Aus den Feuilletons

Patti Smith feiert ihren 70. Geburtstag

US-Sängerin Patti Smith
Die US-Sängerin Patti Smith beim 50. Montreux Jazz Festival im Juli 2016 © picture alliance/dpa/Foto: Jean-Christophe Bott
Von Ulrike Timm · 29.12.2016
Die US-Sängerin Patti Smith wird 70 Jahre alt und hat immer noch Spaß am Touren, Malen und Schreiben. Deshalb gratuliert ihr der "Tagesspiegel" zur "goldenen Zauberkraft".
Der Jahreskongress des Chaos Computer Clubs in Hamburg war so schnell ausverkauft wie ein Pop-Konzert – die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hatte sich rechtzeitig um Tickets für Jannis Brühl und Hakan Tanriverdi gekümmert, so waren sie "drin". Diskutiert wurde übrigens ganz klassisch, auf dem Podium, jedoch "aus dem Internet kommt, wie immer bei diesem Kongress, noch eine Frage (...) 'Waren es die Russen?'"
Ein IT-Spezialist hat die Software analysiert, mit der die Demokratische Partei in den USA, der deutsche Bundestag und mehrere andere Systeme gehackt wurden, aber die Verantwortung für die Antwort auf diese Frage kann und will sich der Experte nicht aufbürden, auch wenn das Podium mehrfach nachhakt. Nicht hackt...
Dass man Technik nicht mehr ohne Gesellschaft denken kann, hat das Jahr 2016 vielfach gezeigt. Wie ein Kommentar zu den Themen des CCC-Kongresses liest sich ein kleiner Einspalter, den die SÜDDEUTSCHE gleich darunter platziert hat:
"Mitbewohner mit großem Ohr" – in Arkansas versucht die Polizei an die Daten eines speziellen Audiogerätes zu kommen, das immer horcht, auch wenn es gar nicht wissentlich genutzt wird. "Echo" – so heißt das Ding – Echo könnte so zum Zeugen eines Mordfalls geworden sein. Möglicherweise digitaler Zeuge der Anklage? Bislang rückt Amazon die Daten nicht raus...

Elbphilharmonie im Vergleich mit anderen Konzertzsälen

Grandioses technisches, physikalisches, akustisches Können braucht, wer einen Konzertsaal plant. Die Architektur ist das eine, aber die voraushörende Fantasie, das planende Ohr des Akustikers das für einen Konzertsaal letztlich entscheidende. Wie die Elbphilharmonie tatsächlich klingt, wenn der Saal voll besetzt ist und Menschen und Musik eine Einheit bilden, das wird sich in Hamburg vom 11. Januar an erweisen. Was aus den geheimen Testballonkonzerten an Stimmen heraustönt, ist verheißungsvoll – möge es doch bitte klappen, nach all dem wunderschön, aber sauteuer verbauten Geld!
Die WELT schickt ihre Leser nun zu den "besten Plätzen", und hat – in radikal persönlicher Auswahl ihres Musikredakteurs Manuel Brug – der Elbphilharmonie eine Top 20 Auswahl von Konkurrenzsälen schon mal an die Seite gestellt. Von Wuppertal bis ins finnische Lahti, wo ein Baumstammwald ein spektakuläres Foyer bildet, führt die Klangreise, in der Bad Kissingen Erwähnung findet, die Tokioter Suntory Hall aber nicht – trotzdem, alle großen und kleinen Säle sind eine Reise wert, und einen Konzertbesuch 2017 sowieso.

60er-Jahre-Ausstellung in London

Wer dann in der Londoner Wigmore Hall Station macht, kann gleich noch eine Stipvisite im Victoria & Albert Museum dranhängen, wo eine opulente Ausstellung "Revolte hinter Glas" stellt. Sie gilt den 60ern, jene Zeit, so die SÜDDEUTSCHE,
"in der Krieg mit Musik bekämpft und Minderheitenrechte erstritten wurden. Jimi Hendrix, Michael Caine, Twiggy, die Stones, (…) sie sind alle da. Und alle sind sie müde",
meint Alexander Menden über eine Schau, die ihm bei allem Spektakel recht museal erscheint.

Zum 70. von Patti Smith

Weder müde noch museal ist dagegen Patti Smith, deren Weg als Rockpoetin, Autorin und Malerin in eben diesen 60ern seinen Anfang nahm. Sie wird 70. Der TAGESSPIEGEL gratuliert ihr, die immer noch fleißig tourt, malt und schreibt, zur "goldenen Zauberkraft". Dass sie kürzlich bei der Literaturnobelpreis Nichtübergabe an Bob Dylan einen kleinen Aussetzer hatte, geschenkt, das gilt jetzt schon als "magischer Moment". Glückwunsch an Patti Smith!

Die Sängerin steht vor einem Mikrofon und hält sich ihre beiden Hände an die Schläfen.
Patti Smith bei der Nobelpreis-Verleihung in Stockholm© AFP/Soren Anderson

Philosoph Hermann Lübb feiert 90.

Ebenso an den Philosophen Hermann Lübbe, der schon seinen 90. feiert, in seinem Denken stets den Aktualitäts- und Praxisbezug sucht, sich an den Achtundsechzigern aber ziemlich kritisch abarbeitete. Patrick Bahners gratuliert ihm in der FAZ. Sein Fitnessrezept verriet Lübbe mit 82, und es hat ihm womöglich den 90. beschert – er wandert.
"Dann kann der Philosoph das, was er am nächsten Tag aufschreiben will, sechs, sieben Mal durch den Kopf laufen lassen, und so gewinnt es an Ordnung." Chapeau!
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