Ausländerbehörde

"Gefühlt reden alle aneinander vorbei"

Stempel in einer Amtsstube
Als Praktikantin sammelte die Journalistin Donya Farahani Erfahrungen mit dem Stempelwesen deutscher Amtsstuben © dpa/Robert B. Fishman
Donya Farahani im Gespräch mit Gesa Ufer  · 31.05.2016
Über ihre Erfahrungen in der Ausländerbehörde der Stadt Hamm hat die Journalistin Donya Farahani eine TV-Reportage gedreht. Einige Schicksale gingen ihr sehr ans Herz.
"Keine Behörde ist so schlimm wie die Ausländerbehörde. Im Vergleich dazu ist das Finanzamt ein Kindergeburtstag", sagte die Mutter der Journalistin Donya Farahani. Sie habe gewusst, wovon sie spricht. Vor über 30 Jahren kam sie aus dem Iran, um in Deutschland zu studieren. Farahani nahm diese Erfahrung ihrer Mutter zum Anlass, um in der Ausländerbehörde der Stadt Hamm ein Praktikum zu machen. Für das WDR-Fernsehen hat sie dazu eine Fernsehreportage gedreht. Ihre Erfahrungen fielen anders aus.

Blick von der anderen Seite

"Ich war auf der anderen Seite", sagte Farahani im Deutschlandradio Kultur. Außerdem spreche sie Deutsch. Es sei in der Behörde teilweise wirklich unangenehm, nicht etwa weil die Mitarbeiter herzlos seien, sondern wegen der Sprachprobleme. "Gefühlt reden alle aneinander vorbei", sagte die Journalistin.
Auch die Bürokratie sei oft nicht hilfreich. Weil ein Algerier einen Namen hatte, der mit K anfing, konnte er nicht zu dem Sachbearbeiter, der Französisch sprach und ihn hätte verstehen können. Zu Farahanis Aufgaben als Praktikantin gehörte vor allem das Stempeln. "Es gibt da gefühlt eine Million Stempel für alles mögliche", sagte sie. Farahani war für die Anmeldung zuständig und durfte Termine vergeben.
Einige Schicksale haben die Journalistin besonders berührt. Ein kleiner Junge war im Alter von zwölf Jahren alleine mit dem LKW von Irak bis nach Deutschland geflüchtet. In Passau sei er dann ausgesetzt worden. "Und wie der kleine Junge dann vor mir saß so eingeschüchtert, das ging mir schon ziemlich nah", sagte Farahani über ihre Erfahrungen in der Ausländerbehörde.
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