Aus den Feuilletons

Nicht ohne Nicholson

Jack Nicholson kommt zur UK-Premiere von "The Bucket List" nach London zum Vue West End , London
"Mit meiner Sonnenbrille," sagte der Hollywood-Star Jack Nicholson, "bin ich Jack Nicholson. Ohne sie bin ich fett und siebzig“. © picture alliance / dpa / Joel Ryan
Von Klaus Pokatzky · 22.04.2017
"Wer mit dem Kino der Siebziger, Achtziger oder Neunziger aufgewachsen ist, kann sich nur mit Mühe eine Welt ausmalen, in der es Jack Nicholson nicht gibt", schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Feuilletons gratulieren dem Schauspieler zum 80. Geburtstag.
"Bald wird man darüber lachen", lesen wir im SPIEGEL, "wie die Leute ihr Geld damit verschwendet haben, Autos zu kaufen, die augenblicklich an Wert verlieren, die meiste Zeit des Tages stillstehen und dann, wenn man mit ihnen fahren möchte, wieder stillstehen, weil alle fahren möchten". Überschrift der Kolumne von Nils Minkmar: "Brumm, brumm."

Das Buch ist tot, es lebe das Buch

Es gibt aber auch Menschen, die ihr Geld sinnvoll ausgeben. "Vielleicht klingt das idealistisch und naiv", ist ein Zitat aus der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG: "doch wir wollten als eine Brücke fungieren, damit die Leute in West und Ost mit ihren gegenseitigen Vorurteilen aufhörten".

Das sagt Vera Michalski-Hoffmann – eine Dame, die uns in Zeiten populistischer Geschlechtsgenossinnen den Glauben an das Gute, Wahre und Schöne zurückgeben kann.
"Für die Bewohner Basels etwa ist sie die Erbin des Pharmakonzerns Hoffmann-La Roche, die sich immer wieder von der philanthropischen Seite zeigt. In der französischen Schweiz, Frankreich und Polen kennt man sie als Chefin der Verlagsgruppe Libella", klärt uns Marta Kijowska über die Mäzenin auf, die nach ihrem verstorbenen Mann den Jan-Michalski-Literaturpreis benannt hat.
Wer ihn bekommt, erhält in einem kleinen Dorf oberhalb des Genfer Sees angenehmste Unterkunft zum kreativen Schreiben.
"Die ersten fünf sind Anfang April aus Frankreich, Indien und der Schweiz angereist, zwei weitere stoßen Ende des Monats dazu. Insgesamt werden es in diesem Jahr 26 Autoren werden, und Vera Michalski hat den Wunsch, dass sie nicht nur an ihren Projekten arbeiten, sondern zwischen ihnen ein Austausch von Meinungen und Ideen entsteht."
Das passt bestens zu einem Gedenktag, den wir am Wochenende begehen dürfen, zum "Welttag des Buches" am Sonntag. "Der wegen Internet schon totgesagte klassische Buchhandel hat sich in den vergangenen Jahren überraschend gut behauptet", erfahren wir aus dem Berliner TAGESSPIEGEL: "2015 gewann er einen Marktanteil von 48,2 Prozent; im Jahr zuvor waren es allerdings noch 49,2 Prozent."
Nicht jedem aber gefällt der "Welttag des Buches", den die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, die UNESCO, 1995 ausgerufen hat. "Erstens hat sich die Idee der Aktionstage zunehmend verbraucht. Der Murmeltiertag (2. Februar) mag ja noch kurios sein, doch braucht die Welt einen Amateurfunktag (18. April)? Oder einen Welttoilettentag (19. November)", fragt die Tageszeitung DIE WELT. "Der Welttag des Buches, so wie er im Moment gefeiert wird, ist ein Alibi für Leseaktivismuskitsch", findet Marc Reichwein zum "Welttag des Fluches".
Dabei riechen Bücher doch so gut – wie jetzt Wissenschaftler des University College in London herausgefunden haben. "Mit Hilfe antiker Bücher ist es ihnen gelungen, Gerüche zu archivieren", teilt uns die FRANKFURTER ALLGEMEINE mit: "Das Kollektivbeschnüffeln der Londoner St.-Pauls-Kathedralbibliothek entfaltete die feinen Aromen von Schokolade, Verbranntem und Mottenkugeln."

Jack Nicholson - Gratulationen zum 80.

Vergessen wir die Leinwand nicht. "Man muss nur seinen Namen hören, schon sieht man ihn vor sich, die gebogenen Augenbrauen, die hohe runde Stirn und vor allem der Mund, mit dem er Dinge tun konnte, die kein anderer Schauspieler fertigbrachte." So gratuliert die FRANKFURTER ALLGEMEINE Jack Nicholson zum achtzigsten Geburtstag am Samstag – dem Mund, den wir aus
"Easy Rider", "Batman" oder "Chinatown" kennen und mit dem wir übers Kuckucksnest flogen. "Wer mit dem Kino der Siebziger, Achtziger oder Neunziger aufgewachsen ist, kann sich nur mit Mühe eine Welt ausmalen, in der es Jack Nicholson nicht gibt", meint Andreas Kilb. "Dieses Gesicht war immer schon da, und es wird immer da sein, so lange das Gedächtnis der Leinwand funktioniert." Glückwunsch!
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