Aus den Feuilletons

Ein Leben mit den Royals

Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert
Alles andere als cool: der Schrifsteller T.C. Boyle befürchtet, Demokratie könne sich lediglich als "kleine Episode in der Geschichte der Menschheit" erweisen. © picture alliance/dpa/Foto: Christian Charisius
Von Klaus Pokatzky · 03.02.2017
Die Queen feiert am Montag ihr 65. Thronjubiläum und seit Jahrzehnten mit dabei: Rolf Seelmann-Eggebert. Der Journalist hat die Großereignisse der europäischen Königsfamilien kommentiert. Jetzt wird er 80 Jahre alt. Oder wie der Tagesspiegel schreibt: "Adel hält jung."
"Cool bleiben ist, im wahrsten Sinne des Wortes, alles." Das rät uns die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Bleiben wir cool:
"Unser Planet wird vermutlich noch 3,5 Milliarden Jahre existieren."
Das lesen wir im SPIEGEL: "Aber alle Voraussetzungen für den Erhalt des menschlichen Lebens werden konsequent und mit rasender Geschwindigkeit ausradiert", sagt im Interview T. C. Boyle.
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Spezies nicht mehr lange fortbestehen wird."
Können wir da noch cool bleiben?
"Alle Umweltgesetze, die in den USA bislang erlassen wurden, dürften in den kommenden vier Jahren abgeschafft werden", sagt der Schriftsteller noch, der 27 Bücher vor allem zu historischen Themen geschrieben hat und zu den wichtigsten amerikanischen Literaten gehört.
"Ich glaube, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir uns fragen müssen, ob die Errungenschaft der Demokratie mehr als eine kleine Episode in der Geschichte der Menschheit ist."
Und damit sind wir gezwungen, dass wir uns schon wieder mit dem Mann beschäftigen, den wir doch so gerne übersehen würden.
"Verbrecherbanden und Schurken kontrollieren den größten Teil der Welt", sagt T. C. Boyle: "Zu denen zähle ich Mr Putin ebenso wie Mr Trump." Und den kann das Feuilleton einfach nicht ignorieren.

Das Label "Anti Trump" als Marketingfaktor

"Nach dem Prinzip von Stoß und Gegenstoß ist das Label ‚Anti Trump' zum Marketingargument geworden", steht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Im letzten Quartal 2016 hat die 'New York Times' mehr als eine Viertelmillion Digitalabonnenten gewonnen", macht uns Ursula Scheer Mut.
"Trump hat nicht die Sprachkompetenz eines Viertklässlers, sondern hat im Wahlkampf ein reduziertes Vokabular benutzt, weil er wusste, dass das die Menschen erreicht."
Das erklärt die Linguistin Elisabeth Wehling, die im kalifornischen Berkeley lehrt, dem Berliner TAGESSPIEGEL.
Und wie bereiten wir unsere Viertklässler auf die Verführungen der Twitterwelt vor?
"Es genügt nicht, den Schülern und Studierenden die Nutzung der neuen Technologienbeizubringen und sie auf den digitalisierten Arbeitsmarkt vorzubereiten",
"Vielmehr braucht es eine Medienbildung, die sie befähigt, souverän zwischen dem zu unterscheiden, was wahr und falsch, was wichtig und belanglos ist."
Da werden wir jetzt wieder ganz cool – nach dem Rezept: "Die Kälte zu ignorieren, ist gelebtes Understatement."
Das empfiehlt uns die NEUE ZÜRCHER, die über britische Kleidungsgewohnheiten im Winter aufklärt.
"Besonders Winterfeste verweigern das Tragen von Schirmen, Mützen, Handschuhen und Schals", hat Marion Löhndorf auf der Insel beobachtet:
"Auf Nachfrage erfährt man, dass dies als unmännlich oder uncool empfunden wird."

Rolf Seelmann-Eggebert zum 80.

Und damit kommen wir zum Wesentlichen. "Am Montag feiert die Queen ihr 65. Thronjubiläum", verheißt die Tageszeitung TAZ: "Wir gratulieren." Ich auch. Und vor allem der Mann, der am Sonntag 80 wird.
"Er öffnete dem Publikum unzugängliche Paläste, und nie wurde er dabei untertänig."
So würdigt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG den Kollegen, der uns Monarchisten schon ewig im Norddeutschen Rundfunk erfreut:
"Fast alle europäischen Royals hat Rolf Seelmann-Eggebert in vier Jahrzehnten gesprochen, Großereignisse der Königsfamilien souverän als Kommentator präsentiert", gratuliert Andrea Bachstein.
"Für Generationen von Fernsehzuschauern hat er schwer vorstellbar gemacht, Kronprinzenpaare könnten ohne ihn vor den Altar treten, Babys zur Taufe tragen, Thronjubiläen feiern."
Oder, um es mit dem TAGESSPIEGEL zu sagen: "Adel hält jung."
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