Bauen, knobeln, rätseln

Von Raimund Fichtenberger · 07.04.2010
In "Die Siedler 7" entscheidet das erste Mal ein Punktesystem über den Erfolg. "Echoshift" ist ein idealer Knobelspaß für unterwegs. In "Alter Ego" soll der Spieler den Fall einer Mordserie im England des 19. Jahrhunderts lösen.
Die Siedler 7

"Vor langer Zeit war das höchste Gut im Königreich Tandrien nicht etwa Land, Viehbestand oder Gold. Sondern die Krone der Gerechtigkeit"

Durch Habgier und Krieg wurde das Königreich zerstört, die Krone hat schon lange niemand mehr getragen. Der Spieler hat die Aufgabe, den Wohlstand nach Tandrien zurückzubringen.
Auch in der siebten Ausgabe des Strategiespiels hat sich an der grundsätzlichen Idee nichts geändert.

"Hier kannst Du mit dem Bau des Dorfes beginnen!"

Der Spieler muss aus einer kleinen Siedlung eine florierende Stadt bauen. Wichtig ist der Aufbau von Produktionsketten für die Bewohner. Holzfäller liefern den Rohstoff für Zimmermänner, welche einen Bauernhof errichten. Bauernhöfe beliefern Müller und Metzger. Und die wiederum sorgen dafür, dass die Holzfäller genug Nahrung haben. Von diesen Kreisläufen muss der Spieler mehrere gleichzeitig kontrollieren. Was zu Anfang etwas komplex klingt, ist einfach zu lernen, da es ausführlich erklärt wird.

"Der grüne Bereich zeigt an, dass Du hier ein Gebäude errichten kannst. Wähle es aus dem Menü aus, und markiere den Platz, an dem es gebaut werden soll!"

Auch wer schon andere Teile der Spieleserie kennt, findet in "Die Siedler 7" Neues. Zum ersten Mal entscheidet ein Punktesystem über den Erfolg. Das Ziel ist es nicht, einen Gegner zu besiegen, sondern als Erster eine bestimmte Anzahl an Auszeichnungen zu erlangen. Diese bekommt man für erfolgreichen Handel, militärische Erfolge oder das Erfinden neuer Technologien.

"Gut gemacht, Du hast einen Siegpunkt erhalten. Schau, die Siedler feiern deshalb ein Fest!"

Die liebevolle Grafik lädt dazu ein, das Gewusel in seinem Dorf auch einfach einmal nur zu beobachten: Von der Übersichtskarte kann jederzeit bis auf den einzelnen Bewohner herangezoomt werden. Ärgerlich dagegen ist ein neu eingesetztes System zum Kopierschutz: Zum Spielen ist eine permanente Internetverbindung erforderlich. Bricht diese ab, wird das Spiel beendet oder lässt sich erst gar nicht starten.

Am Spaßfaktor des eigentlichen Spiels ändert das aber nichts. "Die Siedler 7" wird mit seinen fast unerschöpflichen Möglichkeiten jeden Fan von Aufbauspielen begeistern.

"Die Siedler 7" für PC+MAC, Hersteller: Ubisoft, USK: freigegeben ab 6 Jahren, Preis: ca. 40 Euro


Echoshift

Es ist fast so alt, wie die Erfindung des Computerspiels: Eine Tür öffnet sich, eine Spielfigur erscheint, die nun zum rettenden Ausgang dirigiert werden soll. "Echoshift" macht da keine Ausnahme, nur gibt es gleich mehrere Spielfiguren. Alle 30 Sekunden hält das Spiel an, und eine neue Spielfigur erscheint. Die alte wiederholt dabei gleichzeitig alle Bewegungen aus den vorangegangenen 30 Sekunden.

So ist es möglich, an zwei Stellen des Spielfeldes gleichzeitig zu sein. Ein Beispiel:
Der Weg ist durch ein Tor versperrt. Dieses öffnet sich, sobald zwei weit auseinanderliegende Knöpfe gleichzeitig gedrückt werden. Mit einer Spielfigur ist das nicht möglich. Also postiert man Figur Nummer eins am ersten Schalter und die zweite Figur an Schalter Nummer zwei.
Mit Nummer drei geht man dann durch das geöffnete Tor.

In höheren Spielstufen werden die Aufgaben deutlich komplexer. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, vorauszudenken und die Handlungen der einzelnen Spielfiguren aufeinander abzustimmen. Dazu werden durchaus mehrere Anläufe benötigt, nicht alles wird sofort gelingen - nichts für Ungeduldige.

Echoshift ist eine erfrischend neue Spielidee: minimalistisch und doch anspruchsvoll. Das passt gut zu einer mobilen Spielekonsole. Ein idealer Knobelspaß für unterwegs.

"Echoshift" für Playstation Portable, Hersteller: SCE, Preis: ca.25 Euro, USK: ohne Altersbeschränkung frei gegeben


Alter Ego

"Auch nach seiner Zeit auf Erden beschäftigt er die Menschen. Nur wenige Tage nach seinem Tod verschwand die Leiche von Sir William spuros."

Um genau diesen Sir William ranken sich im Plymouth des 19. Jahrhunderts wilde Gerüchte: Trotz seines Ablebens soll er für eine grausame Mordserie verantwortlich sein. Der Spieler muss helfen, das Rätsel zu lösen. Dazu schlüpft er abwechselnd in die Rolle eines Polizisten und in die des Taschendiebes Timothy, der als blinder Passagier im Hafen eher zufällig nach Plymouth kommt.

"Komm steh auf! Ab in die Zelle mit dir ... ich hab nicht ewig Zeit!"
"Mhh, ich muss irgendwie diese Handschellen los werden, und neue Kleidung wäre auch nicht schlecht."

Gesteuert wird ganz einfach per Mausklick. So werden Passanten angesprochen und befragt, oder gefundene Gegenstände eingesetzt. Ein Beispiel: Mit einem Stein und einem rostigen Nagel kann sich unser Held von seinen Handschellen befreien.

" "Ich stecke den Nagel hinein und haue drauf, bis das Schloss aufspringt. Nur Magie könnte das verhindern!"

Um das Rätsel um die geheimnisvolle Mordserie zu lösen, muss der Spieler fast 100 verschiedene Orte besuchen. Die dunklen Farben und bedrohliche Musik fangen die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts gut ein - so könnte es in England zu dieser Zeit tatsächlich ausgesehen haben. Vielleicht waren die Menschen aber in Wirklichkeit nicht ganz so redselig - die zahlreichen Dialoge im Spiel sind zwar gut synchronisiert, machen die Handlung an einigen Stellen aber langatmig:

'' "Können Sie mir helfen?"
"Oh, das tut mir leid. Davon habe ich keine Ahnung!"
"Mmmmh. Ich muss sie anders überzeugen!""

Kriminalistisches Feingespür und derber Humor inklusive: Wer gerne kombiniert und Rätsel löst, wird sich mit "Alter Ego" garantiert nicht langweilen. Übrigens: Die Animationen sind nicht allzu aufwendig: Das Spiel läuft auch problemlos auf etwas älteren Rechnern.

"Alter Ego" für Windows PC", Hersteller: Namco Bandai, Preis: ca 35 Euro, USK: freigegeben ab 12 Jahren