Aus den Feuilletons

Kanadier protestieren gegen Trump-Hotel

Anti-Trump-Demo vor seinem Luxushotel "Trump International Hotel" in Vancouver.
Anti-Trump-Demo vor seinem Luxushotel "Trump International Hotel" in Vancouver. © Imago / UPI Photo
Von Gregor Sander · 09.03.2017
Die Proteste gegen ein neues Luxushotel im kanadischen Vancouver waren so massiv, dass die Eröffnung im Geheimen gefeiert wurde, berichtet "Die Welt". Für das mehr als 60 Stockwerke hohe Gebäude des Bauherren Donald Trump können sich die Kanadier nicht begeistern.
Die Baukosten haben sich mit 105 Millionen Euro mehr als verdoppelt und auch die Bauzeit wurde um satte drei Jahre überzogen. Aber im Gegensatz zu so manchem Flughafen wird am kommenden Sonnabend das neue Zentralgebäude der Leuphana-Universität in Lüneburg eröffnet. Till Briegleb von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG war schon da:
"Es könnte ein völlig normaler Tag sein an dieser kleinen Universität in Lüneburg, stünde man an der Ecke des ehemaligen Militärgeländes nicht plötzlich vor einem rätselhaften Ungetüm. Rund vierzig Meter hoch ragt hinter der Pfütze eines kleinen Uni-Biotops ein Konstrukt in den Himmel, das aussieht, als habe man es aus den Resten eines ehemaligen Kriegsschiffes zusammengesetzt."
Für Briegleb eben: Ein typischer Libeskind-Bau, denn ...
"Während Rem Koolhaas oder Zaha Hadid ihr Vokabular veränderten oder zumindest in Vielfalt ausreizten, kennt die graue Winkel-Polka von Daniel Libeskind mit ihren Splittern und Zufallslinien eigentlich nur unterschiedliche Knüll-Stadien."
Der SZ-Kritiker fühlt sich so stark an das 1989 entworfene Jüdische Museum in Berlin erinnert, dass er vermutet:
"Womöglich gibt es in Libeskinds Design-Software einen Bauform-Shaker, der ein Museum ruckzuck in ein Lehrgebäude umformt. So wirkt der Uni-Bau jedenfalls."

Erschrocken über den Brexit

Ein anderes Bauwerk hat es auf die Aufmacherseite des Feuilletons der Tageszeitung DIE WELT geschafft und es darf bezweifelt werden, dass dies auch so wäre, wenn der Besitzer dieses Neubaus in Vancouver inzwischen nicht auch amerikanischer Präsident wäre. "Tower to the People" - heißt es in der Überschrift von Luise Wagner. Doch das kanadische Volk ist Sturm gelaufen gegen den neuen Nachbarn, so sehr, dass das neue Trump-Luxushotel im Geheimen eröffnet werden musste.
"Offiziell misst das Hochhaus 69 Stockwerke, doch scheint sich das Marketingteam kurz vor der Eröffnung alternativer Fakten bedient zu haben, denn der Trump Tower besteht nur aus 63 Etagen. Die anderen Stockwerke sind Parkgaragen und führen in die Tiefe. 'Es ist extrem ungewöhnlich und noch nie vorgekommen, dass unterirdische Etagen mitgezählt werden', amüsiert sich Stadtplaner Brent Toderian aus dem Rathaus."
Gar nicht amüsiert ist der niederländische Schriftsteller Geert Mak, wenn er an die bevorstehenden Wahlen in seiner Heimat denkt. Seine Mitbürger und auch die Parteien seinen extrem verunsichert, obwohl Mak im Interview mit dem Berliner TAGESSPIEGEL feststellt:
"Im Großen und Ganzen sind die Niederlande ein ordentliches, gut geregeltes Land. Dennoch gibt es einen großen Unfrieden im Land. Ich kann das nur damit erklären, dass die Niederländer sich schon immer schnell anpassen konnten. Als in den achtziger Jahren die Welle des Marktdenkens über die westliche Welt schwappte, der Neoliberalismus, der Neokapitalismus, die Globalisierung, waren die Niederländer blitzschnell dabei."
Diese Managementkultur, in der es nur noch um Zahlen geht, hätte das Land extrem verunsichert, gibt Mak zu Protokoll und wagt im TAGESSPIEGEL keine Prognose:
"75 Prozent der Wähler sind noch unentschieden. Alle sind außerdem enorm über die Wahl von Trump und den Brexit erschrocken. Keiner sagt mehr etwas."

Erschöpftes Österreich

In Österreich ist die Bundespräsident-Wahl vor ein paar Wochen gerade noch einmal gut gegangen, findet der Autor Doran Rabinovici. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG druckt seinen "Stimmungsbericht aus einem erschöpften Österreich", in dem Rabinovici resigniert feststellt:
"Ein ganzes Jahr dauerte der Wahlkampf. Er brachte vieles in Österreich überraschend zur Kenntlichkeit. Anders als je zuvor traf ich nun auf Bekannte, die erklärten, sich der Stimme enthalten zu wollen. Er lasse sich nicht mehr erpressen, sagte mir ein Freund aus Studienzeiten. Zu oft habe er das kleinere Übel gewählt."
Die Diagnose, die Rabinovici aus dieser Feststellung seines Freundes zieht, ist so düster wie hoffnungsvoll:
"Er ist nur einer von vielen, die in ihrem Groll ausblenden, dass es die Demokratie selbst ist, die von Anfang an nichts als das geringere Übel war."
Mehr zum Thema