Aus vollem Hals und unter Tränen

Von Käthe Jowanowitsch und Eva Pfister · 09.06.2012
Lachen hat viele Seiten: es ist befreiend – und lebensgefährlich, es verbindet – und schließt aus. Seit 2000 Jahren beschäftigen sich kluge Köpfe mit dieser angeborenen Fähigkeit, die von manchen als niedriges Instinktverhalten abgelehnt, von einigen sogar verteufelt wurde.
Heute hingegen wird das Lachen beinahe vergöttert: Es soll Körper und Psyche heilen, zu Glück und Erfolg verhelfen und sogar die Effizienz am Arbeitsplatz steigern.
Warum lacht der Mensch? Warum fürchten sich Diktatoren davor? Warum ist Schadenfreude die schönste Freude? Warum kann ausgelassenes Lachen plötzlich in Weinen umschlagen? Wird in anderen Ländern anders gelacht?

Eine Lange Nacht voll Witz und Tiefsinn stellt Fragen an Dichter und Denker, an Ärzte, Künstler und Spaßmacher. Heitere Beispiele zeigen die große Bandbreite des Humors, der überall auf der Welt die Menschen zum Lachen reizt.

Manfred Geier
Worüber kluge Menschen lachen
2007 Rowohlt TB.
Warum lacht der Mensch, und welche Bedeutung haben Witz und Humor für unseren Alltag? Was haben die Philosophen über Hintergründe des Lachens herausgefunden, und worüber haben sie selbst sich amüsiert? Manfred Geier unternimmt einen lehrreichen Spaziergang durch die Gedankenwelt großer Philosophen und präsentiert zugleich eine unterhaltsame Sammlung witziger Geschichten.

Warum lacht der Mensch?
Das sagt der Philosoph Manfred Geier:
"Wenn man das Leben ernsthaft betrachten würde, würde man ja sagen: Ach, meine Güte, es wäre doch besser, nicht geboren worden zu sein, angesichts dieser ganzen Katastrophen, mit denen man es zu tun hat, sei es als individueller Mensch in seinem eigenen Leben, sei es natürlich auch, wenn man sich die Weltgeschichte ansieht als eine einzige Anhäufung von Katastrophen, und kaum hat man mal das Glück, dass man glaubt, es ginge besser, kommt schon der nächste Schlag. Wie geht man damit um? Vielleicht ist das Lachen einfach eine Rettungsaktion, um souverän zu bleiben und sich durch diese Katastrophen nicht das ganze Leben vermiesen zu lassen."

Milan Kundera
Das Buch vom Lachen und Vergessen
Ein facettenreicher Roman
Deutscher Taschenbuch Verlag 2000

Ein Buch über das Lachen und Vergessen, Schwingungen der Liebe und Triebe, über Politik, Macht und Heimat. Tamina, eine junge Emigrantin, versucht nach dem Tod ihres Mannes, seine ersten Briefe aus dem okkupierten Prag nach Paris zu schaffen, um sich ihr verblassendes Glück wieder in Erinnerung zu rufen. Ein Prager Dissident versucht, die Briefe aus der Zeit seiner Liebe zu einer Kommunistin in die Hand zu bekommen, um sie zu vernichten, da sie ihn zu kompromittieren scheinen und sein Bild als Held des Widerstands zerstören. "Das Buch vom Lachen und Vergessen" ist ein Rollen- und Vexierspiel der Figuren und Geschichten; ein Roman in Variationen, in dem Kundera von Menschen erzählt, die es wagen, sich dem Vergessen (in der Liebe und der Geschichte) zu widersetzen, und er tut dies mit einem Lachen und der ihm eigenen feinen Ironie. Hat, so fragt er dabei, die Geschichte einen Sinn, oder treibt sie mit den Menschen nur absurde Scherze, auf die das Lachen und das Vergessen die einzige Antwort sein können?

Und das meint der Dichter Milan Kundera:

"Ich sagte zu meiner Schwester, oder sie sagte es zu mir, kommst du, spielen wir Lachen? Wir legten uns nebeneinander aufs Bett und fingen an. Natürlich taten wir nur so. Ein gezwungenes Lachen. Ein lächerliches Lachen. Ein so lächerliches Lachen, dass wir darüber lachen mussten. Dann kam das wirkliche Lachen, das volle Lachen, und entführte uns in unendliche Entfaltung. Ein explodierendes, wiederholtes, schwingendes, entfesseltes Lachen, ein großartiges, prächtiges und verrücktes Lachen… Und wir lachten endlos vor Lachen über unser Gelächter… O Lachen! Lachen der Wonne, Wonne des Lachens; lachen, das ist zutiefst leben."

