Béla Bartóks Streichquartett Nr. 3

Auf dem Scheitelpunkt der Avantgarde

Der ungarische Komponist und Pianist Béla Bartók, aufgenommen in New York am Klavier in einer undatierten Aufnahme.
Der ungarische Komponist und Pianist Béla Bartók (undatierte Aufnahme) © picture-alliance / dpa / epa MTI
Moderation: Michael Dasche · 14.09.2014
"Mein Reich ist das der Dissonanzen." Béla Bartóks Credo bewahrheitet sich vor allem in jenen Werken, in denen sich der ungarische Komponist auf der Höhe seiner Meisterschaft befindet – so auch im dritten seiner sechs Streichquartette.
1927 – 10 Jahre nach dem ersten und fast zwei Jahrzehnte nach dem zweiten – entstanden, gehört es zu den Hauptwerken seines reifen Stils, und es ist zugleich eines der Stücke, in denen sich seine Klangsprache extrem schärfte. Mit Schönberg, wohl mehr noch mit Webern, verbindet ihn eine Textur, die zur zwölftönigen Atonalität offen ist, ohne ihr je formalistisch anzuhängen. Auf Strawinsky lassen sich die emanzipierte Funktion der Rhythmik, auf Hindemith das neoklassizistische Spiel mit barocker Kontrapunktik beziehen, was die eigene schöpferische Originalität Bartók freilich in keiner Weise mindert.
Im Unterschied zu vielen anderen Werken Bartóks begegnet das volksmusikalische Idiom im dritten Quartett nur in stark stilisierter Form: weniger in der reduktiven Motorik als in Gestalt eines ganz neuartig-phantasiereichen Klangkolorits. All diese klangdramaturgischen Effekte sind nur von hochprofessionellen Ensembles zu realisieren, wie denn die Partitur generell hinsichtlich ihrer spieltechnischen Ausführung kaum etwas dem Zufall überlässt, folglich den Interpreten höchste Präzision abverlangt.
Unsere Auswahl der Aufnahmen beschränkt sich auf Ensembles, die in dieser Hinsicht höchstes Niveau beweisen. Es sind dies Einspielungen mit dem Juilliard String Quartet, dem Emerson String Quartet, mit dem Keller-, dem Hagen-, dem Belcea- und dem Takács-Quartett sowie mit dem Quatuor Ébène, mit dem das Werk abschließend komplett erklingt.