Aus den Feuilletons

Hype um Berliner Pierre-Boulez-Saal

Blick in den Pierre Boulez Saal
Der Pierre Boulez Saal bietet Platz für 680 Zuhörer © dpa picture alliance/ Maurizio Gambarini
Von Paul Stänner · 05.03.2017
Der neue Konzertsaal von Berlin, der Pierre-Boulez-Saal, begeistert die Kritiker. Die "SZ" schwärmt für die Klangqualität. Die "FAZ" stellt die Aussage von Daniel Barenboim in Frage, ob es sich wirklich nicht um ein politisches Projekt handelt.
Die Feuilletons vom Montag bescheren uns zwei Schwergewichte und zwei Randthemen. Daniel Barenboim hat mit einem Konzert den Pierre-Boulez-Saal seiner Barenboim-Said-Akademie eröffnet.
"Einen idealeren Raum hätte sich Daniel Barenboim für sein aufklärerisches Konzept des "denkenden Ohres" nicht ausmalen können", schreibt in der Süddeutschen Julia Spinola. Durchsichtig und transparent entfalteten sich die Klänge, dabei - Zitat - "zugleich mit einer großen Direktheit und Unmittelbarkeit des Erklingens, so, als säße man mittendrin in der Musik".
In der Tat - kein Besucher sitze mehr als 14 Meter von den Musikern entfernt, betont im Tagesspiegel Frederik Hansen und begeistert sich an deren warmen und doch auch transparentem Spiel.
So viel zum Saal.
In der FAZ bezweifelt Jan Brachmann, dass es sich hier - wie von Barenboim behauptet - um ein humanistisches und nicht um ein politisches Projekt handele. Und rechnet vor, wieviel Bundessteuermittel für das neue Unternehmen verbraucht werden: Allein die private Akademie für palästinensische und israelische Musiker erhalte sieben Millionen für 100 Studenten, während die Berliner Hochschule für Musik mit nur drei Millionen Euro mehr 600 Studenten ausbilden müsse. Somit sei - Zitat Brachmann - "eine staatlich geförderte Musikhochschule für Menschen aus dem Nahen Osten eine entschiedene politische Willensbekundung."
So viel zu Geld, Humanismus und Politik.
Frank Castorf, Intendant der Volksbühne in Berlin
Frank Castorf, Intendant der Volksbühne in Berlin© dpa / picture alliance / Claudia Esch-Kenkel

Castorf und der "Panzerkreuzer Volksbühne" geben nochmal alles

Der eine macht auf, der andere macht zu: Ebenfalls in Berlin hat Frank Castorf mit einem "Faust" seinen Abschied von der Volksbühne inszeniert. Nicht ohne in einem "Vorspiel auf dem Theater" seinem Nachfolger Chris Dercon noch eins mitzugeben. Streitsüchtig war Castorf ja schon immer und davon scheinen sich seine Fans nicht trennen zu können. In der FAZ schreibt Irene Bazinger, es gäbe "der tolle, gefährliche, autonome "Panzerkreuzer Volksbühne" noch einmal alles, was in ihm steckt". Eva Behrendt in der taz zitiert einige Grobianismen und seufzt: "Wie wird man diese bitteren Kröten vermissen! Ein Glück, dass sie unsterblich sind" , während in der Süddeutschen Christine Dössel nach sieben Stunden "Faust"-Spektakel bilanziert: "Das Chaos ist noch nicht aufgebraucht. Leicht wird der Abschied nicht."

Trump parodieren? Witze allein reichen nicht

So viel zum Chaos. Wir kommen geschmeidig zu Hitler-Witzen.
Die Frage nach Hitler-Witzen, schreibt Jakob Biazza in der Süddeutschen, sei deswegen legitim, weil "falls man über Hitler lachen darf, wohl auch über alles lachen dürfte, das im Grusel niederschwelliger ist. Was zu Donald Trump führt". Zitatende. Biazza macht sich Gedanken über die "erlösende Funktion von Witzen" und Witze über Trump sind ja derzeit Massenware.
Biazza verweist darauf, dass Trump ein realer Präsident mit realer Macht sei und leitet daraus ab: "Nur zu parodieren reicht nicht. Oder, wie es ein Kollege jüngst schrieb: "Man besiegt den Wahnsinn nicht, indem man ihn bloß gekonnt imitiert."

Wie sicher sind Roboter?

Von Trump kommen wir leicht auf wildgewordene Maschinen. Über die schreibt in der FAZ Constanze Kurz, und zwar: "Ob wir wollen oder nicht: Wir werden uns mit Robotern anfreunden müssen und sie in unsere Leben integrieren." Die entscheidende Frage ist, wie sicher sind die Automaten? Und wie leicht kann man sie hacken? Kurz beschreibt eine gespenstische Vision: Tausende von Menschen laufen mit Gepäckrobotern durch die Stadt, die ihnen die Einkäufe hinterher tragen.
Was für ein Schrecken, wenn es einem Witzbold oder Bösewicht gelänge, sie zu einem Botnetz zu verbinden und zu übernehmen? Der Hintergrund: Bei einer Analyse von aktuellen Robotern habe man nahezu fünfzig Schwachstellen in der Software gefunden. Sollten die Schwachstellen bei den Robotern nicht beseitigt werden, dann - so Kurz: "muss man wohl darüber nachdenken, sie und ihre Akkus getrennt schlafen zu legen."
So viel zu den aktuellen Feuilletons. Achten Sie auf das Chaos, auf Trump und ihre Roboter!
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