Wie lacht der Mensch?
"Im Lachen lacht der Mensch als Körper. Also das Lachen ist auch eine körperliche Aktion. Das geht los schon mit einem leichten Verziehen des Gesichtes, die Mundwinkel gehen nach oben, die Augen kriegen leichte Lachfalten, d.h. der Körper reagiert. Und das steigert sich natürlich bis zum herzhaften Lachen, wenn das Zwerchfell so erschüttert ist, dass man sich selbst kaum noch unter Kontrolle hat. Da spielt dann plötzlich der Körper sein eigenes Spiel. Und wenn jemand wirklich beim herzhaften Lachen völlig außer sich gerät, merkt man plötzlich: der Körper siegt über den Geist."

Das sagt der Arzt Uwe Hädicke:
"Also wir haben im menschlichen Körper fast siebenhundert Muskeln. Fürs Lachen brauchen wir alleine am Kopf 17 Muskeln, am ganzen Körper 80 Muskeln. Das heißt, wenn wir richtig lachen, sind 10 Prozent unserer Muskeln eingesetzt. Wenn wir lachen, ziehen wir die Augenbrauen nach oben, die Nasenflügel werden erweitert, der Mund zieht sich nach oben, und wir pressen mit Schwung Luft aus dem Körper raus. Die Luft hat dabei eine Geschwindigkeit von hundert Stundenkilometern. Der Hauptmuskel ist dieser Zwerchfellmuskel, eine Muskelplatte, die zwischen dem Bauch und dem Brustkorb liegt. Mit Lachen verbrennt man viel mehr Kalorien als mit sauer sein. Und durch Lachen werden auch Hormone freigesetzt, das sind sogenannte Glückshormone. Deswegen ist man glücklich, wenn man lacht."

Und so sieht es die Kabarettistin Julia Hagemann:
"Im Idealfall ist es einfach, wenn das Glück aus Dir rausblubbert, wenn man so freudig innerlich ist, dass es einfach aus einem rauskommt. Wenn es mal nicht so ist, oder wir so viele Handbremsen angezogen haben, dass die Freude innen drin ist, aber sie darf nicht überlaufen, dann ist es total gut, diese Handbremsen mit so etwas wie Lachyoga oder meinetwegen auch blöde Witze erzählen oder Kabarett machen zu lösen. Ich glaube, deswegen gehen die Leute auch so gerne in Kabarett und Comedy, weil da die Erlaubnis besteht, diese ganzen Handbremsen mal wegzulassen und das, was rausblubbern möchte, einfach laufen zu lassen. Und offensichtlich brauchen wir ja normalerweise eine sehr gründliche Erlaubnis dazu. Es ist ja so, dass wenn man im Kabarett zu weit auseinander sitzt, dann traut man sich schon nicht. Dann ist es oft so, dass sehr verhalten gelacht wird, weil die Leute das Gefühl haben, alles, was ich jetzt lache, hört jeder. Nur wenn man im großen Pulk sitzt und das Gefühl hat, man ist sowieso Teil der Masse, dann traut man sich."

Julia Hagemann ist auch Sängerin und Stimmbildnerin. Lachen ersetzt nicht bloß ein Ei, sondern mehrere Gesangsübungen, das ist ihre Erfahrung.

"Beim Singen ist es unglaublich, wie locker die Leute dadurch werden. Also ich hab das hier mit dem Musikverein einmal probiert und hab mich gewundert, wie freiwillig die alle mitgemacht haben, weil es schon eine hohe Hemmschwelle haben kann am Anfang. Die haben sich auf alles eingelassen, haben sich einen Ast gelacht, und sind danach dermaßen locker in die Höhe gekommen mit ein paar Koloraturen, das war grandios. Da hab ich gedacht, so einfach krieg‘ ich das nie wieder. Ich muss sonst eine Viertelstunde Übungen anleiten, und hier habe ich einmal eine Minute mit denen gelacht. Also dafür ist es toll. Das Zwerchfell wird einfach sehr aktiviert und gelockert, und die Resonanzräume gehen auf."

