Berliner Bistumsliga

Kickende Katholiken

Die Mannschaft des FC Mauritius aus Friedrichshain beim Jubiläumsturnier am Ostbahnhof
Die Mannschaft des FC Mauritius aus Friedrichshain beim Jubiläumsturnier am Ostbahnhof © Daniel Marschke
Von Daniel Marschke · 19.07.2015
Das dürfte in Deutschland einmalig sein: Vor 25 Jahren wurde in Berlin eine katholische Freizeit-Liga ins Leben gerufen. Und der Fußball, der hier geboten wird, kann sich sehen lassen. Besonders viel Wert legen die Spieler auf das Fairplay.
Ein Fußballplatz am Berliner Ostbahnhof, auf dem Dach eines Großmarktes. Schatten gibt es hier leider nicht. Es ist heiß, die Sonne knallt auf den Kunstrasen, aber für die Spieler der Berliner Bistumsliga ist das kein Hindernis. Rund 120 Freizeit-Kicker haben sich zu ihrem großen Jubiläumsturnier getroffen.
1990, als der Vorläufer der heutigen Bistumsliga gegründet wurde, haben viele der Spieler gerade laufen gelernt. Nicht so Andreas Zdrenka. Mitten in der Diaspora hob der Köpenicker vor 25 Jahren etwas aus der Taufe, was heute in ganz Deutschland wohl einmalig sein dürfte - eine katholische Fußball-Freizeitliga, entstanden noch in der untergegangenen DDR.
"Zu DDR-Zeiten war es für viele ein guter Anlaufpunkt, die Kirche eben, und wir waren wirklich in Köpenick eine ganze Menge. Wir haben damals sogar mehrere Mannschaften gehabt, die mitgespielt haben. Es kommen immer wieder Mannschaften dazu aus dem Westteil, Tempelhof, Maria Frieden, aus Reinickendorf ein paar Mannschaften, aber der Schwerpunkt, das ist klar, ist immer noch der Osten, weil es eben Tradition ist."
Trikot des Teams von St. Martin aus der Bistumsliga Berlin, Trikotnummer 20
Auch das Team von St. Martin aus Kaulsdorf ist in der Bistumsliga vertreten.© Deutschlandradio / Daniel Marschke

Obwohl sich die Bistumsliga längst in den Berliner Westen ausgebreitet hat, wird an dieser Tradition festgehalten.

Der Fußball, der hier geboten wird, kann sich sehen lassen. Kaum zu glauben, dass die Spieler nicht trainieren und sich nur zu den Spielen treffen. Und das auch nur alle paar Wochen, denn zumeist werden mehrere Partien an einem Tag ausgetragen, wobei alle Begegnungen des Spieltags auf demselben Platz stattfinden. So entsteht ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Christliche Werte spielen eine wichtige Rolle
Das gefällt auch Darius Giese. Der 21-Jährige studiert Sportmanagement und kommt eigentlich aus "Herz Jesu", einer Gemeinde im Südwesten Berlins. Da sich dort noch kein Team gefunden hat, spielt er in der Bistumsliga für eine Mannschaft aus dem Ost-Berliner Bezirk Friedrichshain:
"Ich bin über einen Freund aus der Gemeinde Mauritius hingekommen, und es hat mir dann sehr gefallen. Es geht hier hauptsächlich um Spaß, aber ich bin auch jemand, der gerne gewinnt."
Fußball mit Anspruch, aber mit Spaßfaktor – und ohne großen Leistungsdruck:
"Wichtig ist, dass man seine Freunde sieht. Jetzt wird man langsam älter, und die Zeit, wo man sich mit Kumpels trifft, ist halt hauptsächlich noch der Sport."
"Für mich ist es eine super Gelegenheit, sportlichen Ausgleich neben der Arbeitswoche zu haben, und natürlich meine Freunde.."
"Man hat halt einfach Spaß am Fußball mit anderen Leuten, die das genauso sehen, da ist halt die Bistumsliga perfekt."
Fair Play als christlicher Leitgedanke
Auch wenn sich die Bistumsliga längst für Fußballer anderer Konfessionen und auch für Atheisten geöffnet hat, bleiben christliche Werte eine wichtige Richtschnur. Das jedenfalls sagt Robert Gerke. Der heute 45-Jährige war lange Vorsitzender des Bistumsliga-Vereins, der 1997 gegründet wurde, um vom Land die dringend benötigten Spielflächen zu bekommen. Inzwischen ist Gerke hauptberuflich als Referent für Jugendseelsorge im Erzbistum Berlin tätig:
"Ich glaube, dass die Atmosphäre in der Bistumsliga nicht zuletzt dadurch so ist, wie sie ist, weil diese Leitgedanken, Fairplay zum Beispiel, nicht brutal miteinander umzugehen, nicht um jeden Preis gewinnen zu müssen, dass das durchaus Dinge sind, die man in kirchlichen Bezügen wiederfindet."
Heute ist die Bindung an die Gemeinden allerdings nicht mehr so stark wie noch zu Gründungszeiten. Noch 20 Prozent der Spieler, so schätzt die Bistumsliga, fühlen sich in der Katholischen Kirche zuhause.
Lukas Zwanziger, seit drei Jahren Vizechef der Berliner Bistumsliga, ist daher völlig klar, dass die konfessionell geprägte Freizeit-Liga nur überleben wird, wenn sie aktiv neue Mitglieder wirbt. Der 24-Jährige macht gerade seinen Master als Wirtschaftsingenieur. Für die Bistumsliga will er mit einem neuen Internet-Auftritt und einer regelmäßig aktualisierten Facebook-Seite werben.
"Und wir wollen auch wieder persönlich wieder stärkeren Kontakt zu unserer Basis herstellen, das heißt, zum Beispiel zu den Schulen im katholischen Umfeld, oder den Gemeinden, so dass wir da viele neue Leute vielleicht auch langfristig akquirieren können."
Mehr Informationen zur Bistumsliga finden Sie hier:
www. bistumsliga.de
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