Berliner Singakademie mit Dvořáks "Geisterbraut"

Publikumsliebling

11.01.2017
Die Berliner Singakademie widmete sich vor kurzem Antonín Dvořáks schaurig-schönem Oratorium "Die Geisterbraut". Wir dokumentieren diese Aufführung eines hierzulande selten gespielten Werkes unter Leitung von Achim Zimmermann mit dem Konzerthausorchester Berlin.
Die großen Erfolge seiner Oratorien in England kamen für den Komponisten Antonín Dvořák selbst überraschend. 1883 erlebte sein Stabat mater die umjubelte Londoner Erstaufführung. Ein Jahr später lud ihn die Philharmonic Society ein, in der Royal Albert Hall zwei Konzerte zu dirigieren – das Publikum erkor den tschechischen Komponisten daraufhin zu seinem neuen Liebling. Zumal die englischen Musikfreunde seit Händels Zeiten ein besonders enges Verhältnis zu oratorischen Werken pflegten. Und so waren es drei Werke in der Oratorientradition, die Dvořák in der Folge komponierte und die ihre Uraufführung in England erlebten. Bereits 1883 trat das renommierte Birmingham-Festival an Dvořák heran mit der Bitte, für einen der nächsten Jahrgänge eine Kantate für Soli, Chor und Orchester zu schreiben. Dvořák entschied sich in diesem Fall für ein tschechisches Thema und die Vertonung eines Balladentextes des Prager Literaten Karel Jaromír Erben, der unter anderem für eine Sammlung von Nachdichtungen alter Märchen und Legenden bekannt war.
In Dvořáks Oratorium "Die Geisterbraut" geht es um eine junge Frau, die gerade ihre Eltern verloren hat - und auch ihren Verlobten. Sie betet nachts um seine Rückkehr – und plötzlich erscheint er, allerdings als Toter. Er überredet sie, mit ihm zu kommen und Rosenkranz und Gebetbuch wegzuwerfen, denn er will sie nach langer nächtlicher Wanderung auf einem Friedhof mit ins Totenreich nehmen. Sie kann aber in eine Kapelle fliehen, wo sie zur Mutter Gottes betet und am nächsten Morgen von der Gemeinde gefunden wird. Das Licht hat über die Dunkelheit gesiegt.
Sopransolo und Tenorpartie sind der jungen Frau und ihrem Verlobten vorbehalten, vielfach im Dialog, der Solo-Bass fungiert als Erzähler und Kommentator, oft im Verbund mit dem Chor.
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 27. Oktober 2016
Antonín Dvořák
"Die Geisterbraut" für Soli, Chor und Orchester op. 69

Martina Rüping, Sopran
Lothar Odinius, Tenor
Philipp Kaven, Bass
Berliner Singakademie
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Achim Zimmermann