Die meisten von uns lachen viel zu wenig, behauptet eine viel zitierte Studie. Während wir in den 50er-Jahren durchschnittlich noch 18 Minuten am Tag lachten, bringen wir heute gerade mal sechs Minuten pro Tag zustande, obwohl es uns, realistisch betrachtet, besser geht als damals. Egal, ob die Statistik stimmt: Wir wissen alle, dass Lachen uns gut tut.

"Es werden Glückshormone ausgeschüttet im Gehirn, jede Menge, es wird Cortison gehemmt, Endorphine angeregt, der Körper kann nicht unterscheiden zwischen echtem und gespielten Lachen, d.h. diese wohltuenden Wirkungen des Lachens haben wir auch, wenn wir nur Lachyoga machen, "nur" – Hauptsache, wir machen es lang genug, es heißt ab 20 Minuten aufwärts wird das Immunsystem spürbar gestärkt. Die Atmung wird angeregt, das heißt, das Gehirn wird mit viel mehr Sauerstoff versorgt, man fühlt sich wacher und fitter."

Julia Hagemann ist auch Trainerin für Lachyoga. Lachyoga ist eine Bewegung, die der indische Arzt Madan Kataria im Jahr 1995 begründete. Er traf sich jeden Morgen mit Anhängern in einem Park in Mumbai, um gemeinsam zu lachen. Auch Doktor Kataria geht es um die Gesundheit, aber er will nicht nur einzelne Kranke, sondern die ganze Menschheit heilen. "Weltfrieden durch Lachen" heißt sein Motto.

Lachyoga (Hasya-Yoga oder auch Yogalachen) ist eine Form des Yoga, bei der das grundlose Lachen (Sanskrit hasya) im Vordergrund steht. Beim Lachyoga soll der Mensch über die motorische Ebene zum Lachen kommen; ein anfangs künstliches Lachen soll in echtes Lachen übergehen. Die Lachyogaübungen sind eine Kombination aus Klatsch-, Dehn- und Atemübungen, verbunden mit pantomimischen Übungen, die zum Lachen anregen.

"Expedition zu den Polen – Crashkurs für Auswanderer"
Immer mehr Deutsche wollen auswandern. 2008 lag Polen bereits auf dem dritten Platz der beliebtesten deutschen Auswandererländer. Schluss mit dem ewigen deutschen Geiz, der nervigen Besserwisserei und manischen Planeritis. Auf nach Polen, wo die Welt noch in Ordnung ist, die Vögelein singen und die Frauen auf Komplimente warten. Das neue Programm enthält konkrete Tipps: Was muss ich mitnehmen, was mache ich im Krankheitsfall, wo gibt es Giftschlangen, wie baggere ich einen Polen/eine Polin an? Außerdem: Die wichtigsten polnischen Wörter, falls mich mal die Polizei anhält.

Steffen Möller
Expedition zu den Polen
Eine Reise mit dem Berlin-Warszawa-Express (Audio-CD)
Malik Verlag 2012

Polen, einst Land der Autodiebe und des billigen Wodkas, hat sich zum drittbeliebtesten Auswandererland der Deutschen gemausert. Steffen Möller beschreibt eine amüsante Bahnfahrt, bei der Deutsche auf Polen treffen und an jeder Station ein neuer Kulturschock lauert.In seinem Bestseller "Viva Polonia" berichtete Steffen Möller humorvoll von seiner Karriere als Gastarbeiter in Polen, von Vorurteilen und Polenwitzen. Doch die Zeit der Witze ist vorbei: Polen war 2009 das einzige EU-Land mit Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig hat es sich zum drittbeliebtesten Auswandererziel der Deutschen gemausert. Aber darf man überhaupt mit dem Auto rüberfahren? Wie flirtet man mit einer schönen Polin? Welche Eheprobleme könnte es geben? Welche Überraschungen bei der Schwiegermutter in Krakau oder Danzig? Und wieso findet hier die Fußball-EM statt, wo der Nationalsport doch eigentlich Pilzesammeln ist? Höchste Zeit für eine vergnügliche Reise ins Nachbarland, in dem die Kulturschocks unter jeder Türschwelle lauern.

Steffen Möller: "In meinem Buch stelle ich die These auf, dass die Polen und die Deutschen den gleichen Humor haben, aber die Polen ein bisschen öfter. Das glaube ich schon, dass das gilt. Wahrscheinlich in allen postsozialistischen Ländern ist ein stärkeres Gefühl für Absurdität da, das gilt auch für Bulgarien und Rumänien. Das Leben selbst war damals einfach härter, man konnte sich nur mit einer Portion Ironie und Fatalismus darüber hinweg retten."

