kulturwissenschaftler Claus Leggewie sprechen wir über ein Bild mit evakuierten Passanten am Münchener Olympia-Einkaufszentrum während des Amoklaufs.
Fotos wie diese schienen vor wenigen Wochen noch unvorstellbar, reine Fiktion, eine düstere Thrillerphantasie.
"Die Menschen tragen Freizeitklamotten, Fahrradhelme, Rucksäcke und man sieht ihren Gesichtern an, dass sie nicht damit gerechnet haben, in eine solche Horrorsituation zu geraten", sagt Claus Leggewie. "Diese Schutzgeste, die eigentlich Waffenlosigkeit zeigen soll, die wirkt hier völlig absurd, denn dem Amokläufer war es völlig egal, ob die Menschen, auf die er zielt, bewaffnet sind oder nicht. Und er ist ja auch bereit, sein eigenes Leben zu riskieren."
Sein Resümee: "So eine Szene reflektiert eine völlig neue Stufe gewaltsamer Konflikte. Manche reden ja auch von einem Krieg, in dem eine völlige Asymmetrie zwischen den Konfliktparteien herrscht."
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