Aus den Feuilletons

Viel Zuspruch von einer Französin

Die Autorin Yasmina Reza
Die Autorin Yasmina Reza © EPA / dpa / Paco Campos
Von Arno Orzessek · 24.02.2017
Die Frankfurter Allgemeine hat sich an diesem Wochenende große Mühe gegeben, die Seele der Deutschen zu streicheln. In einem Interview sagt die Französin Yasmina Reza dem Blatt: "Die Deutschen haben eine Seite, die leicht ist und voller Esprit."
Zum Frischmachen gleich mal ein Superlativ: "Die erfolgreichste Dramatikerin der Welt" – das ist laut FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG die Französin Yasmina Reza, deren Theaterstück "Gott des Gemetzels" auch als Kino-Film die unerträgliche Schwierigkeit des Zusammen-Seins vorgeführt hat.
Im Gespräch mit Sandra Kegel erklärt Reza, warum sie viele ihrer Stücke nicht etwa in Frankreich, sondern in Deutschland uraufführen lässt: Und zwar, "weil das deutsche Theatersystem phantastisch ist – einzigartig in der Welt."
Na klar, dieses charmante Klischee, das von Tatsachen unterfüttert wird, hat man schon oft gehört, aber Rezas Germanophilie reicht noch tiefer:
"Tatsächlich fühle ich mich in Deutschland verstanden. In Frankreich neigt man ja dazu, die Deutschen als ernst und schwerfällig zu karikieren. Ich habe das anders erlebt. Sicher, die Deutschen haben ein schwieriges historisches Erbe, und mitunter eine Ästhetik, die von der unsrigen weit entfernt ist […]. Aber sie haben auch eine Seite, die leicht ist und voller Esprit. Man kann immer mit ihnen lachen."

Darf der das, ein neues Wort erfinden?

Ob das nun stimmt oder nicht – wir konzentrieren uns jetzt auf den Artikel "Analytisches Lachen" in der Tageszeitung DIE WELT.
Darin stellen verschiedene Autoren sechs US-amerikanische Late-Night-Comedians vor und schicken ihr Urteil schon in der Unterzeile voraus: "Was kann Satire, wenn die Wirklichkeit selbst wie Satire wirkt? - Viel!"
Jan Küveler porträtiert Stephen Colbert – und er tut es erkennbar mit Lust.
"Stephen Colbert ist ein Meister des Timings. Wahrscheinlich ist er, wenn er will, der Schnellste von allen, ein wahres Wunderkind mit sozusagen cyborgmäßig verschalteten Synapsen. Schneller als der turboonkelige Jon Stewart, schneller als der väterlich-virile Jimmy Kimmel, schneller als der Mr. Bean on speed John Oliver."
Und so weiter und so weiter…
Bis WELT-Autor Küveler zur Huldigung des Quassel-Stils von Colbert dem Adjektiv 'perplex' sogar das neuartige Tätigkeitswort "perplexen" abjuxt.

Wushu und ein echter Ausdruck von Schönheit

Um diejenigen, denen all die erwähnten Namen ungefähr so viel sagen wie uns selbst, nicht länger zu langweilen, schlagen wir die TAGESZEITUNG auf und schauen uns die Fotos von Waltraud Schaub an.
Sie zeigen junge Frauen, die ausgerechnet im afghanischen Kabul und auf den schneebedeckten Bergen drum herum Wushu trainieren, eine mit Kung-Fu verwandte Kampfsportart.
"Für die jungen Afghaninnen ist der Kampfsport nicht nur ein Zeitvertreib", betont der TAZ-Autor Mohammad Ismail. "Vielmehr ist er Ausdruck von Schönheit, Ästhetik und ein durch die Körper […] zum Ausdruck gebrachtes Selbstbewusstsein. Vor allem aber ist er ein Antiklischee. Denn in der westlichen Wahrnehmung hat sich dieses Bild von afghanischen Frauen, die sich eine eigene körperbezogene Expressivität nicht erlauben können in diesem kriegsgeplagten Land, wo patriarchale Strukturen zementiert zu sein scheinen, verfestigt. Die jungen Frauen des Shaolin-Wushu-Clubs kratzen an dieser Vorstellung."
In einer Passage, die auch als Bildunterschrift unter dem packendsten der sieben Fotos in der TAZ stehen könnte, gerät Ismail in lyrisches Schwärmen: "Die pinkfarbenen Anzüge, die so sehr in die karge, schneebedeckte Landschaft passen, haben […] [die jungen Frauen] selbst entworfen und schneidern lassen. Weiß wie Schnee. Braun wie Erde. Pink wie Selbstvergewisserung, Frauensolidarität, helles Blut, Mut."

Gute Ratschläge aus einer wirklich lieben Redaktion

Wie es hierzulande mancherorts zugeht, beschreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Mounia Meiborg unter dem Titel "Rechts um!"
Der Anlass: Am Theater Altenburg-Gera spielt ein afrikanischer Schauspieler den "Hauptmann von Köpenick" – und die Gegend brodelt.
Aber lesen Sie selbst! -
Allen, die vorhaben, am Wochenende libidinöse Abenteuer zu suchen, wollen wir den Ratschlag nicht vorenthalten, der im Berliner TAGESSPIEGEL überschrift wurde.
Er lautet: "Mach mal Pause mit dem Herzausreißen!"