Begegnungen

Immer wieder neu beginnen

15.10.2014
Ursula Mamlok konnte sich ihren Traum erfüllen: Sie ist Komponistin geworden. Dabei hatten sich die "Umstände" gegen sie verschworen. Was konnte einer Berliner Jüdin - Jahrgang 1923 - schon gelingen?
Ursula Mamlok wollte immer Komponistin sein, schon als Kind hatte sie sich das vorgenommen. Ihr Weg zu diesem Ziel verlief jedoch alles andere als geradlinig.
1923 wurde sie in Berlin geboren. Im Bezirk Charlottenburg besuchte sie die Grundschule, dann das Gymnasium und erhielt privaten Musikunterricht. Doch wegen ihrer jüdischen Herkunft musste sie die Schule verlassen, das Musikstudium an einer Staatlichen Hochschule war ihr verwehrt. 1939 emigrierte sie mit ihren Eltern nach Ecuador. Dort konnte sie sich musikalisch nicht weiter entwickeln, ihr Ziel war ein Studium in den USA. Nachdem sie eigene Kompositionen eingeschickt hatte, wurde sie schließlich an der "Mannes School of Music" in New York angenommen. Mit 17 Jahren verließ sie Ecuador allein, ihre Eltern folgten ihr im Jahr darauf.
Ihr erster Kompositionslehrer in New York war George Szell. Der Weg zum eigenen Stil war lang für sie. Denn sie suchte die Auseinandersetzung mit der neuen Musik, ihre Lehrer aber konzentrierten sich immer wieder auf die Grundlagen der tradierten Kompositionslehre. Sie musste akademische Abschlüsse nachholen, um später selbst an Hochschulen unterrichten zu können. Durch die nationalsozialistisch erzwungene Emigration wurden ihr wichtige Jahre gestohlen. Immer wieder von vorn beginnen – eine Art Lebensthema Ursula Mamloks.
Nach dem Abschluss an der "Mannes School" studierte sie Komposition bei Roger Sessions, Jerzy Fitelberg, Erich Itor Kahn, Stefan Wolpe und Ralph Shapey. Seit den späten 1950er-Jahren unterrichtete sie selbst an Hochschulen und Universitäten, über 40 Jahre lang an der "Manhattan School of Music" in New York. Nach dem Tod ihres Mannes zog Ursula Mamlok wieder in ihre Geburtsstadt Berlin – nach 66 Jahren in den USA. Bis heute ist Ursula Mamlok als Komponistin tätig.
In fünf Folgen berichtet Ursula Mamlok von ihrem Leben und Wirken, im Gespräch mit Ruth Jarre und Habakuk Traber.
Die zweite Folge ist überschrieben "Emigration - wohin?" Darin geht es um die Emigration nach Ecuador und die Zeit davor und danach, Ursula Mamloks - damals noch Ursula Levys - Bemühungen um einen Studienplatz in den USA und schließlich ihre Ankunft in New York.
Begegnungen mit Ursula Mamlok (2/5)
Emigration - wohin?
Ruth Jarre und Habakuk Traber im Gespräch mit der Komponistin Ursula Mamlok
Ursula Mamlok
"Panta Rhei" für Violine, Violoncello und Klavier
3. Molto tranquillo
Susanne Zapf, Violine
Cosima Gerhardt, Violoncello
Heather O'Donnell, Klavier
Frédéric Chopin
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll op. 11
2. Romance. Larghetto
Alexander Brailowsky, Klavier
Berliner Philharmonisches Orchester
Leitung: Julius Prüwer
George Szell
Klavierquintett op. 2 (Auszug)
Antti Tikkanen Violine
Elina Vähälä, Violine
Lise Berthaud, Viola
Marc Coppey, Violoncello
Oliver Triendl, Klavier
(Teil 3 am 22.10.2014)