Berliner Radialsystem

Tankstelle als Diskursmaschine

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Blick auf das Radialsystem in der Nähe des Ostbahnhofes direkt an der Spree © picture alliance / ZB
Moderation: Timo Grampes · 22.08.2014
Nur vier Zuschauer alle 30 Minuten - und vorne ein Insider aus der Erdöl-Industrie. Mit der Multimedia-Inszenierung "The Four of the Gas Station" thematisiert das Post-Theater-Kollektiv am Radialsystem unsere Rohstoffnot auf ungewöhnliche Weise.
Mit "The Four of the Gas Station" greift das Post-Theater-Kollektiv um Hiroko Tanahashi und Max Schumacher den Musikfilm-Klassiker "Die Drei von der Tankstelle" mit Heinz Rühmann aus dem Jahre 1930 auf. Man wolle zeigen, dass fast alle Lebensbereiche immer noch am Erdöl hängen, sagt Max Schumacher vom Post-Theater-Kollektiv. Das "diskursive Format" der Inszenierung setze auf ein Gespräch mit den Zuschauern:
"Wir haben also einen Performer, der alles weiß. Wir haben einen extrem gut informierten, sehr, sehr gebildeten Insider aus der Erdölindustrie als Performer."
Das Stück wurde erstmals vor vier Jahren im Berliner Radial-System präsentiert, danach in Stuttgart. Von heute an ist es wieder im Radial-System zu sehen. Das Thema Ressourcen werde aus der Gegenwartsperspektive reflektiert. So könne die Inszenierung ständig den aktuellen Entwicklungen angepasst werden, die von politischen und militärischen Konflikten geprägt seien, meinte Schumacher. Manche Themen entstünden auch erst in der Diskussion mit den Zuschauern:
"Es ist interessant, wie viele Dinge Zuschauer doch einbringen und doch auch wissen. Und manchmal ist es auch schockierend, wie wenig sie wissen. Es ist einfach auch ein komplexes Thema. Und das Produkt ist so anonym: Wenn ich Erdöl an der Tankstelle kaufe, dann weiß ich nicht, woher es kommt."
"The Four of the Gas Station" sei auch wörtlich zu verstehen, sagt Schumacher, denn im Halbstundentakt dürften jeweils nur vier Zuschauer die Installation betreten, die im Wesentlichen aus einer Tankstelle besteht. Sprachlich und inhaltlich sollen dabei Grenzen ausgelotet werden:
"Theater muss die Leute ja irgendwo packen. Wir wollen die Leute in Situationen bringen, die sie bei ihrem normalen Medienkonsum, beim Bücherlesen und im Internet einfach nicht erfahren. Also bei uns geht es um eine sinnliche, körperliche Erfahrung."
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