Babykonzerte in Leipziger Oper

Mozart live auf der Krabbeldecke

Der kleine Niklas fasst sich am 21.11.2012 in Heilbronn (Baden-Württemberg) vor Beginn des Babykonzerts des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn an sein Ohr. Eltern mit ihren Babys besuchten das ausverkaufte Konzert des Orchesters, das klassische Musik spielte.
Viele Babys und Kleinkinder reagieren positiv auf klassische Musik - ein junger Zuhörer vor einem Babykonzert in Heilbronn. © picture alliance / dpa / Marijan Murat
Von Claus Fischer · 07.01.2015
Klassische Musik tut schon den Kleinsten gut. Deshalb werden Konzerte schon für wenige Monate alte Babys immer beliebter. Auch die Leipziger Oper hat sie im Programm. Eltern und Kinder sind begeistert - und die Karten immer knapp.
Ein Konzertsaal der etwas anderen Art. Vorne stehen etwa 20 Stühle für die Musiker, ansonsten gibt es überwiegend Liegeplätze.
"Viele Kissen, viele Decken, gemütliche Sofas, also ich denke, es wird den Kindern gefallen",
meint der Vater des einjährigen Janosch und richtet sich mit ihm auf dem Boden ein, neben der Mutti des fünf Monate alten Alexander.
"Also ich bin positiv überrascht, mit den Kissen und mit den Decken, also es macht einen sehr gemütlichen Eindruck."
Wickeltische sind vorhanden
Inzwischen haben die Musiker ihre Plätze eingenommen und stimmen die Instrumente, allerdings etwas leiser als es im Konzert für Erwachsene üblich ist. Am Hinterausgang des Raums steht Frank Schmutzler, Mitarbeiter der Oper Leipzig, und macht die neu ankommenden Eltern auf einen zusätzlichen Service aufmerksam:
"Der zusätzliche Service besteht darin, dass wir natürlich wollen, dass die Babys so unbeschwert wie möglich das Konzert genießen wollen und dafür haben wir natürlich Wickeltische zur Verfügung gestellt."
"Also ne Kollegin von mir hat erzählt, dass die Oper solche Babykonzerte veranstaltet",
erzählt die Mutter der sieben Monate alten Greta.
"Und da hab ich dann im Internet geguckt und da hatten wir auch Glück, dass wir noch Karten bekommen haben."
"Ja, wir haben das vor einiger Zeit in der Zeitung gelesen und fanden das ne sehr gute Idee",
sagt der Vater des einjährigen Janosch.
"Und wollen einfach mal schauen, wie's dem Kleinen hier gefällt."
Auf dem Programm: "Die Kleine Nachtmusik"
Das Programm des Konzerts ist absolut babygerecht. Es gibt zunächst die bekannte "Air" aus der Suite in D-Dur von Johann Sebastian Bach und anschließend Mozarts "Kleine Nachtmusik". Mozart ist für Kinder immer gut, meint Cellist Stefan Wünsch. Wie erlebt er diesen außergewöhnlichen Auftritt?
"Ein bisschen anders sicherlich, wie: das ganze Drumherum ist natürlich anders, es ist ständige Bewegung im Raum, es ist ein kleiner Geräuschpegel im Raum, was sicher anders ist als sonst, wo wir die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums haben. Ansonsten sind wir dann, wenn wir spielen, in der Musik und das ist nicht so anders als sonst."

Während der Musik sind die Babys erstaunlich ruhig. Erst beim Applaus, der logischerweise von den Eltern und Großeltern kommt, wird es wieder lauter im Raum. Der fünf Monate alten Hilda hat's jedenfalls gefallen, stellt ihre Oma fest.
"Sie liebt das sowieso, Musik, und das war heute der erste Versuch, dass wir mal gesagt haben: Es sind kurze Stücke, und wir probieren's mal mit dem Kind. Ich finde: Es ist eine gute Reihe, um Kinder zur Musik ranzuführen. "
Oper Leipzig: "Enorme Nachfrage"
Ob einige der kleinen Leipziger Konzertbesucher später tatsächlich einmal ins Gewandhaus oder in die Oper gehen werden? Kann sein, muss aber nicht, meint Kontrabassist Sergio Glaser.
"Also auf jeden Fall ist eine frühzeitige Beschäftigung mit Musik, ob das beim Kindersingen anfängt, beim Schlaflied oder hier in dieser Form – das sind jedenfalls Gewohnheiten, die sich schon frühzeitig in das Ohr einprägen können."

Betinna Auge, Pressesprecherin der Leipziger Oper, stellt in jedem Fall fest, dass ihr Haus mit den Babykonzerten anscheinend eine echte Marktlücke geschlossen hat:

"Die Nachfrage ist wirklich enorm! Wir hatten 15 Veranstaltungen angesetzt, haben dann noch Zusatzveranstaltungen angesetzt, die waren alle innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Also die Eltern haben wirklich einen Bedarf auch für sowas."