Aus den Feuilletons

Der Reformator aus dem Kupferberg

Ein Denkmal Luthers auf dem Wittenberger Marktplatz
Ein Denkmal Luthers auf dem Wittenberger Marktplatz - mit einem Buch. Der Druck ermöglichte eine weite Verbreitung seiner Schriften. © Hendrik Schmidt / dpa
Von Adelheid Wedel · 15.06.2014
Die "Welt" berichtet von einem neuen Museum im Südharz, das die Lebenswelt des jungen Martin Luthers zeigt, während die "Süddeutsche" den Plan von Ex-RTL-Chef Helmut Thoma vorstellt, einen neuen Jugendsender zu gründen.
Die Feuilletons vom Wochenbeginn begrüßen drei Neuigkeiten: ein neues Museum, ein neues Label, einen neuen Jugendkanal. Jetzt im Einzelnen: "Er war halt doch ein Mansfeldisch Kind",titelt die Tageszeitung DIE WELT ihren Artikel über ein neues Museum im Südharz, "das die Lebenswelt der frühen Jahre Martin Luthers zeigt".Eckhard Fuhr verweist darauf, dass "keine Rede davon sein kann, dass der Reformator in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen sei. Der Vater war nicht Bergmann, wie es die Legende lange wollte, sondern erfolgreicher und wohlhabender Unternehmer im mansfeldischen Kupferbergbau".
Bemerkenswerte Funde bei Grabungen in den Jahren 2003 bis 2011 sind ein wesentlicher Grund für den Museumsneubau in Mansfeld. Zwar kam Luther in Eisleben zur Welt, doch kurz nach seiner Geburt zog die Familie um; Luther verbrachte dann die ersten 13 Jahre seines Lebens in Mansfeld. Sein Elternhaus wurde nun denkmalgerecht saniert, "für das eigentliche Museum wurde gegenüber ein Neubau geschaffen", der großzügig Raum bietet für einen Rundgang durch die Lebenswelt des jungen Luther.
"Es soll selbstverständlich werden, dass nicht nur Wittenberg, sondern auch Eisleben und Mansfeld besucht, wer auf den Spuren Luthers unterwegs ist" – so die Hoffnung der Stadt.
Neues Label der Berliner Philharmoniker
Ebenfalls DIE WELT informiert:
"Die Berliner Philharmoniker eröffnen ein neues Label mit Schumann."
Berichtet wird von einem "wackeren Orchesterunternehmen, das weitgehend ohne professionelle Plattenfirmen ab sofort seine Filetstücke via Web-Seite unter die Leute bringen will". Zum Auftakt gibt es "sämtlichen Schumann von Sir Simon Rattle und den Seinen". In feines Leinen verpackt, mit zwei CDs auf einem Metallstift. Manuel Brug bescheinigt den Philharmonikern in seiner Rezension, sie seien "immer auf der Suche nach dem Visionär Schumann".
Nix für die Jugend
Der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG entnehmen wir, dass der 75-jährige Helmut Thoma, ehemaliger RTL-Chef, einen regionalen Jugendsender mit dem Namen "Nix" startet. Vorerst als Zweistundenprogramm, das Thoma als Geschäftsführer beim Regionalsender NRW.TV ab Mittwoch ausstrahlen will. Jeden Werktag wird Nix 20 bis 22 Uhr senden und "all jenen, die von einem Jugendkanal träumen, vormachen, wie es geht." Thoma hat kurzerhand 40 Studenten von privaten Medienhochschulen in NRW rekrutiert. Aus einer alten Wellblechhütte in Düsseldorf soll der Slogan mit Leben erfüllt werden: Wir machen Nix, mach mit.
Die Macht der Poesie
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kramt anhand der Berichterstattung vom Berliner Poesiefestival eine immer wieder mal gestellte Frage hervor:
"Wie aktuell und politisch relevant können Gedichte sein?"
Konkreter gefragt:
"Steigern Zeiten politischer Umbrüche, wie die Türkei, die Ukraine und vielleicht auch Brasilien sie momentan erleben, die Relevanz von Dichtung?"
Beim 15. Berliner Poesiefestival, das am Wochenende zu Ende ging, berichteten junge Künstler von den Epizentren der gegenwärtigen Umbrüche in Europa. Kathleen Hildebrand schreibt:
"Thomas Wohlfahrt, der Leiter der Literaturwerkstatt Berlin und Direktor des Festivals, hat sich in diesem Jahr für ein sehr aktuelles, politisches Programm entschieden. In einem Video-Trailer flatterten zu ernsten Elektrobeats Zettel wie Flugblätter aus der Akademie der Künste heraus, von Hochhäusern herab und schließlich durch die ganze Stadt. Poesie ist subversiv, sollte das heißen, unaufhaltsam und irgendwie auch mächtig."
Das bestätigt auch die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, in der Judith Leister über die Verleihung des Petrarca-Preises für Lyrik berichtet. Insgesamt 57 Preisträger gab es in 40 Jahren.
"Die Geschichte des Preises begann 1974 in der Münchner Wohnung von Hubert Burda."
Zwar ist der Preis schon mehrmals totgesagt worden, "immer wieder jedoch hat er sich gehäutet und neu erfunden".Dennoch drohte bei der Preisverleihung im Münchner Nationalmuseum der Verleger und Stifter Burda erneut mit dem Ende des Preises. So kann man derzeit von den voraussichtlich letzten Petrarca-Preisen sprechen: dem Verfasser konkreter Poesie Franz Mon und dem litauischen Dichter und Essayisten Tomas Venclova.
Mehr zum Thema