Behandlung von Vergewaltigungsopfern

Klinik im Kongo in schweren Finanznöten

Vergewaltigungsopfer in der Demokratischen Republik Kongo
Vergewaltigungsopfer in der Demokratischen Republik Kongo © AFP / Tony Karumba
Von Linda Staude · 15.01.2015
Das Panzi Hospital ist das einzige im Kongo, in dem Opfer von Massenvergewaltigungen behandelt werden. Jetzt wurden alle Konten der Klinik eingefroren wegen angeblicher Steuerhinterziehung. Kritiker sehen darin reine Schikane.
"Gewalt gegen Frauen zu beenden ist möglich. Mit Ihrer Hilfe. Es ist Zeit, zu heilen, hoffen, leben, lieben."
Der jüngste Spendenaufruf des Panzi Hospitals ist kurz vor dem Jahreswechsel in den USA veröffentlicht worden. Die Bitte um internationale Hilfe ist dringender denn je: Die einzige Klinik in der Demokratischen Republik Kongo, in der Opfer von Massenvergewaltigungen behandelt werden, ist in schweren finanziellen Nöten.
"Überlebende sexueller Gewalt zahlen nicht für ihre Behandlung. Das ist ein öffentlicher Dienst, den kein anderes Krankenhaus in der Region anbieten kann."
Naama Haviv managt das Hospital und die dazugehörige Stiftung, die für diesen Dienst bisher aufgekommen ist. Bis zum Steuerbescheid für das Jahr 2013. Die Finanzbehörden wollen rund 650 Millionen US-Dollar, über elfmal so viel wie für das Steuerjahr zuvor. Weil das Hospital nicht zahlen konnte, wurden ihm sämtliche Konten eingefroren. Die Klinik konnte nicht einmal die Dezember-Löhne für das Personal aufbringen.
"Die Situation ist furchtbar. Und wenn sie nicht geklärt werden kann, dann droht der Klinik die Schließung. Die Angestellten können nicht weiter ohne Bezahlung arbeiten. Und die Patienten können nicht nur dasitzen und auf ihre Behandlung warten. Menschenleben sind gefährdet."
Frauen, die Opfer von zum Teil öffentlichen Vergewaltigungen waren, werden dort behandelt. Nach meistens drei bis vier Operationen sind sie zu 90 Prozent wiederhergestellt und können ohne ihre schrecklichen Verstümmelungen die Klinik wieder verlassen. In dem afrikanischen Land am Äquator, ungefähr so groß wie Westeuropa, das von Krieg und Massenvergewaltigungen gezeichnet ist und eine der größten Kindersoldaten-Armeen der Welt besitzt, fanden Ende Juli 2006 die ersten freien Wahlen statt. 
Gewaschene Kleidung liegt und hängt am Freitag zum Trocknen im Garten der Panzi-Klinik in der Stadt Bukavu im Ostkongo in der von Aufständen und Vergewaltigungen betroffenen Provinz Südkivu. © picture alliance / dpa / Wolfgang Langenstrassen
Behörden sprechen von Steuerhinterziehung
Nach einer schnellen Lösung sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die Finanzbehörden werfen der Klinik Steuerhinterziehung vor und wollen Geld sehen. Kritiker befürchten, dass die Millionenforderung ein Versuch ist, den Gründer und medizinischen Leiter des Hospitals mundtot zu machen. Dr. Denis Mukwege prangert seit Jahren öffentlich die Lage im Osten des Kongo an – und spart dabei nicht mit Kritik an der Regierung in Kinshasa
"Die Region, in der ich lebe, ist eine der reichsten der Welt. Trotzdem lebt die überwältigende Mehrheit der Einwohner in extremer Armut und Unsicherheit. Die Körper der Frauen sind zu einem Schlachtfeld geworden, Vergewaltigung zur Kriegswaffe. Der Staat und seine Institutionen sind schwach und können weder die Bevölkerung schützen noch ihre Grundbedürfnisse erfüllen."
Mitarbeiter sind im Streik
Der Kongo ist krank, fügte er bei seiner Rede anlässlich der Verleihung des Sacharow-Preises Ende November hinzu. Eine von vielen internationalen Anerkennungen, die der Gynäkologe für seine Arbeit bekommen hat – und für deren Fortsetzung er jetzt kämpfen muss. Das Einfrieren der Gelder für das Panzi Hospital bezeichnete er als reine Schikane. Seine Klinik werde plötzlich anders behandelt als alle anderen öffentlichen Krankenhäuser des Landes. Die Mitarbeiter sind mittlerweile in einen Proteststreik getreten und hoffen, dass die Finanzbehörden nachgeben. Naama Haviv
"Die Arbeit, die im Hospital geleistet wird, ist so grundlegend wichtig. Unsere Patienten, die Hilfe brauchen, können sie nicht bekommen wegen dieser Maßnahme. Im Moment sind es rund 300 Patienten, die eine Behandlung brauchen."
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