Biennale in Kiew

Kunst-Schau trotz Absage

Blick über den Majdan-Platz in Kiew.
Kiew ist eine sichere Stadt, sagt der Kurator der Kunst-Biennale Kiew, Georg Schöllhammer. Deshalb könne die Biennale stattfinden. © Imago / Markus Heine
Georg Schöllhammer im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 30.03.2015
Wegen des Krieges in der Ukraine wurde die 2. Kiewer Biennale zuerst verschoben und nun ganz abgesagt. Doch die Wiener Kuratoren wollen sie trotzdem durchführen. Einer davon, der Kunsttheoretiker Georg Schöllhammer, erklärt, warum es wichtig ist, dass die Schau stattfindet.
2012 fand in Kiew die erste Kunstbiennale statt, kuratiert von dem britischen Ausstellungsmacher und Museumsgründer David Elliot. Für die zweite Ausgabe wurden die österreichischen Kunsttheoretiker Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer beauftragt. Eigentlich sollte die Biennale zwischen September und November 2014 durchgeführt werden, doch wegen des Krieges in der Ukraine wurde sie verschoben. Und nun folgte die komplette Absage. Die Wiener Kuratoren wollen diese Entscheidung nicht mittragen und haben in einem offenen Brief erklärt, dass sie die 2. Kiewer Biennale wie geplant durchführen wollen.
"Nicht im Stande, das Projekt auf die Beine zu stellen"
Man könne die Sicherheitsbedenken außer Acht lassen, sagte Georg Schöllhammer am Freitag im Deutschlandradio Kultur. "Kiew ist eine ruhige Stadt, der Donbass ist weit weg und ich denke, wenn man die geopolitische Lage sieht, wird das so bleiben, die nächste Zeit." Dennoch könne es tatsächlich sein, dass die Bedenken wegen der Sicherheitslage - wie offiziell angegeben - tatsächlich einer der Gründe für die Absage gewesen sei. Aber, so Schöllhammer: "Ich glaube, einer der Hauptgründe war wohl, dass man sich in der komplizierten auch ökonomischen Situation in der Ukraine vom Arsenal her nicht im Stande sah, das Projekt wirklich auf die Beine zu stellen."
"Raum der Reflexion der Zivilgesellschaft schaffen"
Seit der Gründung der Biennale in Kiew 2012 habe sich die Situation grundlegend verändert. Damals sei sie ein Ereignis am Rande der Fußballeuropameisterschaft gewesen. "Jetzt geht's eher darum, einen Raum der Reflexion der Zivilgesellschaft zu schaffen." Als die Biennale abgesagt wurde, seien sehr viele Leute an ihn herangetreten mit der Bitte: "Wir wollen dieses Projekt haben, sonst gibt's nie mehr eine Biennale. Wir wollen den Raum eröffnen für eine andere Art der Reflexion über das, was Europa und die Ukraine zusammenführt, was Kunst in diesem Feld als Mediator, als Agitator machen kann."
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