Berlin

Beten für Frieden in Nahost

Ein Vertreter für das Judentum, Jan Aaron Voss (von links) von der Werkstatt der Religionen, Pfarrer Eric Haußmann und Iman Kadir Sanci veranstalten ein Friedensgebet in Berlin.
Ein Vertreter für das Judentum, Jan Aaron Voss (von links) von der Werkstatt der Religionen, Pfarrer Eric Haußmann und Iman Kadir Sanci veranstalten ein Friedensgebet in Berlin. © dpa / picture alliance / Hannibal Hanschke
Von Verena Kemna · 27.07.2014
In Berlin haben sich am Sonntag Menschen zu einem multireligiösen Gebet zu Frieden im Nahen Osten versammelt. Damit sollte auch ein Zeichen gegen den politischen Missbrauch von Religionen gesetzt werden.
Der Autolärm der sechsspurigen Hauptstraße kann den Klang der Violine nicht übertönen. Über 100 Menschen, Angehörige der verschiedensten Religionen, haben sich mitten in Berlin vor einem Bauzaun versammelt. In einem Aufruf des Berliner Forums der Religionen heißt es: Das Leiden der Menschen im Nahen und Mittleren Osten geht uns alle an. Imam Kadir Sanci steht neben dem evangelischen Pfarrer Eric Haussmann und dem Juden Jan-Aaron Voss.
Für die Männer und Frauen, die sich zum Friedensgebet versammelt haben, sind die Bilder der anti-israelischen Al-Kuds-Demonstrationen der vergangenen Tage und die antisemitischen Hetz-Parolen allgegenwärtig. Antisemitismus ist immer präsent, meint Jan-Aaron Voss:
"Die Frage ist, wie gehen wir damit um und wie treten wir auf. Und ich denke, es ist einfach wichtig, hier selbstbewusst aufzutreten und zu sagen, wir sind hier die Juden in dieser Stadt, wir stehen dazu, was wir sind und wir gehen unseren Weg."
Aufruf zum friedlichen Dialog
Die gläubige Muslima Ezra Kan ist nicht die einzige in der Menge, die ein Kopftuch trägt. Die Lehramtsstudentin spricht von einem Krieg der Religionen. Sie wünscht sich mehr Möglichkeiten zum friedlichen Dialog:
"Es herrschen viele Vorurteile, jeweils gegenseitig. Und deshalb finde ich diese Gelegenheit hier super, weil man dann an einen Tisch kommt, zusammen betet und sieht, alle wollen den Frieden und keiner möchte, dass Menschen leiden auf der Erde."
Nur ein paar Meter weiter steht Reinhard Freyer. Er bekennt sich zum Christentum und hat sich als einziger in der Menge eine israelische Fahne um den Hals geschlungen. Gerade ist er von einer Israelreise zurückgekehrt. Das Friedensgebet ist für ihn eine Möglichkeit, um sich solidarisch zu zeigen:
"Das heißt nicht, dass ich mit allem einverstanden bin, was politisch in Israel läuft. Aber dort gehen auch Raketen runter und dort leiden auch Menschen und es sollte schon ein gutes Gleichgewicht da sein bei der Beurteilung der Lage."
Raketen auf Gaza und Tel Aviv - angesichts solcher Bilder fühlt sich auch die ehemalige Religionslehrerin Rosemarie Kurt hilflos:
"Wir haben ja nicht viel Möglichkeiten, irgendetwas zu tun in dieser Richtung. Man steht daneben und ist hilflos, fassungslos - fassungslos!"
Dieses interreligiöse Gebet für den Frieden sei das Mindeste, um ein Zeichen zu setzen für ein friedliches Zusammenleben, für ein Ende des Krieges im Gaza-Streifen.
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