Bestnote für USA ist "ungerechtfertigt"

30.07.2011
Mit Unverständnis hat der Geschäftsführer der europäischen Rating-Agentur PSR, Thomas Morgenstern, auf die Beibehaltung der Bestnote AAA für die USA bei amerikanischen Rating-Agenturen reagiert.
Wenn die USA ein Unternehmen wären, wäre eine solche Bewertung "mehr als ungerechtfertigt", sagte Morgenstern. Nur die Androhung der US-Rating-Agenturen, dass die USA bei Zahlungsunfähigkeit die Bestnote verlören, reiche nicht aus. Bei einem Unternehmen in dieser Lage wäre eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit "definitiv nicht" zu vermeiden gewesen. Wenn beispielsweise einem Unternehmen die Insolvenz drohe und es mit Banken um höhere Kredite verhandle, würden die Agenturen mit der Abwertung nicht so zögerlich sein.

Morgenstern kritisierte, dass die US-Rating-Agenturen unterschiedliche Maßstäbe angelegt hätten für die Schuldenkrisen in Griechenland und in den USA. Andererseits würde eine Abwertung der USA international eine stärkere Woge auslösen. Insofern könne er die zögerliche Haltung bei der Herabstufung der USA auch ein wenig verstehen.

Europäische Agenturen hätten die USA bereits heruntergestuft, aber diese hätten heute noch nicht so viel Gewicht. Insgesamt sieht Morgenstern die europäischen Rating-Agenturen aber auf einem guten Weg. Seit 2009 gebe es in Europa einen regulierten Markt, verbindliche Strukturen und eine eigene Behörde. Die Eigenständigkeit europäischer Agenturen stehe außer Frage.

Das vollständige Interview können Sie bis mindestens zum 30.12. 2011 in unserem Audio-on-demand-Angebot als MP3-Audio nachhören.