Aus den Feuilletons

Die Frau der Stunde

Die finnisch-estnische Autorin als Ehrengast während eines Interviews im Gresham Palast auf dem 21. Budapest International Book Festival in Budapest, Ungarn, am 24. April 2014.
Die finnisch-estnische Schriftstellerin und Dramaturgin Sofi Oksanen © picture alliance / dpa / Balazs Mohai
Von Adelheid Wedel · 20.08.2014
Die "Süddeutsche Zeitung" und die "Welt" widmen sich der prophetischen Kraft des neuen Romans der finnisch-estnischen Autorin Sofi Oksanen. Und die "FAZ" lässt einen hochrangigen Vertreter des Islamischen Staates zu Wort kommen.
"Finnland ist Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG stellt die finnische Autorin Sofi Oksanen mit ihrem neuen Buch "Als die Tauben verschwanden" vor. Dieser vierte Roman der Schriftstellerin "ist eine Huldigung an die Freiheit Estlands".
Und so stellt die Zeitung die Frage:
"Hat Oksanen das Buch der Stunde geschrieben?"
Wir lesen:
"Zum ersten Mal war Estland im Jahr 1918 unabhängig geworden. Doch erfährt dieser Irrationalismus seine aktuelle Zuspitzung dadurch, dass die baltischen Staaten seit der Annexion der Krim durch Russland in diesem Frühjahr wieder als in ihrer Souveränität bedrohte Länder verstanden wurden. Dieser neue Roman ist als politische Allegorie angelegt, eine Allegorie, der es weder an Eindeutigkeit noch an melodramatischer Süße mangelt."
Oksanen: Westen muss "Nein" zu Russlands Expansionspolitik sagen
Die Süddeutsche Zeitung zitiert die WELT. Da hatte die Schriftstellerin gesagt:
"Es ist an der Zeit, dass der Westen 'Nein' zu Russlands Vorhaben sagt, sein Territorium über die Grenzen des Landes hinaus auszuweiten. Und das ist nicht durch diplomatischen Dialog zu erreichen."
Es sei unmöglich, mit einem Gegner zu verhandeln, der, wenn es um seine Ziele geht, ständig lügt. Es ist schwierig, meint Thomas Steinfeld,
"in diesem Appell anderes zu lesen als eine Aufforderung zum militärischen Konflikt."
Die Frage, "warum die Ereignisse in der Ukraine so schlecht zu entschlüsseln sind",stellt Serhij Zhadan, ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Der 1974 geborene Schriftsteller und Musiker lebt in Charkow. Für seinen Roman "Die Erfindung des Jazz im Donbass", erschienen bei Suhrkamp, erhielt er im Juli den Literaturpreis "Brücke Berlin".
"Ich erinnere mich", erzählt Zhadan, "was für einen Schock es vor ein paar Monaten im Netz auslöste, als Videos von Panzern auftauchten, die mit russischen Fahnen durch die Straßen von Lugansk bretterten. Heute haben wir uns an die Meldungen, so und so viele Kolonnen russischer Panzertransporte hätten die Grenze passiert, einfach gewöhnt. Dieser Konflikt verliert immer mehr die Züge einer innerukrainischer Auseinandersetzung, wonach es im Frühling noch aussah, und verwandelt sich immer mehr in offene Gefechte zwischen Ukraine und Russland – in einen Krieg."
Urheber des Krieges zur Verantwortung ziehen
Ich will nicht, dass Zivilisten sterben. Dass Soldaten sterben. Dass der Donbass zerstört wird, bittet der Künstler. Für ihn ist es wichtig, so sagt er, "
dass, wenn hier wieder Frieden herrscht, all diejenigen zur Verantwortung gezogen werden, die diesen Krieg entfacht haben und die heute Öl ins Feuer gießen, um Karriere oder Geld zu machen".
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG schildert die Begegnung mit einem Kämpfer des Kalifen. Er heißt Abu Yusaf und wurde in Europa geboren,
"jetzt gehört er zum inneren Kreis des Islamischen Staates und zieht für die Herrschaft des radikalen Islam in den Krieg".
Islamischer Staat freut sich über "große Hilfe" des Westens
Er ist der Sicherheitskommandeur des Kalifen. Abu Yusaf ist einer seiner Kampfnamen. Weder sein richtiger Name noch seine Nationalität dürfen bekanntwerden.
"Es zeugt doch von großer Ironie", gibt er zu bedenken, "dass die größten Hindernisse für unseren Islamischen Staat – Gaddafi, Mubarak, Ben Ali und, so Gott will, bald Assad und die Herrscherhäuser von Bahrein bis Marokko mit großer Hilfe des Westens erledigt wurden".
Die Destabilisierung der Regimes helfe dem Islamischen Staat, weiter Fuß zu fassen und zu rekrutieren...
"Seitdem der Arabische Frühling ausgerufen wurde, hat für uns der Islamische Frühling begonnen,
jubelt der Kalifenkämpfer.
Im TAGESSPIEGEL denkt Tatjana Kerschbaumer über die Wirkung nach, die das Töten von Journalisten habe.
"Journalisten sind ein Druckmittel. Ihr Tod garantiert weltweites Interesse",heißt es dort.
"Die IS-Milizen, die ihre Ideologie samt ihrer Verbrechen auf Social-Media-Kanälen verbreiten, sind sehr auf ihre Außenwirkung bedacht. Ein ausländischer Journalist gilt als größeres Faustpfand."
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