Barockoper "Amor vien dal destino"

Aus dem Traum wird Liebe

Katarina Bradić als Lavinia (rechts) mit Olivia Vermeulen (Turno) in der Oper "Amor vien dal destino" in Berlin
Katarina Bradić als Lavinia (rechts) mit Olivia Vermeulen (Turno) in der Oper "Amor vien dal destino" in Berlin © Thomas M. Jauk / Staatsoper Unter den Linden
Jürgen Liebing im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 23.04.2016
300 Jahre war die Oper "Amor vien dal destino" nicht zu hören − doch jetzt ist das Werk des Komponisten Agostino Steffani in Berlin zu erleben. Der Zweikampf um eine Königstochter hat unseren Kritiker Jürgen Liebing musikalisch beeindruckt, aber nicht wirklich berührt.
Alljährlich nach Ostern macht die Berliner Staatskapelle Urlaub und überlässt der Akademie für Alte Musik den Orchestergraben für Entdeckungen im Fach Barockoper. Diesmal steht ein Werk von Agostino Steffani (1654–1728) auf dem Programm: "Amor vien dal destino" hatte am 23. April Premiere im Berliner Schillertheater. Diese Oper entstand vor 300 Jahren für den prunkvollen Düsseldorfer Hof des Kurfürsten Johann Wilhelm und wurde jetzt in Berlin erstmals wieder aufgeführt − es war also quasi eine Uraufführung.
Erzählt wird eine Geschichte aus der römischen Mythologie: Der Zweikampf zwischen Turnus und Aeneas, dessen Sieger die schöne Lavinia zur Frau bekommen soll. Es geht also um Irrungen und Wirrungen! Der Titel der Oper sollte vielleicht eigentlich lauten "Liebe kommt vom Träumen", denn die Königstochter Lavinia träumt von Aeneas und verliebt sich in ihn − Aeneas träumt von Lavinia und verliebt sich in sie. Bis die beiden sich kriegen, dauert es in dieser Oper aber dreieinhalb Stunden.

"Es kam nicht in mein Herz"

Unser Kritiker Jürgen Liebing war vor allem von der Sängerin der Hauptpartie begeistert:
"Es gibt einige sehr eindrucksvolle Duette. (...) Die Sängerinnen und Sänger waren ganz ausgezeichnet. (...) Katarina Bradic als Lavinia ist wirklich so was von umwerfend, und es gab auch sehr viel Zwischen- und Szenenapplaus. Wenn man es nur musikalisch nimmt, ist es sehr eindrucksvoll. (...) Aber irgendwie berührt es uns nicht. (...) Hier ist es so höfisch, und irgendwie bleibt es wie bei einem Museumsbesuch. Es kommt nicht wirklich an mein Herz, an mein Gefühl heran. Ich habe da zugehört und zugeschaut und fand es sehr eindrucksvoll, wie das alles gemacht wurde, aber es blieb nicht dort, wo es hingehört, oder kam gar nicht dorthin, in mein Herz."
Informationen der Staatsoper Berlin zu "Amor vien dal destino"
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