Aufhängen oder lachen?

Gäste: Maren Kroymann, Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin und Brigitte Hieronimus, Paarberaterin und Wechseljahr-Expertin · 10.04.2010
Männer kommen in die "besten Jahre" - Frauen in die Wechseljahre, Männer kriegen graue Schläfen, Frauen Hitzewallungen... Und über die Wechseljahre und ihre Nebenwirkungen wird eher geschwiegen.
Das wollte Doris Dörrie ändern; gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Ruth Stadler hat sie sich des Tabus angenommen: Ihre sechsteilige Fernsehreihe "Klimawechsel", die in dieser Woche im ZDF angelaufen ist, erzählt auf komödiantische, unverklemmte, manchmal auch derbe Art und Weise die Schicksale von vier Lehrerinnen. Sie teilen nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch Schweißattacken, Wutausbrüche und andere leidige Symptome.

Eine der Schauspielerinnen ist Maren Kroymann. Sie hat eine Paraderolle als ebenfalls in die Jahre gekommene Frauenärztin, die sich selbst zur Verjüngung ab und an Botox spritzt, ihren jungen Lover in der Mittagspause in ihre Praxis "bestellt" und gemeinsam mit einem ebenso ältlichen Psychotherapeuten ihre geheimen Fantasien auslebt.

Die heute 60-Jährige kennt, was sie da so lustvoll spielt: Sie selbst hat ihre Wechseljahre hinter sich und erzählt offen von ihren Schlafstörungen, Herzrasen, von einem plötzlichen Lagerungsschwindel, der sie fürchten ließ, sie habe einen Hirntumor.

Ihr Mut machender Rat: "Das Schöne ist, es geht vorüber und hinterher ist es viel besser." Die Kabarettistin und Sängerin steht auch zu ihren Falten. "Was im Leben Spaß gemacht hat, geht direkt in die Falten."

"Die Wechseljahre sind keine Tragödie, sondern ein Aufbruch in eine neue Lebensphase, aber dazwischen gibt es Berg- und Talfahrten, und da müssen wir uns gut anschnallen","

sagt die Wechseljahr-Expertin Brigitte Hieronimus.

Die 58-jährige Leiterin des Instituts für Gesundheit und Ökonomie in Borken kennt alle Höhen und Tiefen dieser Lebensphase, auch aus eigener Anschauung – die ersten Anzeichen erwischten sie, als sie 44 Jahre alt war.
In ihren Vorträgen, Seminaren und Beratungen möchte sie den Frauen vermitteln, dass die Wechseljahre auch eine Chance sind, um sich noch einmal neu zu orientieren: Es gehe doch "nur" die Fruchtbarkeit verloren – dies geschehe im Übrigen als Schutz für die Frauen, das habe die Natur schlau eingefädelt.

""Sie sind von vielen Dingen entbunden, im wahrsten Sinne des Wortes: Sie können ihre Sexualität noch einmal neu definieren: Will ich das überhaupt noch? Mit diesem Mann? In dieser Beziehung? Was will ich wirklich? Nur die meisten Frauen trauen sich das nicht. Ich sage den Frauen immer: So wie ihr die Pubertät erlebt habt, so erlebt ihr auch die Wechseljahre, da ist etwas, was zur Reife gebracht werden will."

Wechseljahre seien nicht nur ein Thema für Frauen, auch Männer trudelten hinein – oft, ohne es sich einzugestehen. Auch bei ihnen spielten die Hormone verrückt:

"Die Wechseljahre führen zu einem großen Gefälle: Bei den Frauen kommt es zu einem Testosteronschub, das ist ein richtiges Anschubhormon, das schiebt uns richtig raus ins Leben. Im Unterschied zu den Männern, bei ihnen sinkt der Testosteronspiegel."

Kurz: "Der Mann sucht das Sofa, die Frau flieht das Sofa."

Die Wechseljahre bedeuteten für viele Paare eine echte Prüfung, das merke sie auch in ihren Paarberatungen.

"Meist sind es die Frauen, die diese Veränderung spüren, aber die Männer wollen meist nicht über die Partnerschaft reden. Die Frauen dagegen drehen noch einmal richtig auf."

"Aufhängen oder lachen? Frauen und Männer in den Wechseljahren" -
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Maren Kroymann und Brigitte Hieronimus. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 8503 – 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet:
Über Maren Kroymann
Über Brigitte Hieronimus
Zu der Reihe Klimawechsel

Literaturhinweis:
Brigitte Hieronimus: "Romeo und Julia in der Midlife-Crisis. Liebe, Lust und Leidenschaft in turbulenten Zeiten", Kreuz Verlag 2003