Bericht "Gut leben in Deutschland"

Die Deutschen sehnen sich nach Frieden

Ein Kind trägt am Potsdamer Platz in Berlin ein Plakat mit einer Friedenstaube
Frieden: Eine echte Basis für Lebensqualität © dpa / Florian Schuh
Gert Wagner im Gespräch mit Axel Rahmlow · 26.10.2016
Nun liegt er vor, der Regierungsbericht zur Lebensqualität in Deutschland. Der Wirtschaftsforscher Gert Wagner sieht in der Studie erst einmal nur "bedrucktes Papier" - und fordert Politik und Verbände auf, die Ergebnisse für Reformen zu nutzen.
Nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel wollen die Bundesbürger ein gerechtes Land. Das ist seiner Meinung nach das Ergebnis des Berichts "Gut leben in Deutschland", der jetzt vorgestellt wurde.
Dieser basiert auf einem Bürgerdialog, bei dem jeder online, mittels Postkarte oder bei Veranstaltungen in vielen deutschen Städten den Politikern sagen konnte, was Lebensqualität eigentlich heißt. Herausgekommen ist ein Plädoyer für Chancengleichheit und Zusammenhalt, für die Gleichstellung von Frauen, für mehr Gerechtigkeit bei Einkommen und Bildung.
Und für Frieden. Dass Frieden ganz oben auf der Agenda der Deutschen stehe, sei überraschend gewesen, sagt Gert Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Das deute auf die Probleme hin, die die Welt gerade habe, aber auch auf den sozialen Frieden in Deutschland, so Wagner im Deutschlandradio Kultur.

46 Indikatoren für gute Lebensqualität

Die Studie selbst ist laut Wagner, der im wissenschaftlichen Beirat mitgearbeitet hat, erst mal nur "bedrucktes Papier" – wichtig sei jetzt, was daraus gemacht werde. Er forderte Gewerkschaften, Arbeitgeber und Sozialverbände auf, den Bericht aufzugreifen und ihn mit der Bundesregierung zu diskutieren. Die Untersuchung zeichne sich dadurch aus, dass alle relevanten Lebensbereiche gleichzeitig dargestellt würden und diese damit umfassend sei – das sei vergleichsweise selten.
In der Untersuchung wurden 46 Indikatoren für gute Lebensqualität identifiziert, zwölf Themenbereiche werden aufgearbeitet. Am Bürgerdialog beteiligten sich den Angaben zufolge knapp 16.000 Menschen. Die Studie ist aber im wissenschaftlichen Sinn nicht repräsentativ.
Dass der Bürgerdialog nun in mehr Bürgerbeteiligung münden könnte, sieht Wagner skeptisch. Bürgerbeteiligung höre sich erst einmal gut an, sagte er: "Aber wir sehen in der Schweiz, dass sie gelegentlich auch zu eher skurrilen Ergebnissen und Stillstand führt", betonte er. (ahe)
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