Ban-Ki-Moon-Nachfolge

Weltregierungschef gesucht

Ban Ki-Moon eröffnet die 70. UNO-Generaldebatte in New York
Wer wird Nachfolger von Ban Ki-Moon? © dpa/picture alliance/Matt Campbell
Von Georg Schwarte  · 15.03.2016
Zum Ende dieses Jahres scheidet Ban Ki Moon aus dem Amt des UN-Generalsekretärs. Erstmals soll die Wahl potenzieller Nachfolger nicht in Hinterzimmern stattfinden. Alles soll wesentlich transparenter werden - und jeder kann mitwirken.
Angela Merkel als nächste UN-Generalsekretärin? Mogens Lykketoft, Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen sitzt in seinem Büro im zweiten Stock mit Blick auf den East River in New York und lacht still in sich hinein. "Hier", sagt der zweitmächtigste Mann der UN, "hier in diesen Hallen wird derzeit viel geflüstert."
"There's a lot of whispering about many names, I will not go into that because I don't know anything about the realism around it but there are many other names whispered."
Zu den vielen Namen, die als mögliche Nachfolger für den in diesem Jahr aus dem Amt scheidenden Ban Ki Moon geflüstert werden, will er nichts sagen. Sie sind derzeit Gerüchte.
Fest steht aber: Mogens Lykketoft, der Mann, der mal dänischer Außenminister war und mit 70 Jahren jetzt genauso alt ist wie die Vereinten Nationen, hat jetzt schon UN-Geschichte geschrieben. Unter seiner Führung soll die Wahl des oder der neuen UN-Generalsekretär/in erstmals offener über die Bühne gehen.

Keine Hinterzimmer-Kandidatenkür

"For the first time in UN-history this is becoming a much more transparent process."
"Das erste Mal in der UN-Geschichte wird dieser Prozess transparenter", sagt Lykketoft. In vielerlei Hinsicht: Kandidaten, früher im Hinterzimmer gekürt, bewerben sich jetzt öffentlich und stellen sich in der Generalversammlung in erster Runde vom 12. bis zum 14. April vor. Sie beantworten dort öffentlich Fragen.
Und damit nicht genug: Erstmals in der Geschichte der UN dürfen alle Bürger dieser Welt dort ebenfalls Fragen einreichen - per Video, Twitter, Facebook, E-Mail oder Brief.
Susan Alzner, bei der UN zuständig für die Mitsprache der Zivilgesellschaft, nennt das Ganze sogar einen Zeitenwechsel:
"Es ist eine neue Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Wer sich bisher nicht für die UN interessierte - spätestens jetzt sollte er es."
Jeder kann noch bis zum 20. März eine Frage einreichen. Es sei zwar nur eine Frage, sagt Alzner:
"Aber eine Frage, die am Ende vielleicht etwas bewirkt".

Die Vetomächte werden es schwer haben

Bisher haben sich schon sieben Kandidaten öffentlich um die Nachfolge von Ban Ki Moon beworben. Darunter der ehemalige UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, ebenso wie die derzeitige Unesco-Direktorin Irina Bokova. Das Vorschlagsrecht bleibt zwar wie bisher beim Sicherheitsrat, in dem bei den letzten acht Generalsekretären am Ende die fünf Vetomächte den Kandidaten unter sich aussuchten und absegnen ließen.
Jetzt aber gibt es zum ersten Mal mehr Öffentlichkeit. In das Halbdunkel der Hinterzimmer-Mauschelei kommt endlich mehr Licht. Die Tür sei einen ziemlichen Spalt weit geöffnet, lächelt der verschmitzt Däne Lykketoft.
"Wir betreten totales Neuland hier. Das Ganze könnte den gesamten Wahlprozess ändern."
Könnte - Konjunktiv. Vorausgesetzt, die Generalversammlung, bestehend aus 193 Mitgliedern, favorisiert am Ende der öffentlichen Anhörungen einen Kandidaten.
"Wenn das passiert, wird es für die fünf Vetomächte sehr schwer, trotzdem auf einen eigenen, anderen Kandidaten zu bestehen", sagt Lykketoft. Spätestens im Dezember wird die Welt wissen, ob er Recht behält.
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