Steffen Möller hat eine erstaunliche Karriere gemacht. Er wurde als Deutscher in Polen ein berühmter Kabarettist. Mittlerweile tritt er auch oft in Deutschland auf, und hat für seine witzige Völkerverständigung bereits das Bundesverdienstkreuz erhalten.

"Ich erzähle in beiden Ländern genau das gleiche, ich erzähle darüber, rein autobiographisch, wie ich nach Polen verschlagen wurde und was ich in Polen beobachtet habe: Aberglaube, berichte von Begegnungen mit Polen, zum Beispiel erzähle ich vom Masochismus der Polen, von diesem extremen Sinn für Selbstironie. Mein Friseur in Warschau heißt Janek. Der ist heute etwa 70 Jahre und hatte in den 70er Jahren einen Kleinbus, mit dem er immer Polen rübergefahren hatte zur Arbeit nach Karlsruhe, die durften ja raus, und dann ist er mit dem Kleinbus immer zurück nach Warschau. Und der erzählte mir immer wieder diesen Witz: Welche Polen fahren nach Westdeutschland? - Ich sage: Keine Ahnung. – Na ja, sagt er: die Hungrigen, die Schmutzigen und die Dummen. – Was, sage ich, Pan Janek, warum das denn? – Tja, sagt er: Die Hungrigen fahren nach Essen, die Schmutzigen fahren nach Baden-Baden, und die Dummen fahren hin und zurück, so wie ich. Das ist dieser Masochismus, diese Selbstironie der Polen."


Moritz Netenjakob
Macho Man
Roman
Kiepenheuer & Witsch
Als Buch und als Hörbuch

Von den 68ern erzogen, lebte er dreißig Jahre als Weichei. Jetzt verliebt er sich in eine Türkin. Aber wie überlebt ein Frauenversteher in einer Welt voller Machos? Versteh einer die Frauen! Daniel, Anfang 30, ist gerade verlassen worden – und das, obwohl er alles gemacht hat, was seine Freundin wollte. Schließlich haben ihm seine 68er-Eltern beigebracht, Frauen zu achten und zu respektieren. Das hat ihm als Jugendlicher auf Partys sehr geholfen: Während die Mädchen mit den anderen Jungs in der Ecke knutschten, hat er sie geachtet und respektiert. Und einer musste schließlich die ganzen Nudelsalate essen. Um die Trennung zu verdauen, fliegt er in die Türkei, wo sein bester Freund Mark als Animateur arbeitet. Dort passiert ein Wunder: Die bezaubernde Aylin, in die der ganze Club verliebt ist, interessiert sich für ihn. Den Schattenparker. Daniel schwebt im siebten Himmel. Wird aber sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als er, zurück in Deutschland, Aylins türkische Großfamilie kennenlernt. Soll er nach dem Essen bei den Schwiegereltern in spe spülen helfen? Über Griechen-Witze lachen? Und was tun, als er ins Männercafé eingeladen wird und dann auch noch in die türkische Disco? Moritz Netenjakob zündet in seinem rasanten Comedyroman ein Gagfeuerwerk ohnegleichen – kein Wunder, das Thema ist ein Kracher: Was wollen Frauen wirklich? Beziehungsweise: Wie verhält man sich als Frauenversteher, wenn man sowohl seine Traumfrau respektvoll behandeln als auch vor der türkischen Großfamilie nicht wie ein Waschlappen dastehen will?

Moritz Netenjakob: "Ich denke, ne sehr genaue Beobachtung ist das Wichtigste beim Humor. Da lachen die Leute am meisten, wenn sie die Sachen wiedererkennen, entweder von sich oder von Bekannten."

Moritz Netenjakob war Chefautor der satirischen Wochenshow, hat Gags geschrieben für Anke Engelke und Drehbücher für die Bürokultserie "Stromberg". Seit einigen Jahren steht er selbst auf der Bühne – allein oder mit seiner "dicken frechen türkischen Familie". Eine Idee, die auf der Hand lag, seit er mit einer Türkin verheiratet ist.

"Meine Schwägerin ist Schauspielerin, meine Frau ist ausgebildete Schauspielerin. Der Mann meiner Schwägerin ist Opernsänger. Der Exmann ist bei der Stunksitzung dabei. Und da hatten wir so viele Leute, mein Schwager geht jetzt auch auf die Bühne. Da lag es nah, dass man versucht, irgendwas zusammen zu machen."

