Bernd Neumann zur Digitalisierung

Lassen wir unser Filmerbe verrotten?

Filmrollen und Plakate berühmter deutscher Filme
Filmrollen und Plakate berühmter deutscher Filme © picture alliance / dpa / Hubert Link
Bernd Neumann im Gespräch mit Britta Bürger · 18.08.2015
Fast 500 Millionen Euro würde es kosten, die Filmbestände in Deutschland zu digitalisieren. Bernd Neumann, Chef der Filmförderungsanstalt, hält das für illusorisch. Im Interview erklärt er, was für Filme er unbedingt erhalten will.
Die Bundesregierung will die Digitalisierung alter Filme voranbringen. Doch selbst mit dem geforderten Budget von zehn Millionen Euro könnte nur ein kleiner Teil des Bestands gesichert werden. Das verdeutlicht ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers.
Bernd Neumann war als Kulturstaatsminister einst auch zuständig für den Umgang mit dem deutschen Filmerbe, mittlerweile ist er Vorsitzender des Verwaltungsrates und des Präsidiums der Filmförderungsanstalt (FFA), die die Studie in Auftrag gegeben hat. Alle Bestände zu digitalisieren sei nicht möglich, sagte er im Deutschlandradio Kultur mit Blick auf die geschätzten Kosten in Höhe von fast 500 Millionen Euro. "Diese Summe ist nicht aufzubringen."
"Wir sind noch längst nicht am Ziel"
"Das Wichtigste an dem Gutachten ist, dass es einen realistischen Vorschlag macht", sagte Neumann. Dieser sei, in den kommenden zehn Jahren jeweils zehn Millionen Euro zur Verfügung zu haben für die Digitalisierung. In diesem Jahr haben das Kulturstaatsministerium und die FFA die Digitalisierung des deutschen Filmerbes lediglich mit jeweils einer Million Euro unterstützt. "Wir sind noch längst nicht am Ziel", sagte Neumann.
Der frühere Kulturstaatsminister Bernd Neumann.
Der frühere Kulturstaatsminister Bernd Neumann.© picture alliance / dpa / Tim Brakemeier
Um möglichst viele Filme erhalten zu können, müssten sich beispielsweise auch die Bundesländer beteiligen. Es sei zudem nicht leicht, die Filmwirtschaft selbst davon zu überzeugen, dass es wichtig sei, einen erheblichen Teil des Budgets der Digitalisierung zu widmen.
Auch Dokus und Kinderfilme sollen digitalisiert werden
Selbst, wenn einige Filme vorm Vergessen und letztlich der Verrottung gerettet werden können, bleibt die Frage, nach welchen Kriterien diese Filme ausgewählt werden. Bernd Neumann sagte dazu:
"Wir wollen ja nicht nur die Spitzenfilme haben, sondern es sollten auch gute Dokumentarfilme dabei sein, es sollten Kinderfilme dabei sein, es soll sich bei der Darstellung des Filmerbes die filmische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland widerspiegeln."
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