Aus den Feuilletons

Mit der Unwahrheit viel Geld verdient

Schriftzug Fake News mit At-Zeichen.
Ein Motiv für Fake News: Mit hoher Reichweite einfach nur ein Geschäft machen. © imago stock&people
Von Gregor Sander · 19.01.2017
Sechs Millionen Mal geteilt: Mit Unwahrheiten über Hillary Clinton machte ein arbeitsloser Politologe im US-Wahlkampf aus fünf Dollar 20.000, erfahren wir in der "SZ": Der wollte damit aber nicht einmal Donald Trump unterstützen, sondern einfach nur Einnahmen erzielen.
"Wie eine herrenlose Website zur Waffe gegen Clinton wurde."
Diese Geschichte erzählt Willi Winkler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sein Urteil steht schon in der Überschrift:
"Meisterlich falsch",
sei das, was sich der arbeitslose 23-jährige Politologe Cameron Harris im amerikanischen Wahlkampf einfallen ließ:
"Für fünf Dollar kaufte sich Harris die herrenlose Website The Christian Times Newspaper, bei der schon der Name für die nötige Seriosität bürgen würde. Über sie verkündete er, was den gemeinen Verschwörungstheoretiker in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigte: In einem Lagerhaus in Columbus im Bundesstaat Ohio habe sich das Material zu Clintons Betrug gefunden, die Polizei ermittle."
Am Ende war die Geschichte viral und sechs Millionen Mal geteilt, aber immer noch falsch. Egal, auch Donald Trump übernahm sie begeistert. Den wollte der bekennende Republikaner Harris aber gar nicht unterstützen, sondern:
"Es ging ihm ums Geschäft," so Winker in der SZ:
"Mit sehr wenig Einsatz, fünf Dollar, konnte er Anzeigen und gut 20.000 Dollar generieren und hätte noch viel mehr verdient, wenn ihm Google nicht die Werbung entzogen hätte."
Eine Strafe drohe ihm im Übrigen nicht. Muss man sich also einfach daran gewöhnen, dass jeder lügen darf, bis sich die Balken biegen?

Echtes Aufbegehren oder Satire?

Offensichtlich und offensichtlich auch von der Anti-Trump-Seite, wie Tomasz Kurianowicz im Berliner TAGESSPIEGEL berichtet.
Als der amerikanischen Künstler Richard Prince "erfuhr, dass ein von ihm verfremdetes Instagram-Porträt der Trump-Tochter Ivanka von dieser selbst erworben wurde, überwies er die Gage von 36.000 US-Dollar zurück und stellte anschließend die Echtheit seines Werkes infrage: 'Das ist nicht mein Werk. Ich habe es nicht gemacht. Ich widerspreche. Das ist Fake- Kunst', schrieb der Künstler in performativer Trump-Manier auf Twitter."
Klingt doch eigentlich ganz gut, könnte man meinen. In New York sieht man das, laut TAGESSPIEGEL, allerdings schon differenzierter:
"Ob das echtes Aufbegehren ist oder vielmehr eine Strategie, sich über eine Satire-Aktionen in den Vordergrund zu spielen, wird nun in der Kunstszene heftig debattiert."

Warnhinweis statt Löschung

Eine große Rolle bei der Verbreitung der Wahrheit und Unwahrheit spielen die sozialen Medien. Und die wollen jetzt wissen, was wirklich wahr ist und suchen Hilfe, erklärt Christian Meier:
"Auf Nachfrage der 'Welt' bestätigten bisher ARD, ZDF, 'Spiegel Online' und 'Bild', dass Facebook auf sie zugekommen sei. Konkrete Zusagen gibt es nicht."
Wer auch immer nun für Facebook überprüft, was denn nun die allerwahrste Wahrheit ist, gelöscht wird der Unsinn dann noch lange nicht, sondern nur mit einem Warnhinweis versehen. Der dürfte auf Verschwörungstheoretiker vermutlich so wirken, wie "Rauchen gefährdet ihre Gesundheit" auf Kettenraucher. Warum die angefragten deutschen Medien noch zögern, den Wahrheitssucherjob zu übernehmen, könnte auch an der folgenden Nachricht liegen:
"Geld soll für diese Dienstleistung allerdings nicht an die Faktenchecker fließen. Dies garantiere die Unabhängigkeit der Prüfer. Diese Begründung klingt zunächst mal gut, entbehrt aber letztlich doch einer Logik. Warum ein Kooperationspartner, der für das börsennotierte Netzwerk (Gewinn allein im dritten Quartal 2016: 2,4 Milliarden Dollar) eine wertvolle Aufgabe verrichtet, nicht bezahlt werden sollte, weil die Unabhängigkeit von Entscheidungen beeinträchtigt sein könnte, ist schwer nachvollziehbar",
findet Christian Meier im TAGESSPIEGEL.

Klimaschutz mit Zwiebelextrakt

Einen interessanten wissenschaftlichen Ansatz finden wir in der TAZ:
"Kühe, denen Zwiebelextrakt zugefüttert wurde, produzierten substanziell weniger Methan."
So wäre das Steak oder die Milch wieder etwas weniger umweltbedenklich, erklärt Heiko Werning.
"Dumm nur, dass die Milch nach Zwiebelsuppe schmeckt, wenn zu viel davon in die Kuh kommt. Aber bei exakt 25 Gramm am Tag klappt es: Die Milch schmeckt nach Milch, die Methanproduktion wird verringert."
Klingt trotzdem unappetitlich, diese Geschichte. Könnte das bitte noch mal jemand gegenchecken?
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