Bergwerk Sasjadko

Streit um Behandlung der Verletzten

Angehörige von Bergleuten nach der Explosion in einem Bergwerk in Donezk.
Angehörige von Bergleuten nach der Explosion in einem Bergwerk in Donezk. © AFP - John Macdougall
Von Florian Kellermann · 04.03.2015
Die Explosion in dem ukrainischen Bergwerk Sasjadko führt zu neuen Spannungen zwischen Regierung und Separatisten. Unklar ist, wer die Versorgung der verletzten Bergmänner bezahlen soll.
Inzwischen seien es noch 32 Bergleute, deren Schicksal unbekannt sei, teilten die Behörden der Separatisten mit. Für sie habe eine Rettungsaktion begonnen, an der 135 Einsatzkräfte beteiligt sind. Einzelheiten teilten die Behörden nicht mit. Auch Angehörige, die um Auskunft baten, wurden abgewiesen. "Ich glaube, sie wollen etwas verbergen", sagte die Schwester eines Vermissten dem Separatisten-Fernsehsender Oplot.
Das Katastrophenministerium der sogenannten Volksrepublik Donezk bestätigt derzeit wie schon heute Morgen ein Todesopfer des Unglücks. 15 weitere Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.
Nach letzten Angaben führte eine erhöhte Konzentration von Methangas im betroffenen Stollen zur Explosion. Einer der Verletzten erzählte:
"Wir waren unterwegs im Stollen, da sehen wir plötzlich eine riesige Flamme, dann Rauch. Als ich wieder zu mir komme, liegen um mich herum Menschen. Zweien habe ich geholfen aufzustehen, aber ihre Hände waren völlig verbrannt. Da unten war alles zerstört, auch die Sicherheitstüren. Ich bin zum Telefon gerannt und haben die Leitstelle informiert."
Das Unglück führte auch zu neuen Spannungen zwischen der Ukraine und den Separatisten. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko fordert die Kämpfer auf, ukrainische Rettungsteams zu dem betroffenen Bergwerk durchzulassen. Die Regierung in Kiew werde eine Kommission gründen, die sich mit der Katastrophe befasst.
Separatisten wollen keine Hilfe aus Kiew
Führende Separatisten erklärten, sie würden Kiew nie um Hilfe bitten, eher Russland oder die Luhansker Volksrepublik. Katastrophenminister Alexej Kostrubitzkij sagte:
"In der Donezker Volksrepublik gibt es vier vollwertige Einheiten zur Rettung von Bergleuten. Auf der ukrainischen Seite gibt es nur zwei, eine weitere befindet sich in Lemberg, ganz im Westen. Wir haben hier genug Spezialisten und genug Technik, wir kommen alleine zurecht."
Unklar sei auch, wer die Behandlung der Verletzten bezahlen werde, sagte Emil Fistal, Chefarzt des Donezker Zentrums für Brandverletzungen:
"Die Bergleute waren versichert. Aber der entsprechende Fonds will ihre Behandlung nicht bezahlen, weil sie hier im Separatisten-Gebiet gearbeitet haben. Die Regierung in Kiew erklärt immer, wir seien ein Land. Aber das Donezkbecken hält sie offenbar für eine schädliche Region, wo niemand wohnen soll."
Das Bergwerk Sasjadko, wo das Unglück passierte, gilt als eines der gefährlichsten im Donezkbecken. Vor sieben Jahren starben dort bei mehreren aufeinander folgenden Explosionen über 100 Bergleute. Das Bergwerk gehört Strukturen, die mit dem sogenannten Donezker Kohlebaron Rinat Achmetow verbunden sind. Dessen Fabriken sind Hauptabnehmer der Kohle aus dem Bergwerk − ein Stahlwerk in Donezk und ein Kokswerk in Mariupol. Achmetow ließ heute erklären, er werde die verletzten Bergleute finanziell unterstützen.
Weiter auf Entspannung stehen dagegen die Zeichen im militärischen Konflikt in der Ostukraine. Die ukrainische Armee begann heute mit dem Abzug von weiterem schweren militärischen Gerät von der Frontlinie. Die Separatisten sagen, sie seien damit schon weiter. Von der Ukraine wird das bestritten.
Trotz des Waffenstillstands gibt es weiterhin vereinzelt Kämpfe, allerdings fast nur mit Schusswaffen. 90 Prozent dieser Vorfälle beträfen das Gebiet um den Donezker Flughafen, erklärte heute der Vertreter Russlands in der gemeinsamen Gruppe, die den Waffenstillstand überwacht. Die ukrainische Seite gab an, dafür seien separatistische Kämpfer verantwortlich, die sich einem Kommandeur namens Giwi unterordnen.
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