Bajuwarischer Robin Hood

Von Waltraud Tschirner · 19.08.2008
Anfang des 20. Jahrhunderts macht in der bayerischen Provinz ein junger Mann von sich reden, der bald nur noch als "Räuber Kneißl" bekannt war. Er entstammte eine verarmten Familie von Wilderern und kam unschuldig ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung will er eigentlich nach Amerika auswandern, bekommt aber keine Anstellung und begibt sich auf Diebestouren. Sein Leben ist nun verfilmt worden.
Szene aus dem Film "Räuber Kneißl":
"Fährst mit mir nach Amerika?"
"... jetzt glei?"
"Wenn mer Geld ham. I kann sogar englisch."

So war er, der Kneißl- Matthias, geboren 1875 im bayerischen Unterweikertshofen. Obwohl er als ältestes von sechs Kindern ärmster Leute - Wilderer noch dazu -eigentlich nie eine Chance hatte, wollte er sie nutzen. Amerika- das war sein Ziel. Als Schreiner hätte er sich da schon ein anständiges Leben aufbauen können. Eigentlich wollte er einfach ganz normal arbeiten nach sechs Jahren Zuchthaus und er hatte sogar eine Anstellung gefunden - aber:

Filmszene: "A Zuchthäusler bleibt a Zuchthäusler..."

Er blieb der Zuchthäusler und wurde schließlich auf Drängen der "Leit" und der Behörden wieder entlassen - in den freien Fall. Weiter musste es gehen auf der Karriereleiter des Wilderers, des Räubers und schließlich: Als ihn die Gendarmen in die Enge trieben, trafen seine verzweifelten Schüsse zwei Polizisten so schwer, dass sie starben. Jetzt wurde er als Mörder gesucht:

"Der Prinzregent persönlich verlangt vollen Einsatz von uns und wünscht sich den Kopf vom Kneißl zum achtzigsten."

Der Räuber Kneißl oder der Kneißl-Hias konnte die Obrigkeit noch eine Weile an der Nase herumführen, was ihm die Sympathie und Hilfe der "kleinen Leute" einbrachte, die ihn ohnehin für einen der ihren, einen Guten hielten, bis er schließlich nach verzweifelter Gegenwehr:

"Kneißl - komm da raus! Du hast ka Chance..."
"Ich kumm net, eher häng ich mich auf!"

Ja, bis er gefangen und am 21. Februar 1902 hingerichtet wurde.

Ringsgwandl-Lied:
"Fangt die Woch scho wieder gut o…"

Das soll er bei der Urteilsverkündung gesagt haben und Sätze wie dieser standen wohl auch Pate bei der posthumen Legendenbildung um den Kneißl, Mathias

Hören Sie auch ein Interview mit dem Regisseur des Films, Marcus H.Rosenmüller, als MP3-Audio .