Aus den Feuilletons

Warum "grüne Lebensstile" nicht ausreichen

Einkaufswagen in einem Supermarkt
Bio-Lebensmittel: "Ein Umbau der Lebensweise, die nicht die Natur zerstört, muss von den hochindustrialisierten Ländern ausgehen" - heißt es heute in der FAZ. © picture alliance / dpa
Von Adelheid Wedel · 15.07.2014
In der "FAZ" analysiert der Politikwissenschaftler Ulrich Brand das "bornierte Streben nach Profit" in den Hochindustrieländern. Eine erfreuliche Nachricht lesen wir in der "tageszeitung": Die Goethe-Institute sollen mehr Geld bekommen.
"Das bornierte Streben nach Profit"
die Überschrift in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG macht neugierig. Ulrich Brand – er lehrt Internationale Politik an der Universität Wien, Mitherausgeber der "Blätter für deutsche und internationale Politik" – Ulrich Brand also verkündet:
"Die Krise ist noch nicht vorbei, weil sie systemisch ist. Um ihr zu begegnen, reichen grüne Lebensstile nicht aus."
Auf die Frage 'Wie aber begegnet man der noch immer anhaltenden systemischen Krise?' gibt Brand ausführlich Antwort. Sein Ausgangspunkt: Veränderung ist dringend notwendig, denn
"in der Gesellschaft verbreitet sich Unbehagen über die Kurzsichtigkeit der herrschenden Krisenstrategie."
Vor allem die Reichen und Mächtigen sicherten sich ihre Vermögen, sozialen Positionen und ihre Einflussmacht, so Brand.
"Das Versprechen von herrschender Seite, dass alles sich zum Besseren wenden wird, lautet weiterhin: Wachstum, Wachstum, Wachstum. "
Aber "der Glaube an den deus ex machina des Wachstums schwindet." Denn "die Erfahrungen vieler Menschen sind heute, dass sie am zu verteilenden materiellen Wohlstand weniger teilhaben."
Brand stellt fest:
"Der enge Zusammenhang von kapitalistisch erzeugtem Wachstum und gesellschaftlichem wie individuellem Wohlstand zerreißt."
Unumstritten: "Verteilungsfragen bleiben wichtig. Aber heute geht es um eine andere Art des Backens des zu verteilenden Kuchens."
Dazu unterbreitet Brand Vorschläge in seinem Artikel in der FAZ, und er macht deutlich: "Ein Umbau der Lebensweise, die nicht die Natur zerstört, muss von den hochindustrialisierten Ländern ausgehen."
Perspektivisch geht es darum, einen "breiten Wohlstandsbegriff" zu formulieren und politisch durchzusetzen.
Der Berliner Tageszeitung TAZ entnehmen wir eine erfreuliche Nachricht:
"Die Kulturpolitiker von Union und SPD wollen bei den Haushaltsberatungen einen Zuschlag von 7 Millionen Euro für das Goethe-Institut erreichen. Die Kürzungen der vergangenen Jahre müssten rückgängig gemacht werden, um dem weltweit tätigen Haus Kontinuität bei seiner wichtigen Kulturarbeit zu ermöglichen",
wird Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) zitiert. Die BERLINER ZEITUNG macht daraus ihre Schlagzeile: "Deutschland im Vorteil" und informiert:
"Das Goetheinstitut geriet in eine Strukturkrise, nachdem das für zwei Drittel der Finanzierung zuständige Auswärtige Amt unter dem Grünen Joschka Fischer drastisch die Mittel kürzte."
Am Ende seiner Amtszeit mussten 27 Institute geschlossen werden. Nun
"mit dem ins Auswärtige Amt zurückgekehrten Frank-Walter Steinmeier und der neuen Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat das Goethe-Institut zwei leidenschaftliche Unterstützer an entscheidenden Stellen zurückgewonnen. Das ist angebracht",
kommentiert Kerstin Krupp,
"wächst doch das Interesse in der Welt an Deutschland und nicht zuletzt an der deutschen Sprache."
Nach einer Studie von BBC im Mai vergangenen Jahres
"war Deutschland das beliebteste Land der Welt. Ein Vorteil, den man nutzen sollte",
empfiehlt die Berliner Zeitung.
Wie umgehen mit dem Ruhm? fragt sich Mancher in diesen Tagen. Rieke Havertz‘ Meinung dazu ist in der TAZ nachzulesen. Sie schreibt:
"Die Feier der deutschen Nationalmannschaft am Brandenburger Tor verkommt zum Marketing-Fan-Meilen-Truck-Korso",
und fügt hinzu: "Das nervt."Warum dieser Hype? fragt die Autorin und wundert sich über "die grenzenlose Überhöhung"des Ereignisses mit dem Pathos von der "Unsterblichkeit des Tages".Dem Korso der Nationalelf zum Brandenburger Tor – so bemängelt sie – fehlte gänzlich das Flair:
"Nix Samba, mehr Mallorca. Um den Sport, die Mannschaft, die Leistung geht es bei alle dem nur am Rande, der perfekte Rahmen für die Sponsoren ist das Ziel, und niemand stört’s."
Weltmeister fahren Mercedes, klar. Die T-Shirts des Teams tragen ebenfalls den DFB-Sponsorennamen prominent am Rücken, damit man auf gar keinen Fall an der Marke vorbeikommt,
"die sich das Gros der Fans nicht leisten kann."