Beim Thema soziale Gerechtigkeit hat Steinbrück "Nachholbedarf"

08.12.2012
Die SPD hat keine Alternativen zu einem Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, sagt der Politikwissenschaftler Ulrich von Alemann. Als Kandidat punkte er im Bereich Wirtschaft und mit seiner jahrelangen Politik-Erfahrung. Merkel wiederum profitiere im Wahlkampf von ihrem "kontrollierten Temperament" im Vergleich zu Steinbrücks "Ecken und Kanten".
Der Politologe Ulrich von Alemann hält Peer Steinbrück für einen Kanzlerkandidaten mit Kämpferqualitäten, beim Thema "Soziale Gerechtigkeit" als Markenzeichen der Sozialdemokratie habe er aber Nachholbedarf.

Beim morgigen Nominierungsparteitag der SPD in Hannover werde Steinbrück in seiner Kandidatenrede deutlich machen, dass "er selbstverständlich" zum Thema soziale Gerechtigkeit steht, sagte von Alemann im Deutschlandradio Kultur am Samstag. Als Kandidat punkten könne der frühere Bundesfinanzminister als Vertreter des pragmatischen Flügels der SPD im Bereich Wirtschaft und mit seiner jahrelangen Politik-Erfahrung. Vor allem aber habe die SPD keine Alternativen zu Steinbrück, sagte der emeritierte Professor für Politikwissenschaften und frühere Prorektor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Steinbrücks Umgang mit seinen hohen Nebeneinkünften habe sich aber gerächt.

Trotz der schlechteren Umfragewerte für die SPD und für den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück im direkten Vergleich mit Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU)räumte der Politologe Steinbrück Chancen ein: "Es ist aber eben noch die Chance für ihn, dass es noch früh im Wahlkampf ist. Es ist die Chance, dass er seine Kämpferqualitäten, die er zweifellos hat, unter Beweis stellen wird." Allerdings punkte Amtsinhaberin Merkel durch ihr "kontrolliertes Temperament" im Vergleich zu Steinbrücks "Ecken und Kanten" und als "Mutterfigur für die Nation" selbst bei Anhängern der SPD. Im Widerspruch dazu seien aber die Werte der schwarz-gelben Regierung relativ schlecht. "Die Ergebnisse ihrer Politik werden von den Wählern nicht geliebt. Die Wähler sind da in sich offenbar gespalten."

Um als Kandidat der SPD Erfolg zu haben, müsse Steinbrück die verschiedenen Strömungen von der Parteilinken bis zur pragmatischen Seite erfolgreich repräsentieren, sagte der Parteienforscher. Dabei müsse auch das Markenzeichen 'soziale Gerechtigkeit' deutlich werden. Hier bescheinigte von Alemann Steinbrück "Nachholbedarf im Wahlkampf, und da muss er deutlich machen, dass er diese Seite seiner Partei (…) auch glaubwürdig präsentieren kann. Nur dann hat er eine Chance, aus diesem Schatten, in dem er zurzeit steht herauszukommen."