Beatles-Manager

Ein Stück Musikgeschichte

Von Uwe Wohlmacher · 01.10.2014
Brian Epstein widmete sein kurzes Leben ganz der Musik, die er liebte. Ende 1964 schrieb der Beatles-Manager seine Autobiografie und gibt damit einen direkten und ehrlichen Einblick in die Arbeit mit den Weltstars aus Liverpool und vielen anderen Musikern.
Am 28. Oktober 1961, gegen drei Uhr nachmittags, betrat der achtzehnjährige Raymond Jones einen Plattenladen am Whitechapel, einer Straße in Liverpool, und sagte: "Ich hätte gern eine Platte – sie heißt 'My Bonnie' und wurde in Deutschland aufgenommen. Die Gruppe nennt sich The Beatles. Haben Sie die?"
Mit dieser Frage beginnt nicht nur die Autobiografie des Ladeninhabers und späteren Musik-Managers Brian Epstein, sondern auch die Geschichte der erfolgreichsten Pop-Band aller Zeiten.
Ein paar Tage später kam der damals 27-jährige Epstein in den Cavern Club, in dem die Beatles nach ihrer Rückkehr aus Hamburg regelmäßig auftraten. Epstein, ein Mann aus gutem Hause, der eigentlich ein leidenschaftlicher Klassikfan war, spürte sofort die ungeheure Anziehung, die von den Musikern ausging und machte ihnen das Angebot, sie als Manager zu vertreten und ihnen einen Schallplattenvertrag zu vermitteln.
Autobiografie mit 30 Jahren
Ende 1964, als die Beatles den ersten Höhepunkt ihrer Weltkarriere erreicht hatten, nahm Brian Epstein dies zum Anlass, um kurz innezuhalten, mit seinem Assistenten Derek Taylor möglichst viele Fakten zu dokumentieren und im Alter von 30 Jahren unter dem Titel "A Cellarful Of Noise" seine Autobiografie zu veröffentlichen.
"Ich wollte einfach nur einen möglichst akkuraten Bericht schreiben, über den Erfolgsweg der Beatles und meiner Künstler, meine Sicht der Dinge. Schließlich wurde schon so viel erzählt, berichtet, erfunden oder inakkurat wiedergegeben, dass vieles falsch interpretiert werden kann",
notierte Epstein in seinem Tagebuch, das die Basis für seine Biografie bildete.
Von der ersten Begegnung mit den Beatles, seiner Arbeit und seinem Verhältnis zu den einzelnen Musikern erzählt Brian Epstein natürlich sehr ausführlich, berichtet aber auch über die vielen anderen Stars, die er als Manager berühmt machte: Gerry & The Pacemakers, Billy J. Kramer & The Dakotas und vor allem Cilla Black, die er sehr verehrte.
Tod an einer Überdosis
Epstein spricht aber auch ganz offen über seine Schwächen, seine Zweifel an seinen Entscheidungen und seine Fehler – schließlich war er kein ausgebuffter Profi, sondern zu Anfang in erster Linie ein begeisterter Fan, der alles daran setzte, die Musik, die er selbst liebte, einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Leider endet diese Autobiografie im Oktober 1964. Über die letzten drei Jahre im Leben von Brian Epstein gibt es nur sehr wenige Berichte. Es müssen sehr schwierige Jahre auf dem Gipfel des Ruhms gewesen sein; mit Depressionen, Tabletten, Alkohol und Einsamkeit, denn Epstein hatte sein Privatleben vollkommen den Beatles und seine Schützlingen geopfert. Brian Epstein starb am 27. August 1967 an einer Überdosis verschiedener Präparate allein in seiner Wohnung.
Deutsche Übersetzung erscheint 50 Jahre nach Erstveröffentlichung
Seine Aufzeichnungen erlauben nun einen hochinteressanten Blick in die Innenwelt der Beatles und ihren Aufstieg und sind damit ein wichtiges Zeitdokument über eines der größten Musikphänomene des 20. Jahrhunderts.
Warum das Buch allerdings erst 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in einer deutschen Übersetzung auf den Markt kommt, bleibt bei dem nach wie vor großen Interessen an den Beatles und ihrem Umfeld unverständlich.

Brian Epstein: Der fünfte Beatle erzählt. Die Autobiografie
Ins Deutsche übersetzt von Kirsten Borchardt
Hannibal Verlag, Mai 2014
160 Seiten für 19,99 Euo

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