Aus dem Salon der Nähmaschinen-Prinzessin

Gast: Michael Stegemann / Moderation: Olaf Wilhelmer · 27.01.2013
Francis Poulenc liebte Frauen und Männer, war frivol und tiefgläubig, schrieb katholische Sakralmusik ebenso wie lockere Chansons – ein Mann der gleitenden Übergänge, kein Mann für ästhetische Kategorien. Seine Musik klingt leicht, ist aber schwer zu verstehen – seine Werke provozieren den Hörer mit ebenso abrupten wie absurden Brüchen.
Verwirrend bunt ist auch das konzertante Schaffen in dem ansonsten nicht sehr großen Orchesterwerk des Komponisten: Fünf Konzerte hat Poulenc geschrieben; gemeinsam ist ihnen nur, dass das Soloinstrument Tasten aufweist. Der Reigen beginnt mit dem Concert cham-pêtre für Cembalo und Orchester, geschrieben 1927-28 für die Alte-Musik-Pionierin Wanda Landowska. Es folgt die "Aubade" – ein "choreographisches Konzert" für Klavier und 18 Instrumente (1929), das von Glenn Gould geschätzt wurde.

Dann das Doppelkonzert d-Moll für zwei Klaviere und Orchester (1932) und – als wohl bekanntestes Werk – das g-Moll-Konzert für Orgel, Streicher und Pauken (1938). Ein "richtiges" Klavierkonzert in cis-Moll kam 1949 als Epilog hinzu. Es sind markante Stücke im Geist des Neoklassizismus, die nicht zuletzt auf Anregung der Fürstin Polignac – geborene Singer, Erbin der gleichnamigen Nähmaschinen-Dynastie – entstanden.

Poulencs Musik ist in gewisser Weise eine Rarität der Spielpläne, aber bei genauerer Betrachtung werden diese Werke gar nicht so selten aufgeführt. Auch diskographisch kommt einiges zusammen – von Poulenc als Interpreten seiner selbst über Gould und Gilels bis hin zu Jos van Immerseel, dem Guru der historischen Tasteninstrumente.