"Betty Anne Waters"

Gesehen von Hannelore Heider · 16.03.2011
Die Geschwister Betty Anne und Kenny Waters wachsen in unterschiedlichen Pflegefamilien auf. Als Kenny des Mordes verdächtigt wird, setzt Betty Alles daran, ihren Bruder wieder freizubekommen.
Es ist das ewige Thema. Vom Recht haben und Recht bekommen. Bist du nicht so gebildet, stammst du aus einer sozialen Brennpunktschicht, verstehst du es nicht, dich vernünftig auszudrücken, bist du überhaupt so eine Art dauerunruhiger Kotzbrocken, kann es durchaus sein, dass du auf der Basis von läppischen Indizien und fragwürdigen Zeugenaussagen Pech hast und dran bist.

Über 250 Delinquenten, darunter auch 17, die zum Tode verurteilt waren, wurden in den USA aufgrund von DNS-Tests nachträglich freigesprochen. Nicht zufällig waren es in der Mehrzahl Menschen aus der gesellschaftlichen Unterschicht.

Betty Anne und Kenny Waters sind Geschwister, die sich mögen. Sie wuchsen in verschiedenen Pflegefamilien auf, weil ihrer Mutter das Sorgerecht entzogen wurde. Betty fand später den Weg in ein bürgerliches Leben, Bruder Kenny gelang das nicht. Er ist vorbestraft und wird deshalb auch in einem bestialischen Mordfall in der Nachbarschaft befragt. Die ermittelnde Polizistin ist sich bald sicher, mit Kenny den Mörder überführt zu haben. Sein stets impulsives, aufbrausendes Auftreten macht ihn dabei nicht gerade sympathischer.

Die gleichgültigen Mühlen der Justiz sind unbarmherzig. Kenny wird weggesperrt. Fall erledigt. Nicht aber für seine Schwester.

Der Film erzählt dies auf drei Zeitebenen. Die gemeinsamen bindungsengen Kindheitsjahre, die frühen 80er-Jahre mit dem bürgerlichen Kleinstadtleben und dann die 90er, in denen Betty Anne Waters offiziell zu kämpfen beginnt. Sprich: Die Kellnerin beginnt ein Jurastudium, das sie selbst finanziert . Sie will Anwältin werden und ihren Bruder, der sich mehr als einmal aufgegeben hat, herauszuholen.

Dafür zahlt sie einen hohen Preis. Ihre Ehe zerbricht, und ihre beiden halbwüchsigen Söhne Ben und Richard entfremden sich ihr zunehmend. Als Betty Anne schließlich das Examen besteht, gibt es für sie kein Halten mehr. Doch der juristische Fall ist längst verjährt. Die Möglichkeiten, ihn über neue Beweismittel aufzurollen, sind begrenzt.

Das Drehbuch entstand mit Unterstützung der wahren Betty Anne Waters. Doch Fakten sind das eine, die filmische Umsetzung ist etwas anderes. Alles in allem: Independent-Kino, das eine gute Story nicht durchgehend gut erzählt, trotz seiner zweifach oscargekrönten Hauptdarstellerin Hilary Swank.

USA 2010. Regie: Tony Goldwyn.Darsteller: Hilary Swank, Sam Rockwell, Minnie Driver, Juliette Lewis, Peter Gallagher, Melissa Leo. Länge: 107 Minuten

Filmhomepage "Betty Anne Waters"