Aus den Feuilletons

Wie Architekten Flüchtlinge unterbringen wollen

Ein Flüchtling sitzt in München in einem Unterkunftszelt am Internationalen Jugendübernachtungscamp am Kapuzinerhölzl in seinem Bett.
Ein Flüchtling sitzt in München in einem Unterkunftszelt in seinem Bett. © dpa / picture alliance / Tobias Hase
Von Adelheid Wedel · 31.07.2015
Das Problem der fehlenden Unterkünfte für Flüchtlinge verschärft sich. Die "SZ" hat recherchiert, mit welchen Ideen Architekten auf diese Herausforderung antworten – und einige interessante und praktikable Projekte gefunden.
"Zeltstädte, Turnhallen, Kasernen: Flüchtlingsunterkünfte sind oft Orte zum Davonlaufen. Das darf nicht sein, sagen Architekten und ihre Studenten, und arbeiten unter Hochdruck an Alternativen"
– so lautet der Ausgangspunkt für Überlegungen, die uns die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG vorstellt. Laura Weissmüller hat zum Thema recherchiert und interessante Vorschläge zusammengestellt.
"Das Flachdach zum Beispiel bei öffentlichen Gebäuden hat gewaltiges Potenzial."
Architektonische Ideen für die Flüchtlingskrise
Drei Studenten der Architekturfakultät Hannover fanden das heraus und "haben exemplarisch für ein Gebäude zwei zusätzliche Stockwerke aus einer modularer Holzbauweise entworfen". Dieses Projekt soll nun realisiert werden, informiert die Autorin.
"In den kommenden Monaten wird ein Prototyp entwickelt. Und man versucht nachzuweisen, dass diese Art der Aufstockung in vielen Städten möglich wäre."
Das aber ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, die in der SZ vorgestellt werden, allesamt praktikabel und geeignet, das Problem der fehlenden Flüchtlingsunterkünfte konstruktiv anzugehen. Endlich beteiligen sich auch die Architekten an der Suche nach Lösungen, so hat die Architektenkammer Hessen ein Positionspapier veröffentlicht. Ihr Titel:
"Flüchtlinge brauchen Wohnungen, keine Behälter."
Feststeht:
"Die Flüchtlinge werden unsere Städte verändern. Die hier vorgestellten Unterkünfte können nur wenige aufnehmen, aber die Ideen sind da."
Kunst nach dem Völkermord in Ruanda
Von der erstaunlich starken Wirkung von Gegenwartskunst berichtet eine Reportage in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Vor zwanzig Jahren stand Ruanda nach dem Völkermord an den Tutsi vor dem Nichts. Jetzt hat das Land wieder Hoffnung",
schreibt der Historiker Marc J. Masurovsky.
"Es gibt wieder einen Markt für Kunst in Ruanda, es gibt einheimische Käufer, es gibt eine lebendige Kunstszene: All das grenzt an ein Wunder."
Durch seine Versöhnungspolitik habe das Land aus der Hölle herausgefunden und seine Menschen schauen nach vorne.
"Hier, wo es kaum professionelle psychologische Hilfe gibt, scheint der kreative Selbstausdruck eine wichtige therapeutische Funktion für viele Überlebende des Genozids übernommen zu haben."
Der Autor berichtet unter anderem vom "Inema Arts Center" in Kigali, in dem Kinder und Jugendliche unter Anleitung von Künstlern ihre Gedanken in Gemälden zum Ausdruck bringen.
"Die meisten der jungen Kunstschüler leben in einem Waisenhaus in einem der ärmsten Viertel Kigalis. Anfangs hätten die Kinder einzig dunkle und kalte Farben verwendet, erst nach und nach, im Lauf der Jahre, sei ihre Palette heller geworden."
Frankreichs bestürzte Ökonomen
Die Tageszeitung TAZ informiert über ein "Neues Manifest der bestürzten Ökonomen", das dieser Tage in Frankreich erschienen ist.
"Es beschreibt 15 Baustellen für eine andere Ökonomie."
Dabei gehe es den Autoren "um eine Flucht nach vorn, heraus aus der globalen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krise".
Die Autoren plädieren für nichts Geringeres als neue Arbeits- und Lebensformen.
"Das neue Manifest besticht durch seine klare Sprache", urteilt Rudolf Walther,
"und erhebt nicht den Anspruch, die letzte Wahrheit gefunden zu haben. Aber es informiert zuverlässig und argumentiert nachvollziehbar gegen die als Selbstverständlichkeiten servierten intellektuellen Zumutungen der neoliberalen Orthodoxie."
Das Aufbegehren des Schriftstellers
Damit korrespondiert dieses französische Manifest mit Gedanken, die der amerikanische Schriftsteller Richard Ford auf der Trauerfeier für seinen Schriftstellerfreund James Salter vergangenen Dienstag in New York äußerte – zu finden in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Die Urerfahrung jedes seriösen Schriftstellers ist die, dass man unablässig gegen die geistigen, emotionalen und sprachlichen Beschränkungen aufbegehrt und versucht, sich mehr vorzustellen, mehr zu sagen, mehr Interessantes geschehen zu lassen und auf diese Weise zu tieferem Denken anzuregen."
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