"BER" für alle

Wenn die Bürger selbst Hand anlegen

Schild des Flughafens Berlin Brandenburg
Der Flughafen Berlin Brandenburg © dpa / Andreas Franke
Eine Glosse von Andre Zantow · 01.08.2014
Endlich geht es voran am Pannenflughafen BER, denn jetzt haben die Bürger das Regime übernommen und tragen ihr Übriges bei. Eine satirische Überlegung zum Bürgerflughafen BER.
Zum zweiten Mal – nach der Luftbrücke 1948/49 - sind die Berliner nun auf sich allein gestellt. Es sind schwere Zeiten und so haben sie sich erinnert an die Worte des wichtigsten Berlin-Touristen des vergangenen Jahrhunderts, der einst sagte: "Frage nicht was dein Land für dich tun kann, frage was du für das Land tun kannst."
Im Geiste von John. F. Kennedy haben die Berliner in die Hände gespuckt und die Planung des Großflughafens selbst übernommen. Endlich! Die erste gute Nachricht vom BER seit Monaten. Die Crowd ist klug, klüger als ein Einzelner, das wissen wir spätestens seit Wikipedia – ein Gewinn für den Flughafen, auf dem nun ein ganz neuer Geist weht.
Für jeden eine Aufgabe dabei
Hier transportieren die Prenzlauer-Berg-Mütter Kabelrollen mit ihren Doppel-Kinderwagen, Deutsch-Lehrer streichen die Anglizismen auf allen Flughafen-Schildern durch und bitten die Berliner Sprayer das korrekte Deutsche Wort drüber zu sprühen. Die Jungs mit den dicken Oberarmen aus der Mucki-Bude haben ihr Training an den BER-Nordpier verlegt – um dort das falsche Notstromaggregat wieder zu entfernen. Und wenn sie mal erschöpft sind fragen sie den "Kollega" vom Hermannplatz, ob er dagegen noch was hat.
Den Sicherheitscheck übernehmen jetzt die Frauen aus den Thai-Massage-Studios. Wenn schon Ausziehen und überall angefasst werden, dann doch bitte mit Trinkgeld, verkünden sie fröhlich.
Auch viele Jugendliche helfen jetzt mit beim BER. Sie haben die Warteräume umgestaltet, damit man dort besser chillen kann. Kicker, Spielekonsole und Sitzecken – dann kann's auch mal länger dauern. Und die wartenden Fluggäste, die sich ein Eis dazu verdienen wollen, gehen einfach zu den Maschinen, die gerade landen und helfen die Koffer auf das Gepäckband zu hieven.
BER als Bürgerflughafen
An der Deckenbeleuchtung schrauben nun die Jünger des verstorbenen Licht-Künstlers Otto Piene. Leider haben sie von Schaltkreisen keine Ahnung, was öfter mal zu Ausfällen führt, aber die Empörung darüber hält sich in Grenzen.
Der BER ist zum Bürgerflughafen mutiert und hat damit den produktivsten Status überhaupt erreicht. Es passiert etwas. Die Poetry-Slam-Szene hat inzwischen auch die Lautsprecheranlage zum Laufen gebracht und gibt jeden Freitag Gratis-Aufführungen. Berliner Euer Raum – Warum nicht gleich so?
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