Für ihn ist es eine alltägliche Erfahrung, dass nicht überall über dasselbe gelacht wird.

"Wir haben mal das Experiment gemacht. Für den WDR sind wir in ein türkisches Männercafé gegangen und haben Elemente aus unserem Programm "Meine dicke türkische freche Familie" dort vorgetragen. Haben uns zu denen an den Tisch gesetzt. Wir haben dann den Vergleich "deutscher Liebesbrief - "türkischer Liebesbrief. Und ein Deutscher so romantisch, und ein Türke "Ey, was geht ab?". Und dann merkte ich, das kam bei den türkischen Männern überhaupt nicht an. Da fehlte einfach in dem Fall die Selbstironie. "Sind wir jetzt unromantisch, oder was?" Das war aber ganz klar schichtspezifisch. In so einem Männercafé ist natürlich eine ganz andere Schicht als die, die zu uns ins Programm kommen. Da lachen sich die Türken auch über sich selber kaputt. Das ist ne Schichtenfrage."

Oliver Polak
Ich darf das, ich bin Jude
Originalausgabe. Unter Mitarb. v. Jens O. Haas .
2009 Kiepenheuer & Witsch

Mein Name ist Oliver Polak, ich bin dreißig Jahre alt - und ich bin Jude. Sie müssen trotzdem nur lachen, wenn es Ihnen gefällt. Aufgewachsen in der einzigen jüdischen Familie in Papenburg im Emsland, ist Oliver Polak nichts Komisches fremd. Jetzt ist er dreißig und blickt zurück: In seinem ersten Buch erzählt er das Beste aus seinem Leben. Es geht um die beiden Freistunden während der Religionsunterrichts, die er mit den "beiden anderen Losern" (ein Moslem, ein Zeuge Jehovas) verbringt, um die gestrenge jüdische Lehre seiner herrischen Mutter und die daraus folgende Psychotherapie, seine doppelte Beschneidung, seine Jahre in einem orthodoxen Internat in England, seinen überstandenen Hodentumor und darum, dass Juden und Jamaikaner eigentlich dasselbe sind.Oliver Polak erklärt plausibel, warum er bei einer eventuellen Wiedervereinigung der biblischen Religionen Kandidat für einen Posten ganz oben wäre, was er mit dem Papst gemeinsam hat, und warum der Papenburger der Lachs unter den Emsländern ist.Für die Dauer der Lektüre macht Ihnen der Autor übrigens ein Angebot: Er vergisst die blöde Sache mit dem Holocaust - und Sie verzeihen ihm Michel Friedmann. Darf man über so etwas lachen? Man muss! Denn Oliver Polak erzählt mit so viel Charme und Chuzpe von seinen ersten dreißig Jahren, dass man Hoffnung für den deutschen Humor schöpft.

"Es gibt bestimmt den englischen Humor, den jüdischen Humor, den holländischen Humor, aber ich finde auch, dieses Stereotypending, das funktioniert nur bedingt."

…meint der Stand-up-Comedian und Ex-Viva-Moderator Oliver Polak.

"Unter dem Strich geht es um Menschen, Assoziationen, Gefühle, die angetriggert werden oder diesen Moment: Ah, das kenn ich! Und dieses Gefühl aus diesem "Das kenn ich" kann natürlich einen kulturellen Background haben, kann natürlich einen krankheitsbedingten Hintergrund haben. Das kann alles Mögliche sein. Und ich glaube, daraus resultiert Humor. Und man sagt vielleicht, der englische Humor ist so und so, weil sich da irgendwas Spezielles angesammelt hat in England. Und dann gibt’s den österreichischen Humor, und dann gibt’s den deutschen Humor. Und wenn ich jetzt zum Beispiel mal vergleichen sollte meine Tour in Deutschland und in Österreich, würde ich sagen: Deutschland super. Österreich noch ’n Ticken geiler, weil ich das Gefühl habe, dass die Österreicher auch noch härter im Nehmen sind, was den Humor angeht. Österreichischer Humor ist auch sehr böse. Und britischer Humor ist auch sehr böse. Ich würde sagen, deutscher Humor ist oft auch eher so ein bisschen Wellness. Nicht dass es so wehtut. Und ich finde, guter Humor muss auch für mich dahin gehen, dass es einem halt auch mal wehtut."