Bewusst konsumieren

Wie Eckernförde zur Fairtrade-Town wurde

Fairtrade Siegel zwischen Kaffeebohnen
Fairtrade-Siegel: © Ho Miriam Ersch / dpa
Von Dietrich Mohaupt · 07.01.2016
Joschka Knuth war noch Schüler, als er Eckernförde aufrüttelte. Die Stadt sollte sich für fairen Handel einsetzen. Inzwischen haben schon mehr als 30 Geschäfte die so genannten Fairtrade-Produkte im Angebot. Und auch bei Ratssitzungen gibt es nur noch Kaffee aus fair gehandelten Bohnen.
Fairtrade, fairer Handel – was im ersten Moment vielleicht als ein etwas sperriger Begriff daher kommt, ist für Joschka Knuth viel mehr als nur ein Schlagwort:
"Wir leben in einem solchen Überangebot, dass ich oftmals erschüttert war von Bildern, von Berichterstattung aus den Ländern des globalen Südens – und dieses Unverständnis dafür, dass wir das zulassen, hat mich am Ende dazu geführt, dafür einzutreten, dass wir diese ganzen Handelswege, Produktionsketten und auch unseren Konsum vor Ort gerechter – also fairer – gestalten."
Das war vor gut vier Jahren – als 17-jähriger Schüler verkündete Joschka Knuth damals zum Abschluss einer Schul-Projektarbeit öffentlich sein Ziel, Eckernförde zur Fairtrade-Town zu machen. Im Oktober 2012 war es schließlich vollbracht – unübersehbar prangt seither auch an der Rathaustür ein Sticker mit dem Fairtrade-Logo. Mit einem entsprechenden Beschluss hatte sich nämlich auch die Ratsversammlung hinter die Aktion gestellt.
"In Folge dieses Ratsbeschlusses soll dann in allen öffentlichen Sitzungen und auch im Bürgermeisterbüro fairer Kaffee und ein zweites faires Getränk ausgeschenkt werden, und wenn es geht sollen auch faire Plätzchen oder ähnliches angeboten werden."
Der kräftige Duft von gutem Kaffee liegt in der Luft
Fairness bis ins Detail – aber eben auch mehr als nur ein Symbol. Immerhin machen schon mehr als 30 Geschäftsinhaber in Eckernförde mit, haben "faire Produkte" in ihrem Angebot.
"Wenn wir jetzt zum Beispiel durch die Nicolaistraße gehen, kommen wir gleich am Anfang bei Café Heldt vorbei – das ist eine alte Traditionskonditorei hier in der Stadt – und die bieten tatsächlich seit mittlerweile eineinhalb Jahren unsere Fairtrade-Town Eckernförde Stadtschokolade an."
Die Schokolade wird aus fair gehandelten Rohstoffen vor Ort produziert – zwar nur ein kleiner Beitrag, meint Konditoreichef Armin Heldt, aber:
"Ich bin der Meinung, dass man auch im Kleinen auf jeden Fall versuchen sollte, solche fair gehandelten Waren zu unterstützen – und es macht uns auch Spaß, man wird darauf angesprochen: Oh, toll ... Sie haben hier auch 'fairtrade' gehandelte Sachen."
Und die gibt es natürlich auch ein paar Häuser weiter im Eckernförder Weltladen oder im "Mehrwerk", wo zum Beispiel Spielzeugautos, recycelt aus alten Getränkedosen in einer Manufaktur auf Madagaskar, im Regal stehen. Und gleich um die Ecke, in der Eckernförder Kaffeerösterei, liegt der kräftige Duft frisch gerösteten Kaffees aus fairem Handel in der Luft – Eckernförde gilt bundesweit nicht einfach nur als Fairtrade-Town, sondern als ein Beispiel für besonderes Engagement und eine besonders erfolgreiche Umsetzung dieser Idee. Sehr erfreulich, meint Joschka Knuth – aber natürlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Sein nächstes großes Ziel: Nachhaltigkeit und fairen Handel als Grundgedanken noch stärker in der Stadtverwaltung zu verankern.
"Ich glaube, das größte und wichtigste Projekt ist eigentlich die nachhaltige öffentliche Beschaffung in dieser Stadt. Denn – die öffentliche Hand hat einen enormen Einfluss auch auf den Weltmarkt, und wir haben jetzt es glücklicherweise verankern können im Klimaschutzkonzept der Stadt, die nachhaltige öffentliche Beschaffung, aber es bleibt abzuwarten, wie das dann mit Leben gefüllt wird."
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