Berlinale: Neue Wettbewerbsfilme

Ganz sensible, ganz starke Geschichten

Regisseur Thomas Wasilewski bei der Premiere seines Film "United States Of Love" bei der Berlinale 2016.
Regisseur Thomas Wasilewski bei der Premiere seines Film "United States Of Love" bei der Berlinale 2016. © picture alliance / dpa / ay Nietfeld
Hannelore Heider im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 19.02.2016
Die letzte beiden Filme im Rennen um den Goldenen Bären sind an den Start gegangen. Während unsere Kritikerin beeindruckt von dem polnischen Film "United States Of Love" ist, fällt ihr Urteil über den iranischen Film "A dragon arrives" differenzierter aus.
Der polnische Film "United States Of Love" blickt zurück auf die 90er-Jahre: auf vier Damen, die in einem Neubauhaus in einer Kleinstadt zusammenleben. "Das sind ganz entfärbte Bilder, alles ist grau", erklärt unsere Filmkritikerin Hannelore Heider die Stimmung des Berlinale-Wettbewerbsfilms.
Während es Anfang der 90er-Jahre in Deutschland eine Aufbruchstimmung gegeben habe, erleben das die Frauen in Polen nicht. Der Film fuße auf ganz genauen Erinnerungen, da der Regisseur in genau einer solchen Atmosphäre groß geworden sei, so Heider.
"Das sind ganz sensible, ganz starke Geschichten und ich wunderre mich wirklich, dass dieser erst 35-jährige junge polnische Regisseur so einen starken Film macht."

"United States Of Love"
Von Tomasz Wasilewski
Polen, 104 Minuten

Wie seien es gewohnt, aus dem Iran politische Filme auf das Festival zu bekommen. "A dragon arrives" habe jedoch ein ganz anderes Sujet: "Er spielt in der Wüste, auf einer Insel, die es wirklich gibt (...), es ist eine Western-Kulisse und es sind auch Western-Klänge im Soundtrack, es ist eine ganz verwirrende, verrätselte Geschichte von Männern, die ein Totenfeld finden."
Man sei immer wieder versucht, so Heider, den Film als Allegorie oder Metapher zu lesen. Regisseur und Schauspieler hätten aber bei der Pressekonferenz beteuert, "A dragon arrives" sei ein reiner Genrefilm.
"Ein sehr kräftiger Film, mit tollen Bildern", urteilt unsere Kritikerin. Trotzdem hält sie ihn im Vergleich für nicht wettbewerbswürdig.

"A dragon arrives"
Von Mani Haghighi
Iran, 107 Minuten

Bedingungslos empfehlen könne sie dagegen "Saint Amour" mit Gérard Depardieu: "Ein Film, der zum Roadmovie wird durch das Weinland Frankreich - und der außerordentlich komisch ist." Es sei schade, dass er im Wettbewerb außer Konkurrenz laufe.

"Saint Amour" (außer Konkurrenz)
Von Benoit Delepine und Gustave Kervern
Frankreich, 100 Minuten

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