Aus den Feuilletons

Cool inszeniert

US-Präsident Barack Obama (16.12.2016).
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama - wie cool war er? © dpa / picture alliance / Olivier Douliery
Von Arno Orzessek · 20.01.2017
Was bedeutet eigentlich "cool" in der amerikanischen Kultur? Die Süddeutsche Zeitung liefert eine Begriffsgeschichte, die bis in die 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Wie man cool inszeniert wusste der nun ehemalige US-Präsident Barack Obama laut SZ ganz genau.
"Ramasuri dui dui duri" schallt es aus der Tageszeitung DIE WELT...
Und weil sich so ein lustiger Lautmalquatsch in der Überschrift nicht von selbst erklärt, erhofft man sich natürlich nähere Aufklärung durch das Studium des Artikels.
Doch da steht, einfach so, das gleiche noch einmal, nur um zwei – Apostrophs mitgerechnet: drei - Worte verlängert:
"Gibt’s a Ramasuri, dui dui duri."
Fest steht immerhin, dass der WELT-Autor Manuel Brug die uns rätselhafte Formulierung auf die neueste Ballnacht der Wiener Philharmoniker münzt.
Und wenn wir wenigstens das richtig verstehen, soll Brugs spezieller Slang herzliche Schmäh sein oder solche imitieren und ausdrücken, was wir selbst so formulieren würden:
'Schon ganz schön schräg, so eine Ballnacht im Dabeisein der Anna Netrebkos und Placido Domingos dieser Welt, aber auch ganz schön.'
Doch lesen Sie selbst, liebe Hörer! Wir sind, was solche Bälle angeht, inkompetent.

Obama sang mit Mick Jagger den Blues

Rein gar nichts mit Wiener Ballnacht-Stimmung zu tun hat das Phänomen, dass die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG unter der Überschrift "Kalt erwischt" untersucht.
Andrian Kreye erklärt die Bedeutung des "Cool" in der amerikanischen Kultur und geht dabei bis in die Vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts, bis auf Miles Davis und Charly Parker zurück.
"Cool war erst einmal kein Stil, sondern eine Haltung. Wer sich verweigerte, so die Logik dahinter, war auch nicht greifbar. Die Musik wurde komplizierter, die Musiker unnahbarer. Hinter ihrer Ironie verbarg sich fortan ein scheinbar unerschütterliches Selbstbewusstsein, eine innere Ruhe und Lässigkeit, um die der Rest der Welt sie schon bald beneidete."
Indessen betont der SZ-Autor Kreye, dass wir heute nicht mehr cool, sondern – wenn überhaupt, dann – "postcool" sind.
Und an diesem Fort- oder Rückschritt hat laut Kreye auch Barack Obama, nunmehr Ex-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, seinen Anteil.
"Streng genommen war Barack Obama nicht cool. Aber er wusste, wie man Cool inszeniert. Er sang gemeinsam mit Mick Jagger den Blues […] und ließ sich beim Bodysurfing in den Wellen von Hawai fotografieren. Da stellte sich dann schon bald die Frage – kann cool noch cool sein, wenn der mächtigste Mann der Welt cool ist? "
Die SZ-Antwort auf diese Frage von erschütternder Relevanz lautet, wie angedeutet: 'eher nein'.

Unklare Soziologenworte

Aber ob so oder so, cool oder nicht: Wir schlagen jetzt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG auf, in der uns Gerald Wagner "Von Wachstumsmenschen und Sinnverlierern" erzählt.
Genauer gesagt: Wagner berichtet von einer Soziologen-Tagung an der Berliner Humboldt-Universität und fasst seine Eindrücke in der starken Formulierung zusammen: "Deutschland in der Erfolgskrise."
Allerdings versucht der FAZ-Autor auch, den Blick der Soziologen – darunter Branchengrößen wie Stephan Lessenich, Heinz Bude und Hans-Peter Müller - auf die zukünftige deutsche Gesellschaft zu paraphrasieren. Und lässt sich dabei zwei Sätze durchgehen, die wir unter ‚Zumutung‘ abheften. Sie gehen so:
"An einer Fortsetzung der erfolgreichen korporativen Wirtschaftsordnung ist sicher nicht zu zweifeln. Doch auch die Suche nach einem aufgeklärten Begriff von Gemeinschaft in Verbindung mit einer Renaissance des Nationalstaats weist auf gebotene Veränderungen der politischen Lebensführung […] hin, allein schon um dem Zuwachs an autoritären Mentalitäten auch im Bildungsbürgertum […] etwas entgegenzusetzen."

Ein Rat für die Grünen

Allemal klarer als dieser semantische Kuddelmuddel ist die Perspektive, die Peter Unfried in der TAGESZEITUNG der Partei Die Grünen im Blick auf die kommende Bundestagswahl eröffnet:
"Die Grünen müssen […] die SPD herausfordern, die liberalen unter deren Wählern ansprechen, denen die Partei in dieser Hinsicht nicht geheuer ist. Ebenso Unionswähler, denen die CSU nicht geheuer ist. Es würde aber auch schon helfen, sich nicht in gesellschaftsfernen Metadebatten zu verheddern." -
Wohl wahr, sagen wir… Und sonst nichts mehr. Außer: Tschüss!
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