Aus den Feuilletons

"Soul-Food" für die Seele

Kimchi
Die koreanische Gemüsebeilage Kimchi, fermentierter Kohl. © imago/Westend61
Von Ulrike Timm · 01.02.2017
Unser Wohlbefinden hat auch viel mit Essen zu tun. Und so gibt es im Zürcher Völkerkundemuseum die Ausstellung "S(e)oul food" über das Kochen als Kulturtechnik - mit viel Kimchi. In der "Neuen Zürcher Zeitung" wird darüber schön schmackhaft geschrieben.
"Was tun mit diesem Trumpel?", fragt die TAZ und legt die Worte einer sehr, sehr unglücklich dreinschauenden Queen in den Mund. Im Vereinigten Königreich ist man besorgt, ein formeller Besuch Donald Trumps könnte der Queen schaden…Nun gäbe es gute Gründe, einen Staatsbesuch erstmal zu vermeiden.
"Um zu zeigen, dass Einreiseverbote keine Einbahnstraße sind. Oder einfach, um zu kommunizieren, dass aggressive Abschottungspolitik und in Dekrete gegossener Rassismus nicht die feine englische Art sind."
Allein, die Initiatorinnen einer formellen Petition gegen den Besuch des US-Präsidenten mit zuletzt 1,6 Millionen Unterschriften begründen schmallippig, der Gast könne die Queen "´in Verlegenheit bringen´. Was die sich wohl vorstellen? Einen pussygrabbing Trump und die zerbrechliche Dame, dazwischen nichts als ein noch zerbrechlicheres Teeservice?"
Hier verlassen wir jedweden umtriebigen Donaldismus, legen einen ganzen Haufen Trump-Feuilletons beherzt zur Seite und widmen uns anderen Seiten des Lebens.

Ausstellung über Essgewohnheiten in Zürich

"Weil auch die Seele Nahrung braucht." Nein, das ist kein frustrierter Kommentar zur Weltlage, sondern eine Überschrift in der NZZ. Die widmet sich hingebungsvoll den Essgewohnheiten, die Überlebensstrategien seien für Migranten in der Fremde – und "der Schlüsselbegriff heißt ´Soul-Food`". Ausgangspunkt der Zeitungsseite – schön bebildert, schmackhaft geschrieben von Philipp Meier – ist eine kleine, feine Ausstellung im Zürcher Völkerkundemuseum über das Kochen als Kulturtechnik gegen Fernweh – und Kimchi, gewürzter Kohl als "fermentierte Heimat" für koreanische Zuwanderer. Weil Pizza, Pasta und roher Fisch längst eingemeindet sind, koreanischer Kimchi aber immer noch Exotenstatus hat, kriegt die Zürcher Ausstellung noch ein "e" in den Titel, Soul-Food ist eben auch S(e)oul Food.
So ein kleiner, vollmundiger Bericht ist doch Labsal in diesen Tagen. Weiter so.

Homestory vom Papst

"Erste Hilfe bei Hexenschuss" verspricht die neue Zeitschrift "Mein Papst", samt Fotostory über das Leben von Franziskus, Kreuzworträtsel und Kochrezept. Warum findet die WELT die neue Katholiken-Postille trotzdem interessant? Vielleicht, weil es so einfach wäre, sich drüber lustig zu machen. Die neue Illustrierte sei eben "kein Kollateralschaden päpstlicher Selbstinszenierung. Es ist ein Zeichen ihres Erfolgs", meint Lucas Wiegelmann, und verweist darauf, dass "Mein Papst" mit Bildern und Geschichten zugleich religiöses Grundwissen mitverkauft, das auch die Leser anspruchsvollerer Blätter inzwischen nicht mehr haben. Und feixt dann doch ketzerisch: "Unklar ist noch, wer im April Posterboy wird. Wenn man dem Buch Exodus glauben darf, steht Gott jedenfalls nicht zur Verfügung."

Frank-Walter Steinmeier kommentiert die Weltlage

"Ausgang offen, würde ich sagen" – so kommentiert Nicht-Mehr-Außenminister und Noch-Nicht-Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Weltlage in der ZEIT, die das Interview nach eiligen SPD-Kandidaten-und Ministerrochaden jetzt druckt und nicht wie geplant nach der Bundespräsidentenwahl, die wohl wenig spannend werden dürfte diesmal. So wurde man eingeholt von den Ereignissen, nix zum neuen Kanzlerkandidaten und dem alten Parteichef, dafür viel abgewogen Diplomatisches und Leseempfehlungen eines Politikers auf dem Sprung ins höchste Amt. Kurt Sontheimers "Antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik" habe er immer wieder mal zur Hand genommen, erzählt Steinmeier, denn "wer etwas über die Erosion des demokratischen Fundaments einer Gesellschaft wissen will, wird da auf bedrückende Weise fündig".
Darauf noch ein Blick in die NZZ, die tatsächlich fragt: "Was verbindet bloss Donald Trump mit Marcel Proust?" und den Proust-Fragebogen ausgebuddelt hat, den der US-Präsident früher mal beantwortete.
"´Was ist Ihr Motto?`– ´Think big – and get the job done.` Die erste Mottohälfte ist abgehakt. Nun muss Trump nur noch die Arbeit machen."
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