Aus den Feuilletons

Ein neuer Medienriese für Deutschland?

Eine Person tippt auf der Tastatur eines Laptop Computers.
"Eine neue Dimension von Marktmacht" könnte nach Ansicht der "Berliner Zeitung" entstehen, wenn der Axel Springer Verlag und Pro Sieben Sat.1 zusammengehen. © imago / Jochen Tack
Von Klaus Pokatzky · 07.07.2015
Der Axel Springer Verlag und ProSiebenSat.1 wollen möglicherweise gemeinsame Sache machen, um "in der digitalen Welt Fuß zu fassen", meldet die "Berliner Zeitung". Damit könnte ein "Gegengewicht zu den Silicon-Valley-Giganten" entstehen, kommentiert die "FAZ".
"Ist das Mikro an?"
Steht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
"Ist das Mikro an?"
Klar, sonst wäre ich ja jetzt nicht zu hören.
"Also ich hoffe, so geht's."
Aber ja, Nora Gomringer, die sich am Sonntag in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis erlesen hat – mit diesem Text, der mit einem Mikrofon beginnt und den die FRANKFURTER ALLGEMEINE nun in Gänze abdruckt.
Die unendliche Geschichte vom Grexit
"Ich fürchte, wir sind tief gespalten, so wie wir es in unserer Geschichte oft waren."
Das sagt in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG eine andere Literatin.
"Um aus dem Teufelskreis herauszukommen, müssen wir uns um ein neues Denken Bemühen",
meint im Interview die griechische Schriftstellerinn Soti Triantafillou.
"Wir müssen die einfache Tatsache akzeptieren, dass Europa unser Haus ist, unsere Familie und nicht unser Feind",
fordert sie nach dem Referendum vom Sonntag und verweist auf die vielen Griechen,die sich zu Europa bekennen.
"Und diese ernstzunehmenden Bürger fühlen sich oft von den Vorurteilen gekränkt, die die Deutschen oder andere Europäer gegen sie hegen. Nicht alle Griechen sind Steuerhinterzieher und Schlawiner!"
Ausrufungszeichen!
"Momentan erinnert in Griechenland vieles an den Titel des Alexander-Kluge-Films 'Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos'"
– das ist die vorläufige Bilanz im Berliner TAGESSPIEGEL zu der unendlichen Geschichte vom Grexit.
"Von einem Dialog unter Kulturschaffenden konnte keine Rede sein",
schreibt der Schriftsteller und Journalist Kostas Th. Kalfopoulos.
"Den aber gab es jetzt, in den Tagen vor dem bizarren Referendum, umso heftiger. Er trug Züge eines Bürgerkriegs."
Appell an den Westen: "Gebt euch Mühe, den IS aus dem Land zu vertreiben!"
Es geht aber noch trauriger, noch viel trauriger.
"Warum überlässt uns die Welt dem langsamen Tod?",
fragt der katholische Erzbischof Yohanna Petros Mouche, der vor einem Jahr vor der Terrortruppe "Islamischer Staat", dem IS, aus seiner irakischen Stadt Mossul fliehen musste.
"Die Menschen im Westen kämpfen für den Erhalt vom Aussterben bedrohter Tierarten. Wie können sie dann tatenlos zusehen, wenn ein ganzes Volk vertrieben wird?",
ist eine weitere Frage, die er im Interview mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN stellt.
"Wenn ein Drittel der syrisch-katholischen Kirche in alle Welt verstreut wird, bedeutet dies den Untergang dieser Kirche. Ich bitte den Westen und die Weltmächte um Hilfe: Gebt euch Mühe, den IS aus dem Land zu vertreiben! Heute sind sie bei uns. Morgen werden sie bei euch sein."
Michael Kleeberg: "Glücklich und stolz" über Weltkulturerbe in Hamburg
Aber heute genießen wir erst mal noch unser behagliches Leben. "Glücklich und stolz" ist auf jeden Fall Michael Kleeberg, noch einer aus der Literatenzunft, der in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG glücklich und stolz ist, weil das
"Hamburger Chilehaus, das Kontorviertel und die Speicherstadt zur Liste des Weltkulturerbes hinzugefügt worden sind".
Stolz, weil er selbst dem Chilehaus in seinem Roman "Vaterjahre" ein kleines literarisches Denkmal gesetzt hat. Glücklich, wenn er an dieses Chilehaus in Hamburgs City denkt:
"Dieses steinerne Schiff, dieser backsteinrote Clipper, dieser den Asphalt durchpflügende Eisbrecher des Handelsgeistes, diese gotisch-avantgardistische Nautilus des Kommerzes."
Seefahrer des Handels also: Hamburger Pfeffersäcke aufs Liebevollste poetisch umtanzt.
Axel Springer Verlag und Pro Sieben Sat.1 wollen vielleicht heiraten
"Es wäre der Zusammenschluss zu einem wahren deutschen Medienriesen mit 15 Milliarden Euro Börsenwert und einer neuen Dimension von Marktmacht",
klärt uns die BERLINER ZEITUNG über ein möglicherweise neues Flaggschiff in der Medienlandschaft auf: wenn der Axel Springer Verlag und Pro Sieben Sat.1 tatsächlich miteinander fusionieren sollten.
"Sowohl Springer als auch Pro Sieben Sat.1 wissen, dass sie als Medienhäuser nur bestehen, wenn sie in der digitalen Welt Fuß fassen",
befindet die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG.
"Es entstünde jener europäische Multimediakonzern, den es als Gegengewicht zu den Silicon-Valley-Giganten dringend braucht."
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